Der Burgstall und das Burgensterben

Der Burgstall liegt versteckt an einem dicht bewaldeten Hang in der Nähe von Lichtenstein und dem Örtchen Buch.

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Geht man bei der eher unauffälligen Grupierung einiger Felsen hangaufwärts, so stößt man auf einen gewaltigen Halsgraben. Bereits dies ist das Zeugnis einer einst zweifelsohne stattlichen Burg.

Breite und Tiefe der Burggräben waren nicht nur wehrtechnisch begründet, sondern auch ein wichtiges Statussymbol. Außerdem lieferten sie - sofern aus dem Fels gehauen - reichlich Baumaterial.

Nur ein einziges Mal begegnet uns diese Burg in den mittelalterlichen Urkunden, nämlich im Jahr 1225. Damals schenkte Hermann von Arnstein mehrere Besitzungen im Umkreis von Merzbach dem Kloster Banz. In der Schenkungsurkunde wird neben den Besitzungen auch der Platz genannt, nicht mehr die Burg; damit wird klar, dass die Burg damals schon eine Ruine war.

Von der einst stattlichen Burg sind heute nur noch der Halsgraben und wenige Steine übriggeblieben. Solche Burgen, die nur noch an Bodenspuren zu erkennen sind, bezeichnet man heute als "Burgstall" - als Stelle einer Burg. Im Mittelalter war der Begriff "Burgstall" dagegen ein Synonym für eine im Verfall begriffene Burg.

Als die Burg 1956 wiederentdeckt wurde, hatte sich schon ein Steinbruch tief in ihr Inneres hineingefressen.

Für die frühe Burggründung spricht schon alleine der Lageplatz an einem steilen Hang. Eine ähnliche Hanglage finden wir bei der Burgruine Rotenhan. Direkt jenseits des Halsgrabens steigt das Gelände steil an und überhöht rasch die Burg. Dass man so große militärische Nachteile in Kauf nahm, zeigt die untergeordnete Bedeutung wehrtechnischer Aspekte beim Bau der Burg.

Der Zugang lag an der Südseite, wo heute eine schmale Eingangsschneise auf die Felsformation führt. Die Schneise diente im 18./19. Jahrhundert der Erschließung eines Steinbruchs, der vor allem die östliche Burghälfte stark in ihrem Bestand reduzuerte.

Der Burgstall zeigt alle Merkmale einer früh abgegangenen Burg:

- an den Felsen sind Spuren einer künstlichen Absteilung zu erkennen

- auch sind Spuren einer ihrem Rand aufsitzenden Ringmauer zu erkennen.

Die ehemalige Ringmauer zeigt ein Zweischalenmauerwerk aus kleinen, gut behauenen Sandstein-Quadern. Diese Bauweise ist typisch für Burgen des 11. und frühen 12. Jahrhunderts. Die Burgen besaßen zumeist ein Zweischalenmauerwerk: eine Außen- und Innenseite aus größeren Steinen, dazwischen ein Füllwerk aus Bruchmaterial und Kalkmörtel. Im 11. und 12. Jahrhundert bestanden die Schalen meist aus sehr kleinen, gut zugehauenen und sorgfältig geschichteten Quadern, sog. Handquader. Diese kleinen Handquader finden wir heute noch auf dem Burgstall, sie sind über das gesamte Burgareal verstreut.

Die Vorburg dürfte sich talseitig hangabwärts erstreckt haben, da nach Norden jegliche Spuren fehlen.

Das Burgensterben

Etliche Burgen wurden noch während des Hochmittelalters, d.k. kurz nach ihrer Erbauung aufgegeben oder verlagert. Dafür gibt es viele Gründe:

* schlechter Baugrund und deshalb Probleme mit der Standfestigkeit, es kam zu      Substanzschäden wegen Fundamentproblemen

* schwierige Wasser- und Wirtschaftsversorgung

* Stadtgründungen: das Leben verlagerte sich von der Burg hinein in die Täler und   Städte

* Bau neuer wichtiger Straßen an anderer Stelle

* seltener ist die bewusste Zerstörung durch den Menschen wie im Fall von    Bramberg und Rotenhan

* die Verlagerung territorialer Interessen oft im Zusammenhang mit problematischen   politischen Konstellationen scheint bei Gutenfels zur Aufgabe der Burg geführt zu   haben.

Die Herren von Arnstein haben ihre Aufmerksamkeit dem Kernbesitz im Nordjura bei Kulmbach zugewandt und konnten deshalb den Wiederaufbau ihrer Burg Gutenfels nicht mehr bewerkstelligen.

* Auch Naturkatastrophen wie Erbeben oder Feuer konnten zum Untergang einer   Burg führen.

Es wird angenommen, dass ein Blitzschlag oder ein Funkenflug vom Küchenkamin Burg Gutenfels schon im 12. Jahrhundert zerstört hat.