Christian Truchseß von Wetzhausen

Schloß Bettenburg ist von 1343 bis heute im Besitz der Truchsesse von Wetzhausen. Im Bauernkrieg 1525 zerstört, wurde das Schloss völlig neu wiederaufgebaut. Christian Freiherr Truchseß von Wetzhausen war wohl ihr berühmtester und vielleicht auch liebenswertester Bewohner.

Der “Baron” wurde 1755 im nahen Schloss Bundorf geboren. Aufgrund einer eher nachlässigen Erziehung durch Hauslehrer verfügte er mit knapp 20 Jahren über eine nur lückenhafte Bildung. Doch schon bald führten gelehrte Freunde Wissen und Bildung an den interessierten jungen Mann heran. Im Militärdienst galt er als verwegener Ritter, quittierte den Dienst aber schon nach zwölf Jahren im Rang eines Majors.

Von 1786 an widmete sich Christian von Wetzhausen ganz dem Ausbau seiner Bettenburg. Er ließ den alten Wohnbau zum Schloss umgestalten, benannte Zimmer nach Goethe, Schiller, Lessing oder Wieland und ließ eine Bibliothek einbauen, die jedermann zur Verfügung stand.

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1789 ließ er den nahegelegenen Landschaftspark anlegen. Entsprechend dem Zeitgefühl einer Vergangenheitssehnsucht und leichten Mittelaltereuphorie schmückte er den Park mit einer künstlichen Burgruine, einem Minnesängerplatz, Ritterdenkmälern und vielen Steinen mit Sinnsprüchen. Daneben dachte er durchaus praktisch und ließ vorbildlich Gärten und Obstbäume anlegen. In einem 1819 erschienenen Lehrbuch beschreibt er nicht weniger als 441 Kirschsorten, was ihm bei den Bauern den Spitznamen “Kirchenbaron” oder “Kirchentruchseß” einbrachte.

Der “Bettenburger Tafelrunde”, die er um 1800 gründete, gehörten illustre Mitglieder an wie die Dichter Gustav Schwab, Jean Paul, der Homer-Übersetzer Heinrich Voß, der Sagensammler Ludwig Bechstein, der Komponist Louis Spohr und der Freiherr Friedrich de la Motte Fouqué. Die Gastfreundschaft des Christian von Truchseß ist wohl “schrankenlos” gewesen. Heinrich Voß beschreibt ihn mit folgenden Worten: “Ich fand einen der köstlichsten Menschen, die je auf Erden lebten, den Ritter Truchseß von der Bettenburg… Er ist, wie ich mir die hochherzigen Ritter vor dreihundert Jahren denke,- ein wahrer Nachhall aus jener Zeit der Treue und der altdeutschen Herzlichkeit…”

Berühmtester Gast der Tafelrunde war der Dichter Friedrich Rückert. Rückert hatte auf der Bettenburg “Heimatrecht” und bewohnte in jungen Jahren oft wochenlang ein Zimmer mit der stimmungsvollen Aussicht auf die Haßberge.

Schöne Ausblicke dieser Art konnte der Schlossherr selbst nicht mehr geniessen. Mit etwa 50 Jahren befiel ihn ein Augenleiden, das ihn nahezu ganz erblinden ließ. Hinzu kam eine zunehmende Taubheit. Im Jahre 1826 stirbt Christian Freiherr Truchseß von Wetzhausen, Nachkommen hatte er keine. Seine Bauern hatte er früher als andere aus der Hörigkeit freigegeben und stets auf vielfältige Weise für sie gesorgt.

Eine überlieferte Anekdote gibt uns Aufschluß über sein soziales Empfinden und Handeln:

Der Baron geht täglich im neu angelegten Landschaftspark spazieren. Eines Tages begegnet ihm eine alte Frau in gebeugter  Haltung mit Brennhölzern auf dem Rücken. Er fragt sie: warum schleppen sie so viel Holz, wäre es nicht bequemer, wenn sie öfters hierherkommen und immer nur eine kleine Portion Holz mitnehmen. Darauf die alte Frau: Das traue ich mich nicht. Sie müssen wissen, das Holz gehört dem Baron und ich habe Angst davor, dass er mich entdeckt beim Wegschleppen seines Holzes. In diesem Moment kommt ein Bauer mit seinem Wagen vorbei und sagt laut: Guten Tag, Herr Baron!

Darauf der Baron: Würden Sie bitte die ältere Dame nach Hause fahren, sie hat soviel Holz zu schleppen.”