Rückert - Wanderweg

                Auf den Spuren Friedrich Rückerts von Ebern nach Coburg

 

"Prahl nicht heute: Morgen will dieses oder das ich tun! Schweige doch bis morgen still, sage dann: Das tat ich nun!

                                                                                  Friedrich Rückert

Wegbeschreibung

In Ebern am heutigen Finanzamt - dem ehemaligen fürstbischöflichen Amtshaus erinnert eine Tafel an den Dichter, der hier seine Jugendjahre verbachte: Hier lebte und schuf unsterbliche Werke im Frieden des Elternhauses 1809-1821 Friedrich Rückert.

Nach einem kleinen Spaziergang durch das althistorische Städtchen Ebern begeben wir uns zur Burgruine Rotenhan mit Blickkontakt zum Schloß Eyrichshof.

In Ebern lernen Sie den historischen Marktplatz kennen mit seinen anmutigen Bürgerhäusern vorwiegend aus dem 17. Jahrhundert und dem hervorragend renovierten Rathaus (Renaissancebau, 1687-1692).

Bereits nach knapp einer halben Stunde haben Sie Blickkontakt zum Schloß Eyrichshof mit der nahegelegenen Gastwirtschaft Zur Specke. Die Gastwirtschaft besteht noch heute und im Sommer läßt es sich dort im Wirtsgarten gut leben.

Schloß Eyrichshof ist eine stattliche Anlage aus gelbem Sandstein und wird noch heute vom Adelsgeschlecht derer von Rotenhan bewohnt.

Nach einem leichten Anstieg erreichen Sie in

ca. 20 Minuten die Burgruine Rotenhan.

Die Burgruine Rotenhan gehört zu den 100 wichtigsten Geotopen in Bayern. Zudem wurde sie zum Schutz vor weiteren Verfallserscheinungen in den Burgenkundlichen Lehrpfad aufgenommen. Wenn Sie unmittelbar neben dem Parkplatz an mächtigen Zwillingseichen vorbei schlendern und in den Wald hineingehen, dann treffen Sie auf mehrere große Sandsteinblöcke, die bergseitig von einem Halsgraben umgeben sind.

Die Burgruine ist einzigartig, sie wurde in wesentlichen Baubestandteilen komplett aus dem Felsen herausgehauen. Zu sehen ist heute noch der Zugang - aus blankem Fels herausgemeißelt- er führt durch eine gotisch zugespitzte Pforte über massive Treppen in den vormals oberen Burgbereich. Weiterhin sind noch heute u.a.  zu sehen Auflagen für Holzdecken und Wehrgänge, Widerlager für Balken, durch die die Felsblöcke miteinander verbunden waren.

Die Burg war Stammsitz des heute noch existierenden Adelsgeschlechtes derer von Rotenhan. 1323 wurde sie in einer Fehde und aufgrund von Falschbezichtigungen seitens des Würzburger Bischofs nach heftiger Gegenwehr und einjähriger Belagerung zerstört. Zwar erhielt die Familie Rotenhan ihren Besitz schon 1324 wieder zurück, aber die Burg durfte nicht mehr wiederaufgebaut werden und ist seitdem Ruine.

Von der Ruine Rotenhan ausgehend folgen Sie einem Wanderweg mit schönen Aussichtspunkten hin zum Schloß Gereuth. Die Schlossanlage wurde im 18. Jahrhundert vom Würzburger Füstbischof Johann Philipp im Stil des Spätbarock erbaut. Beeindruckend ist ebenfalls die Barockkirche St. Philipp, die von dem berühmten fränkischen Architekten Joseph Greising errichtet wurde.

Kaum sind Sie durch das kleine Örtchen Gereuth vorbeispaziert, treffen Sie auf gepflegte Waldwege, die zur ehemaligen Synagoge nach Memmelsdorf führen. Im Jahre 1835 legten sich die Juden von Memmelsdorf einen eigenen Friedhof an, der heute noch existiert. Die Synagoge Memmelsdorf ist eine der ältesten Synagogen in Unterfranken, die von der einst lebendigen Geschichte des fränkischen Landjudentums erhalten geblieben ist. Sie wird heute als Lernort für Jugendarbeit und Erwachsenenbildung genutzt.

Nun ist es nicht mehr weit bis nach Seßlach. Wenn Sie die alten Stadtmauern passieren, die heute noch wie vor 600 Jahren die Altstadt umschließen, dann sind Sie eingeladen zum Pausieren und bei einem gemütlichen Abendstadtbummel die überaus bewegte Geschichte dieses attraktiven althistorischen Städtchens kennenlernenzulernen..

Seßlach ist ebenso wie die Stadt Bad Colberg-Heldburg Mitglied einer thüringisch-bayerischen Initiative zur Weiterentwicklung der Kulturlandschaft dieser Region.

In Seßlach werden Sie auf den erschütternden Spuren des Bauernkrieges von 1525 durch die Altstadt geführt. Fünf Stationen beschreiben detailliert Hintergründe und Ablauf der Ereignisse, die letztendlich mit Verhaftungen, Folter und Hinrichtungen blutig zu Ende gingen.

"Es war zu dieser Zeit alles Recht, was man gegen die Armen vornahm, und die Menschen wie die Hühner geschätzt.

                                          Martin Crontal,

                                          Stadtschreiber von Würzburg

Ein längerer Aufenthalt in der Stadt lohnt sich, denn Seßlach bietet regelmäßig stattfindende kulturelle Veranstaltungen, so z.B.

* Faschingsumzug durch die historische Altstadt

* Konzerte und Liederabende

* Internationales Jugendmusikfestival

* Altstadtlauf rund um die Stadtmauer

* Einzigartige Naturführungen im nahegelegenen Rodachtal

* Kunsthandwerkermarkt / Weinfest

Empfehlenswert ist auch das Seßlacher Bier, das Bürger mit Braurechten heute noch im Städtischen Brauhaus selbst sieden können.

Genaue Termine erfahren Sie im Internet unter

www.sesslach.de;

www.initiative-rodachtal.de

Ausschnitt aus der Seßlacher Chronik

1525 Die Seßlacher hatten sich am Bauernaufstand beteiligt. Sie kämpften gegen die Übergriffe der Reichsritter in städtische Rechte und für die Stärkung der städtischen Selbstverwaltung. Die Niederlage des Bildhäuser Haufens beendet auch diesen Anlauf zu mehr Selbstständigkeit.

1640 Die Stadt wird im Dreißigjährigen Krieg gestürmt und verwüstet.

1810 Seßlach kommt endgültig zum damaligen Königreich Bayern.

1933 Die NSDAP übernimmt die Macht in Seßlach; im Kampf gegen die katholische Kirche werden Schule und Kindergarten vom Staat übernommen.

1945 Kriegsende: Hunderte von Flüchtlingen kommen in die Stadt und bleiben zu einem großen Teil als Neubürger da.

1974 Seßlach wird in die Städtebauförderung aufgenommen. Was wir heute in Seßlach sehen, das ist eine moderne, behutsam erhaltene mittelalterliche Stadt.

1986/87 Landes- und Bundessieger für

Beispielhafte Stadtsanierung

Friedrich Rückert verbrachte die Semesterferien jeweils bei seinen Eltern in Seßlach zu einer Zeit, als sein Vater dort arbeitete und später als Rentbeamter nach Ebern versetzt wurde. Von hier führten Wanderungen den jungen Studiosus nach Coburg - einer Stadt, die ihn wegen der umfangreichen Herzoglichen Bibliothek in seinen Bann zog und in der er später die Frau seines Lebens kennenlernte.

Empfohlen wird eine Übernachtung in Sesslach, um am nächsten Tag auf den Spuren Friedrich Rückerts nach Coburg zu wandern.

Der Weg führt Sie - wie könnte es anders sein - durch gepflegte Wälder und Wiesen vorbei an dem Örtchen Witzmannsberg. Hier lädt ein schön gestalteter Dorfbrunnen mit seinem laufenden frischen Quellwassser zur Abkühlung und zur Rast ein.

Nun dauert es nur noch knapp eine Stunde, bis Sie an der ehemaligen Gutsschäferei des Ahorner Schlosses ankommen. Die restaurierte Gutsschäferei beherbergt nahezu 30.000 Exponate aus Alltagskultur und Handwerk des Coburger Landes.

Im Blickkontakt mit Schloss Ahorn nähern Sie sich Coburg, dem Wahrzeichen der von Baudenkmälern, Kunstschätzen, Burgen, Schlössern, Parks und Grünanlagen gekennzeichneten Stadt.

Veste Coburg, auch Fränkische Krone genannt, gehört zu den größten, besterhaltenen und wohl auch schönsten mittelalterlichen Festungsanlagen Deutschlands.

Kulturhistorische Highlights der Stadt sind ihre Museen, u.a. die

* Kunstsammlungen der Veste Coburg.

www. kunstsammlungen-coburg.de

Die Stadt spielte im Leben Friedrich Rückerts in mehrfacher Hinsicht eine wichtige Rolle. Angezogen von der Herzoglichen Bibliothek lernte er in Coburg die 23jährige Anna Luise Maria Magdalena Wiethaus-Fischer kennen. Die beiden heiraten einander.

In dem nur kapp 12 Monaten umfassenden Zeitraum zwischen Kennenlernen und Hochzeit schrieb Rückert den ca. 300 Gedichte umfassenden Zyklus Liebesfrühling:

Die Stunde sei gesegnet, wo ich dir begegnet bin, wenn diese Liebe Lust dir weckt in stiller Brust, wie Thau auf Blumen regnet

In Coburg widmete sich Rückert seiner wissenschaftlichen Leidenschaft - den Studien orientalischer Literaturen und Sprachen -  und fühlte sich dabei offensichtlich sehr wohl.

Er nahm nach der Eheschließung ordentliche Professuren an in Erlangen und Berlin. Der Abschied von Coburg fiel ihm schwer, seine Familie zog mit ihm. Nach dem Tod seiner Frau hat er sich endgültig zurückgezogen in Coburg Neuses.

Das Grab von ihm und seiner Ehefrau liegt direkt neben dem Grab von seinen Schwiegereltern mit einer Grabinschrift in seinem Sinne:

Hier ruhen in Frieden, im Leben wie im Tode ungeschieden.

                                                                                            Friedrich Rückert

In Coburg angekommen folgen Sie den letzten Spuren Friedrich Rückerts bis hin zu seiner Lieblingsstätte dichterischen Schaffens, dem Goldberghäuschen. Hier hat der sprachgelehrte Dichter auch nach dem Tod seiner geliebten Frau 1857 in Ruhe und Abgeschiedenheit neue Kraft für seine Poesie gefunden.

Noch im hohen Alter wohnte in Rückert ein ungebrochener Geist. So schreibt er in seinem letzten Lebensjahr, von Krankheit gezeichnet, Gedichte, in denen er seine verstorbene Lebensgefährtin verewigt:

Du hast mich sanft geleitet                 Dich hab ich nicht verloren,

durch lauter Frühling hin.                    so lang ich fühlen kann,

Die Flügel dann gebreitet,                  du siehst mich neugeboren

zum Himmel zu entfliehn.                   in jedem Frühling an.

Im herbsten Schmerz,                        In finstrer Nacht

ein linder Trost,                                   ein helles Licht,

wie einst mein Schatz                         wenn in mir wacht

mit mir gekost.                                    dein Angesicht.

1866 stirbt Friedrich Rückert in Coburg-Neuses im Alter von nicht ganz 78 Jahren.

Das einsam und idyllisch gelegene Goldberghäuschen, an dem Sie sich nun befinden, lädt alle ein zu gemütlichen Spaziergängen rund um den nahegelegenen Naturpark.

File:Goldberghaus 1.jpg