Sebastian von Rotenhan  --  der gelehrte Ritter

Die Herren von Rotenhan sind die einzige Adelsfamilie, die seit 1229 ihren Sitz in den Haßbergen hat.

Ihre Stammburg wurde 1324 geschleift zu einem Zeitpunkt, als Wolfram von Rotenhan unter dem Druck des Würzburger Bischofs Urfehde schwören mußte gegen den rebellischen Reichsritter Wilhelm von Grumbach.

Das berühmteste Mitglied der Familie ist Sebastian von Rotenhan. Eine Bronzetafel in der Würzburger Marienkapelle zeigt sein Wappen und sein Brustbild. Nach übereinstimmender Meinung seiner Zeitgenossen war Sebastian von Rotenhan “gleich hervorragend in der Führung der Feder und des Schwertes”.

Geboren ist Sebastian von Rotenhan am 13. Januar in Rentweinsdorf, im Baunachgrund; er wurde hineingeboren in die Umbruchszeit des ausgehenden Mittelalters, des heraufkommenden Humanismus und der Reformation. Der junge Rotenhan studierte in Erfurt, Ingolstadt und Bologna, beherrschte vier Sprachen und erwarb in Siena den Doktorgrad beider Rechte. Er erweiterte seine Studien der Zeit entsprechend durch Reisen, die ihn zwischen 1512 und 1515 in zwölf verschiedene Länder führte bis hin nach Jerusalem. Dort wurde er in den Orden vom Heiligen Grab aufgenommen.

In die Heimat zurückgekehrt, bekleidete Sebastian von Rotenhan nach kurzem Dienst in Mainz ab 1521 am Hochstift Würzburg die Ämter des Hofmeisters und dann auch das des Hofmarschalls. Bereits 1520 veröffentlichte er ein Büchlein mit geografischen Namen, von ihm stammt auch als Kartograf die erste Karte des Frankenlandes, außerdem förderte er die Herausgabe von Chroniken und Geschichtsbüchern anderer Autoren. Sebastian von Rotenhan war für die damalige Zeit umfassend humanistisch gebildet.

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Im Bauernaufstand von 1525 aber wurde er zum Mann des Schwertes. Als Fürstbischof Konrad von Thüringen sein Residenzschloß in Würzburg verließ, leitete Sebastian von Rotenhan den Abwehrkampf auf der Marienburg gegen die Belagerer. Nur durch sein strategisches Geschick und seine persönliche Tapferkeit konnte der Abwehrkampf erfolgreich verlaufen. So blieb das Symbol der bischöflichen Macht und Herrschaft erhalten. In Würzburg ist die Rotenhanstraße nach ihm benannt. Gleichzeitig wurde seine eigene Burg in Rentweinsdorf nach längerer Belagerung am 24. April 1525 von den Bauern eingenommen. Für die Schäden, die sie anrichteten, bekam er später aus der bischöflichen Entschädigungskasse 9758 Gulden.

Sebastian von Rotenhan hatte im Verlauf seines Lebens die höchste Stufe der Ritterwürde erlangt und war im Kontakt mit den kulturellen, wissenschaftlichen und politischen Größen seiner Zeit. Am 10. Juli 1532 starb der unverheiratet gebliebene Sebastian von Rotenhan in Rentweinsdorf und wurde in der damaligen Schloßkapelle begraben.