Paul Graf von Waldersee (1831-1906)

Musikforscher und Musikschriftsteller

Er wurde 1831 in Potsdam geboren als Mitglied einer preußischen Adelsfamilie. Ebenso wie seine Vorfahren trat er in den Militärdienst ein und brachte es bis zum Major.

Schon während des Militärdienstes setzte sich seine musikalische Begabung durch. Ein Konzert, das er 1869 im Neuen Palais Berlin gab, hinterließ einen tiefen Eindruck bei den teilweise berühmten Konzertbesuchern insbesondere bei Friedrich III. Wilhelm, dem Kronprinzen und der Kronprinzessin Victoria von Großbritanien. Kronprinzessin Victoria stammte aus dem Hause Sachsen-Coburg-Gotha.

1871 nahm er als Major Abschied vom Militärdienst, zu einer Zeit, als die Offizierslaufbahn auch in adligen Kreisen hoch angesehen war. Seine Familie nahm daraufhin keine Notiz mehr von ihm. Man blickte vielmehr stolz auf ein anderes Familienmitglied, nämlich seinen Vetter Alfred Graf von Waldersee, der 1900 ein alliiertes Heereskontingent befehligte und den Boxeraufstand in China niederschlug.

Unter diesen Umständen muss sich der sensible Musikforscher Paul Waldersee in der kleinstädtischen Idylle von Königsberg, in der er aus der Großstadt flüchtete, geborgen gefühlt haben. Obwohl in Potsdam geboren, wurde der Graf ein Königsberger.

In einer etwa zwanzigjährigen Tätigkeit im jetzigen katholischen Pfarramt beschäftigte er sich u.a. musikwissenschaftlich und hat sich als ausgezeichneter Kenner und Mitherausgeber der Werke Mozarts große Verdienste erworben.

1906 wurde der Graf tot in seiner Wohnung aufgefunden. Der Stadt vermachte er einen Teil seiner Musikbücher, sie übernahm dafür die Pflege seines Grabes.

Nach seinem Tode wurde auch die adlige Familienchronik ergänzt. Gräfin Waldersee, geborene von Bülow bemühte sich 1955 darum, Einzelheiten aus dem Leben des ledig gebliebenen “Musengrafes” zu erfahren. Als das Stadtarchiv Königsberg der Gräfin ein Bild und Kopien einiger Dokumente zur Verfügung stellte, konnte er auch wieder in die Familiengeschichte aufgenommen werden.