Epikur (341 v. Chr. - 271 n. Chr.)

Epikur war ein grieschischer Philosoph und begründete eine Schule parallel zur Stoa. Sein Lebenslauf ist aufgrund fehlender Quellen mit Lücken behaftet. Wie schon Aristoteless und Platon lehrte Epikur nicht die Unsterblichkeit der Einzelseele, wohl aber die Ewigkeit des Weltalls. Sein Grundmotiv ist die Ausrichtung auf das individuelle Lebensglück indem er Wege zur vollendeten Bedürfnisregulation und meditativer Seelenruhe aufzeigt. Epikur übernahm Demokrits atomistische Lehre und erklärte mit ihrer Hilfe die gesamte Wirklichkeit auf rein materialistische Weise mit konsequentem Verzicht auf transzendente und metaphysische Annahmen. Nach Epikur ist die Materie ungeschaffen und unvergänglich bestehend aus einer unendlichen Anzahl von Atomen. Auch die Seele bestehe aus Atomen. Bewegung ist die Daseinsweise der Atome, die in allen möglichen Kombinationen Entwicklungen im Kosmos unendlich oft realisieren. Epikur sprach schon damals im Plural von Welten geleitet von der Überzeugung, dass der Kosmos mit seinen Gestirnen inclusive Erde nicht notwendigerweise alleine existiert - aufgrund der unbegrenzten Vielzahl der Atome mit ihren dynamischen Kombinationsmöglichkeiten.

Furcht, Schmerz und Begierden sind für Epikur zu überwinden, damit der Mensch dauerhaft Lebenslust und Seelenruhe empfinden kann. Sein Kampf galt insbesondere der Gottesfurcht und der Todesangst. Dass Götter in das Weltgeschehen und in das menschliche Schicksal eingreifen können verwarf er ebenso wie andere philosophische Richtungen als Aberglauben. Der Tod hat nach seiner Meinung keinen Anteil am individuell erfahrbaren Leben und deshalb auch keinerlei Bedeutung denn "solange wir da sind, ist der Tod nicht da, wenn aber der Tod da ist, dann sind wir nicht da". Die Freundschaft innerhalb zwischenmenschlicher Beziehungen war für Epikur ein zentrales Element der Lebensfreude- er gab ihr einen wesentlich höheren Stellenwert als Ehe und Nachkommenschaft.

In der lateinischsprachigen Welt des Mittelalters waren die Texte Epikurs wenig bekannt. In der Neuzeit fand Epikur europaweit Beachtung. Im 20. Jahrhundert beziehen sich Wilhelm Reich, Erich Fromm und Herbert Marcuse in ihren Darlegungen zum Lustprinzip eindeutig auf Epikur.

Beeinflusst von der Philosophie Epikurs hat weniger später der antike Philosoph Epiktet ebenfalls in prägnanten Sätzen komplexe Sachverhalte denkbar einfach zum Ausdruck gebracht, so zum Beispiel der häufig zitierte Satz:  "Es sind nicht die Dinge, die uns aus der Fassung bringen, sondern unsere Sicht der Dinge." Damit hat Epiktet schon sehr früh den Zusammenhang zwischen Denken und Fühlen erkannt. Diese Zusammenhänge werden bis heute wissenschaftlich untersucht und sind auch die Grundlage für die Kognitive Verhaltenstherapie  (Aaron T. Beck, Ellis, M. Hautzinger) geworden.