Kelten - Erlebnisweg

Von Südthüringen über die Haßberge zum Steigerwald

Entdecken Sie die Kelten auf einem Wanderweg hinein in die Vorgeschichte. Sieben Berge mit einmaligen Aussichten geben der Wegstrecke mit einer Gesamtlänge von 254 Kilometern einen abwechslungsreichen Verlauf.

Eine Broschüre zum Kelten - Erlebnisweg können Sie kostenlos beziehen beim Tourismusverband Franken e.V. in Nürnberg

www.frankentourismus.de.

Die faszinierende Welt der Kelten begegnet Ihnen bei den Wanderungen auf vielfältige Art und Weise - Spuren in der Landschaft, die sie gestalteten und in den Museen, die ihre Handwerkskunst ausstellen. Natürlich müssen Sie bei der Spurensuche etwas genauer hinschauen, denn die Blütezeit der keltischen Kultur liegt schon 2000 Jahre zurück (1200 bis 15 v. Chr).

Das Erwandern der gesamten Wegstrecke bleibt jenen vorbehalten, die genügend Zeit haben und über eine gute Wanderkondition verfügen.

Zur Geschichte der Kelten

Die Kelten hinterließen keine schriftlichen Zeugnisse. Für die Römer und Griechen waren sie wilde Barbaren - und dennoch sind die Kelten Mütter und Väter der europäischen Kultur.

Nicht nur bei der Anlage von Siedlungen bewiesen die keltischen Handwerker ihr Geschick - als Eisenbändiger kannten sie das Härtungsgeheimnis bei der Herstellung von Stahl und schufen die besten Waffen ihrer Zeit.

Im Grunde genommen war jeder keltische Handwerker ein Künstler. Schmiedekunst und Glasschmuck, aufwändige Tongefaäße und schlicht geformte, fast modern anmutenden Plastiken - all dies kann in den Museen entlang des Kelten-Erlebnisweges bewundert werden.

Tatsächlich ist es noch weitgehend unbekannt, wie viel keltisches Erbe in unserer Kultur steckt. Die keltischen Stämme waren die größte Kultur der europäischen Vorgeschichte. Ihr Siedlungsgebiet erstreckte sich von Frankreich bis nach Böhmen mit den Schwerpunkten im heutigen Bayern und Thüringen. Später eroberten sie weite Teile Europas.

Europäische Großstädte wie Paris, Budapest und Prag haben ihren Ursprung in einer keltischen Siedlung. Auch waren die Kelten die ersten, die außerhalb der antiken Reiche der Griechen und Römer die Geldwirtschaft einführten. Noch Jahrhunderte später wirkte der Einfluss der keltischen Baumeister nach in den Techniken des mittelalterlichen Burgenbaus und dem Bau der typischen Fachwerkhäuser, denen man entlang des Keltenweges immer wieder begegnet.

Die Kelten wurden neben den Griechen und Römern als Pioniere Europas wiederentdeckt, weil man die nahezu revolutionären Errungenschaften des keltischen Jahrtausends (des letzten Jahrtausends vor Christus) erkannt hat. Zu den vielen revolutionären Errungenschaften gehört die Tatsache, dass die Kelten auf Wasserwegen (Rhein, Rhone und Donau) den Fernhandel zur Nordsee, in den Mittelmeerraum und zum Schwarzen Meer intensiviert haben. Zudem haben sie neue Ansichten “über Gott und die Welt entwickelt.

Aus der Sicht der Griechen und Römer waren die Kelten Barbaren - aus heutiger Sicht eine ungerechtfertigte Beschimpfung: wenn die Kelten bedroht wurden, waren sie zwar voller Todesverachtung und keltoi (= tapfer) bis hin zur Grausamkeit, machtgierig hingegen waren sie nicht.

In der Geschichte hatten die Kelten allerdings ein Problem: sie haben sich nie zu einem einheitlichem Volk zusammengefunden; die Uneinigkeit der vielen Stämme war ihr Untergang zu einer Zeit, als sie von den Römern und German verdrängt oder aufgesogen wurden.

Ihre Sprache hingegen, der Geist ihrer Musik und die künstlerischen Ausdrucksformen sind besonders in Schottland, Irland, Wales und in der Bretagne lebendig geblieben. Es waren die Nachfahren der Kelten, die Europa zum Christentum geführt haben. Irische Wandermönche haben dafür ihr Leben eingesetzt wie Bonifatius oder Kilian.

Die Kultur der Kelten, ihre Siedlungsstätten und ihre Lebensweise sind uns meist nur aufgrund archäologischer Funde bekannt.

Zur Weltanschauung der Kelten

In der Urnenfelder- Zeit (1200 - 750 v. Chr.) wurden die Menschen nach ihrem Tod verbrannt. Die Asche hat man in Tongefäßen, den sog. Urnen, auf Feldern eingegraben. Den Verstorbenen wurde alles mitgegeben, was sie für ein Leben im Jenseits benötigen, so z.B. ein reichhaltiges Mahl für Gäste. Später wurde die Brandbestattung ohne jede Beigabe zur Regel. Für die Kelten war der Tod nichts anderes als eine kleine Atempause in einem langen Leben - sie waren sich schon damals der kosmogenetischen Entwicklungsprozesse bewusst.

Bei den weiträumigen Handelsbeziehungen der Kelten war das Mittelmeer eine wichtige Drehscheibe. Zu dem Handelsangebot der Kelten gehörten Eisenwaren, Waffen und Schmuck, Gold, Salz, Kupfer, Töpferware, Textilien, Getreide, Häute, Hölzer, Trinkhörner und Sklaven. Dafür wollten sie Wein, etruskisches und griechisches Geschirr, Bernstein, Glas, Elfenbein, edlere Pferderassen und medizinische Instrumente.

Machtkämpfe

Die Kelten haben bei ihren Wanderungen viele einheimische Bevölkerungsgruppen verdrängt oder assimiliert. Wiederholt haben sie das römische Weltreich bedroht und konnten erst durch Julius Cäsar, ihrem erbittertsten Gegner gestoppt werden.

Siedlungsformen

In Süddeutschland verlief die keltische Zuwanderung relativ friedlich. Bevorzugtes Wanderungsziel waren fruchtbare Landschaften. Wenn genügend Menschen zusammenkamen, entstanden befestigte Siedlungen an Berghängen oder auf Anhöhen. Eine keltische Siedlung bestand aus verschieden großen Wohnhäusern, Speichern und Vorratsgruben. Die Tiere - Rinder, Schweine, Schafe, Ziegen, Hühner und Hunde - wurden frei gehalten, Stallungen waren nicht üblich, Man ernährte sich hauptsächlich mit dem Anbau von Weizen, Hafer, Roggen, Dinkel, Hirse, Linsen, Erbsen und Ackerbohnen.

Die keltische Gesellschaft war in drei Stände unterteilt:

- die Druiden standen als Priester und Gelehrte an oberster Stelle

- Häuptlinge und Krieger zählten zur nächsten herrschenden Schicht

- die Mehrheit der Bevölkerung bestand aus produktiven Arbeitern

  (Handwerker, Händler, Bauern und Viehzüchter).

Die Untertanen wurden von der herrschenden Klasse demokratisch und tolerant geführt.

Die Einehe war vorherrschend und man hat bei der Partnerwahl auch auf die Schönheit geachtet und Rücksicht genommen auf persönliche Empfindungen - eine Seltenheit unter den Völkern dieser Zeit.

Für spätkeltische Siedlungen waren antike Mittelmeerstädte mit ihren burgenähnlichen Befestigungen Vorbild. Sie waren Mittelpunkte der Macht, der Produktion, des Handels und der Kultur von überregionaler Bedeutung. Für die Standortwahl waren wirtschaftliche und strategische Überlegungen ausschlaggebend. So hat man gern den Verteidigungsvorteil von Bergen genutzt. Dort war ein überwachender Rundblick möglich und gefährdete Stellen wurden durch hohe Mauern mit aufgesetzten Palisaden geschützt. Nicht selten waren auch tiefe Gräben vorgelagert, die eine feindliche Belagerung erschwerten.

Keltische Lebensfreude

Rituelle Feste oder Siege wurden auf einem größeren Dorfplatz in der Gemeinschaft gefeiert. Man saß im Kreis auf Heu, das mit Wolfs-, Bären- oder Hundefellen bedeckt war. Während das einfach Volk gerne mit Honig gesüßtes Weizenbier trank, galt Wein als das Getränk der Reichen und war ihre Leidenschaft. Sie haben den Wein im Unterschied zu den schwächlichen Römern nicht mit Wasser verdünnt und ihn bis zur Trunksucht genossen. Ihre Trinkfestigkeit, Sangesfreude, Streitlust und Gastfreundschaft hat viele Zeitgenossen beeindruckt. Deftige Mahlzeiten wurden bevorzugt - am liebsten Wildschweinkeulen, Hammelbraten, gebackener Fisch und zum Nachtisch Honigbiskuits.

Die Barden fehlten bei keinem Fest in ihrer Funktion als Märchenerzähler, Sagenbewahrer und Minnesänger.

Die keltischen Stämme glaubten an zahlreiche Gottheiten, für fast alles hatten sie eine Gottheit. Auf ihren Siedlungen gab es heilige Plätze, an denen die Menschen mit den Gottheiten in Verbindung treten konnten: Quellorte, Waldlichtungen, Felsgruppen, Berggipfel und Höhlen. An diesen Orten wurden Opfer dargebracht: wertvollste Beutestücke als Gabe an die Götter niedergelegt und Bitt- oder Dankgeschenke abgegeben. Im zeremoniellen Gesang wurde eine Möglichkeit gesehen, die Seele und den Geist der Menschen zu beschwören und zu heilen.