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schwein

Noch heute finden sich Redewendungen in unserem Sprachschatz, deren Ursprünge oftmals bis in das Mittelalter zurückreichen. Sie geben uns Aufschluss über die damalige Mentalität.

Gerhard Wagner, Geschäftsführer der Deutschen Burgenvereinigung e.V. und "Burgvogt" auf der Marksburg am Rhein hat eine unterhaltsame Sammlung "uralter" Redewendungen in seinem Buch Schwein gehabt der Öffentlichkeit nahebracht.

Es folgen einige Beispiele:

Schwein gehabt   bedeutet ohne eigenes Zutun Glück zu haben

Schon im Mittelalter gab es Wettbewerbe wie z.B. Pferderennen, bei denen recht hohe Preise ausgegeben wurden. Der letzte Preis, der den niedrigsten Wert hatte, war ein lebendiges Schwein. Derjenige also, der ein Schwein mit nach Hause nehmen durfte, konnte zwar keinen hohen Preis erzielen, aber immerhin hatte er sozusagen Glück im Unglück gehabt.

Sich die Sporen verdienen   bedeutet  sich auszeichnen, sich würdig erweisen

Bevor ein adliger Knabe den Ritterschlag erhalten konnte, musste er jahrelang als Page dienen. Erst wenn er sich durch Mut ausgezeichnet hatte, empfing er mit 21 Jahren die Schwertleite; dabei wurden ihm im 14. Jahrhundert goldene Sporen angelegt. In gewisser Weise hat sich diese Tradition bis heute noch in England erhalten, wenn Stars wie Paul McCartney oder Sean Connery zum "Sir" ernannt werden.

In Harnisch bringen   bedeutet  jemanden zornig machen

Ein Harnisch ist das Brustteil der Rüstung eines Ritters, den er bei täglichen Kampfübungen und vor allem im Kriegsfall und bei Turnieren anlegte. Gemeint ist mit dieser Redewendung seit dem Mittelalter, dass man denjenigen, den man zornig gemacht hat, dazu brachte, den Harnisch anzulegen um in den Kampf zu gehen. Heute signalisiert diese Redensart, dass man jemanden in Rage gebracht hat, der nunmehr nicht so sehr mit Taten und eher mit Worten für seine Meinung ohne Angst vor Widerständen kämpft.

Eine Lanze brechen   bedeutet verteidigen, eintreten

Diese Redewendung stammt aus dem mittelalterlichen Turnierwesen.Wenn ein Ritter für seinen Freund in den Zweikampf eintrat, , legte er seine Lanze ein,  ritt auf den Gegenger los und riskierte bei den durchaus brutalen Kämpfen,dass die Lanze zerbrach. Heute legt man statt einer Lanze ein gutes Wort ein für jemanden, den man mag und schätzt.

In die Schranken verweisen  bedeutet seine Grenzen aufzeigen, zurechtweisen

Bei den ritterlichen Kampfspielen unterscheidet man zwischen dem Massenkampf Buhurt und dem Tjost, einem Zweikampf. Wenn die Ritter mit ihren Pferden aufeinander losritten, spielte die Schranke eine wichtige Rolle. Die galoppierenden, über eine Tonne wiegenden Schlachtrösser erreichten nämlich eine enorme Geschwindigkeit mit einer entsprechenden Aufprallenergie. Um die Pferde aneinander vorbei zu leiten, errichtete man eine Art von Leitplanke. Im Mittelalter wurde jedem Ritter seine Kampfbahn zugeteilt, die er nicht verlassen durfte. Heute wird jemand in seine Schranken gewiesen, wenn er sich ungebührlich Freiheiten herausnimmt, die ihm nicht zustehen.