Die Burgenstrasse von Mannheim bis Prag

                                                                     eine     Z e i t r e i s e


Die Burgenstrasse zwischen Mannheim und Prag bietet viele Möglichkeiten, in die “gute alte Zeit” einzutauchen sei es in Form einer gesamten Tour oder auch in einzelnen Passagen.

Das Neckartal und der Verlauf der Tauber zählen zu den zauberhaften Eindrücken entlang der Strasse bevor wir mit Nürnberg etwa den halben Weg zurückgelegt haben. Anschließend begleiten die charmanten Landschaften der Fränkischen Schweiz, des Mains, des Frankenwaldes und des Fichtelgebirges die Burgenstrasse, bevor Böhmen den Gast empfängt. Dort führt der Weg zu mächtigen Burgen sowie prächtigen Schlössern und am Ende der Reise setzt Prag der Burgenstrasse die Krone auf.

Eine Reise entlang der Burgenstrasse ist immer auch eine Reise durch die Epochen der Geschichte. Vom tiefsten Mittelalter über den glanzvollen Barock bis hin zum strengen Klassizismus begegnen wir den verschiedenen Epochen.

Freie Reichsstadt Nürnberg im Mittelalter

Wie könnte der Alltag in dieser Stadt wohl damals ausgesehen haben?… einer Stadt, die damals ihre Blütezeit erlebte, Kaiser und Könige zu den Reichstagen auf der Kaiserburg empfing und große Söhne wie Albrecht Dürer, Hans Sachs und Veit Stoß hervorbrachte.

Albrecht Dürer lebte hier in seinem Haus am Tiergärtnertorplatz, schuf seine weltberühmten Werke und nahm seinen Feierabendschoppen im “Goldenen Posthorn” im Schatten der Sebalduskirche ein. Das stattliche Haus ist heute ein Museum mit Erlebnis-Charakter: wer es besucht, macht leibhaftig Bekanntschaft mit seiner Frau, der “keifenden Agnes”. In historischer Hausfrauenrobe führt Frau Dürer durch das Haus und plaudert aus dem Nähkästchen, sie erzählt Details aus dem Leben in einem Künstlerhaushalt, von ihrem Umgang mit Geld und von ihrer schwierigen Beziehung zu Albrecht.

Klapprige Pferdefuhrwerke bahnen sich ihren Weg durch enge Gassen, zerlumpte Kinder und ärmlich aussehende Frauen bevölkern die Plätze, mittendrin prüft angewidert ein prächtig gekleideter Patrizier seine vom Dreck verschmutzten Schnabelschuhe. Eilenden Schrittes entfernt er sich von den Gassen und geht hinauf zum Burgviertel, zu seinem herrschaftlichen wenn auch schlecht beheizbaren und zugigen Wohnsitz am Tiergärtnertor zu Füßen der Kaiserburg.

So oder so ähnlich könnte er ausgesehen haben, der Alltag in Nürnberg während des Mittelalters.

Rothenburg ob der Tauber

Weltweit bekann ist die mittelalterliche Romantik von Rothenburg ob der Tauber. Eine wehrhafte Stadtmauer mit zahlreichen Türmen und Toren umgibt noch heute die Stadt und auch heute noch rumpeln Fuhrwerke und Kutschen über das holprige Pflaster. Im berühmten Kriminalmuseum der Stadt sorgen Folterinstrumente, Schandmasken und Henkerbeile für manchen Grusel.

Der Nachtwächter von einst ist heute als historischer Stadtführer im Einsatz und weiß viel zu erzählen über die Geschichte Rothenburgs. Der einstündige Spazierganz mit dem Nachtwächter findet von April bis Weihnachten täglich um 21.30 Uhr statt.

Im Mittelalter hatte es der Nachtwächter zu tun mit lichtscheuem Gesindel, Dieben und Betrunkenen. Sein Aufgabe war es, für Ruhe und Sicherheit der Bürger innerhalb der Stadtmauern zu sorgen, ein manchmal durchaus gefährlicher Dienst.

Zwischen Rothenburg ob der Tauber und Nürnberg liegt nahe Ansbach der kleine Ort Wolframs-Eschenbach. Sein Name erinnert an den prominenten Poeten des Hochmittelalters - Wolfram von Eschenbach. Er wurde im gleichnamigen Städtchen geboren und begraben. Das Wolfram von Eschenbach Museum setzt Leben und Werk des Dichters in Szene.

Zwischen Bamberg und Coburg erinnern eine große Zahl von Festungen wie auch kleinen Ritterburgen an das Mittelalter. Auf dem heute tschechischen Gebiet der Ferienstrasse begegnen uns Burgen mit teils wertvollem Interieur. Damals bezog Kaiser Karl IV. hier häufig sein Quartier auf dem Weg von Nürnberg nach Prag. Auf seiner Burg Karlstein unweit von Prag zog er sich gerne zu “geistiger Versenkung” zurück. Teile seiner Jugend verbrachte er auf Burg Krivoklat, die zu den ältesten und bedeutendsten Burgen der böhmischen Fürsten gehört.

Aufbruch in eine neue Zeit

Mit der Reformation Martin Luthers, der 1530 während des Augsburger Reichstags unter päpstlichem Bann stand und ein halbes Jahr auf der Veste Coburg Zuflucht fand, endete das Mittelalter und die Renaissance läutete die Wende zur Neuzeit ein. Das mittelalterliche Welt- und Menschenbild wurde überwunden und die Renaissance brachte eine verstärkte Hinwendung zum Humanísmus mit sich. In der Architektur kam es zu einer Wiederbelebung klassischer Formen, die ursprünglich von den alten Griechen und Römern entwickelt worden waren.

In jener “Zeit des Aufbruchs” wurden in alten Städten viele bedeutende Bauwerke komplett im neuen Stil der Renaissance umgestaltet. Ein Beispiel ist das Heilbronner Rathaus - auch das Wasserschloss in Neuenstein sowie Schloss Eyrichshof bei Ebern gehören zu den beeindruckenden Renaissancebauten an der Burgenstrasse. Einer der eindrucksvollsten Arkadenhöfe der Renaissance gehört zum Zentrum der Kulmbacher Plassenburg.

Die Epoche des Barock - Puder und Pomp

Gegenreformation und aufkommender Absolutismus ebneten zu Beginn des 17. Jahrhunderts den Weg in die Epoche des prunkvollen Barock. Geistliche und weltliche Herrscher belegten in dieser Epoche ihren Führungsanspruch durch Prachtbauten, inspiriert durch den französischen Sonnenkönig Ludwig XIV, dessen Schloss Versailles zum Inbegriff barocker Prachtentfaltung wurde. Wegweisend waren vor allem die Fürstbischöfe, die prächtige Repräsentationsbauten errichten ließen, so der Bamberger Fürstbischof Lothar Franz von Schönborn, dessen Namen in Franken noch heute jedermann bekannt ist. Ihm verdankt Bamberg seine Neue Residenz in der auf sieben Hügeln erbauten Stadt.

Ebenso machte die kunstsinnige Markgräfin Wilhelmine, Schwester Friedrich des Großen -eine der bedeutendsten Frauengestalten in Deutschland des 18. Jahrhunderts- aus der verschlafenen Residenzstadt Bayreuth eine Kulturmetropole. Um etwas von der Pracht des Berliner Hofes in ihre neue Heimat hinüber zu retten schuf sie u.a. ihr Lieblingsprojekt: das prachtvolle Markgräfliche Opernhaus.

Die Wende

In Abkehr von den verspielten, komplizierten Formen der Rokokoarchitektur begann ein weiteres Mal die Hinwendung zur klassischen Antike. In der Baukunst orientierte man sich fortan an griechischen und ägyptischen Stilelementen, an einfachen Grundformen und sparsamen Dekorationen.

Diese einfachen Grundformen realisierten auch die Baumeister des klassizistischen Schlosses Kozel, heute eines der gefragtesten Ausflugsziele Westböhmens. Die im Original erhaltene Einrichtung des im Park gelegenen Jagdschlosses enthalt dagegen neben den klassizistischen Einrichtungsgegenständen auch Objekte aus der Ära des beschwingten Rokoko.

Ausführliche Informationen zur Freizeitstrasse finden sie unter

 

www.burgenstrasse.de