Thomas Becket
Thomas Becket (1118 - 1170), auch bekannt als Thomas von Canterbury, war sächsischer Lordkanzler Englands und später Erzbischof von Canterbury. Nach der Rückkehr von einer Studienreise in Paris trat er 1141 in die Dienste des Erzbischofs von Canterbury; dieser emutigte ihn zu weiteren Studien in Auxerre und Bolognia, wo er Zivilrecht und Kirchenrecht studierte. 1154 machte der Erzbischof von Canterbury ihn zum Erzdiakon. Ein Jahr später wurde er zum Berater von König Heinrich II., die Beziehung zwischen dem Monarchen und dem Geistlichen war zweifellos außergewöhnlich - innig mit den Spuren einer tiefgehenden Freundschaft. 1162 empfing Thomas die Priesterweihe und einen Tag später die Bischofsweihe. Als neuer Erzbischof von Canterbury war Thomas nun Primas von England und sein Freund Heinrich II. begrüßte diese Entwicklung, obwohl beide schon vorher recht unterschiedliche Meinungen hatten über die Machtverhältnisse zwischen Kirche und Staat. Die Meinungsverschiedenheiten wurden immer intensiver und in deren Folge wurde Becket vom königlichen Hofgericht als Verräter verurteilt. Er floh nach Frankreich und kehrte 1170 nach Canterbury zurück, begeistert empfangen von der Bevölkerung.
Doch schon bald wurde bekannt, dass er auf dem politischen Parkett nicht mehr erwünscht war. Der Thronfolger Heinrich der Jüngere verfügte sogar, dass er im Land nicht mehr umherreisen dürfe. Der amtiefrende König selbst reagierte auf die bestehenden Unstimmigkeiten mit einem seiner berüchtigten Wutanfälle. In seiner Erregung ließ er sich zu Sätzen gegen Becket hinreißen, die von den anwesenden Rittern falsch, nämlich als königlicher Mordbefehl interpretiert wurden.
1170 griffen sie Becket in der Kathedrale von Canterbury an. Sein mit heiligem Öl gesalbter Kopf , der ihn als Kleriker auswies, wurde gezielt mit den Schwertern getroffen als Zeichen dafür, dass die Privilegien und die rechtliche Immunität des Klerus vor dem weltlichen König nachrangig sind.
Heinrich II. war über die Ermordung seines Freundes entsetzt. In seiner Wut über die Meinungsverschiedenheiten hatte er sich ausgetobt, doch die Ermordung seines Freundes hat er nie gewollt.
Nur wenige Jahre nach seinem gewaltsamen Tod wurde Thomas Becket 1173 heiliggesprochen.
Eine künstlerische Verarbeitung seines Lebens finden wir u.a. in dem Theaterstück von Jean Anouilh "Becket oder die Ehre Gottes", 1964 verfilmt mit Richard Burton und Peter O`Toole