Tilman Riemenschneider (um 1460 - 1531)
Tilman Riemenschneider war einer der bedeutendsten Bildschnitzer und Bildhauer am Übergang von der Spätgotik zur Renaissance. Heute geht man davon aus, dass Riemenschneider sein Handwerk in Straßburg und Ulm erlernte. 1483 gelangte er in seine Wahlheimat, die fürstbischöfliche Residenzstadt Würzburg, wo er als Malerknecht in die Gilde der Maler, Bildhauer und Glaser aufgenommen wurde. Nachdem er 1485 die Witwe eines Goldschmiedemeisters geheiratet hatte, endete sein Gesellendasein und er kam zu Meisterehren. Mit Hilfe seiner ersten Frau kam Tilman zu Status und Vermögen. Nach dem Tod seiner Ehefrau heiratete er insgesamt noch viermal. Während seine Ehefrauen den großen Meisterhaushalt führten, betrieb Tilman sein Gewerbe mit viel Geschäftssinn und Kunstfertigkeit. Er besaß in Würzburg ein kleines Vermögen an Häusern und Grundbesitz und wurde 1504 in den Rat der Stadt berufen.
Durch die öffentlichen Ämter als Ratsherr mehrte er nicht nur sein gesellschaftliches Ansehen, sondern erlangte auch viele lukrative Aufträge. Zu seiner Amtszeit wehte schon der Geist der Reformation durch das Land und nahm auch viele Würzburger Bürger für sich ein.
1525 sammelten sich aufrührerische Bauern vor der Stadt und die Würzbuger Bürger verbündeten sich mit ihnen gegen den Bischof. Am 4. Juni kam es vor den Toren der Stadt zur entscheidenden Schlacht. Das Bauernheer, am Vortag von seinem Führer Götz von Berlichingen verlassen, musste chaotisch in den Kampf gehen und hatte keine Chance gegenüber den gut ausgerüsteten und kampferprobten Truppen des Bischofs. Die Anführer des Aufstandes, unter ihnen alle Ratsherren, wurden in den Verliesen der Festung Marienburg eingekerkert und gefoltert. Auch Tilman, der als geachteter Ratsherr und Bürgermeister die Forderung des Bischofs, die Bürgerschaft solle sich am Kampf gegen die Bauern beteiligen, abgelehnt hatte, wurde gefangen genommen und gefoltert. Zusammen mit anderen Ratsherren kam er schließlich frei, wurde aber dadurch bestraft, dass man große Teile seines Vermögens einzog. Außerdem erhielt er nie mehr einen größeren Auftrag. Bis zu seinem Tode führte er zusammen mit seiner vierten Frau ein zurückgezogenes Leben