Die älteste Burg der Hassberrge

Von einem gemütlichen Rastplatz inmitten des Waldes begeben wir uns über einen gepflegten Waldweg zur Burgruine. Nach ca. 20 Minuten Gehzeit überqueren wir zwei mächtige Gräben des 11. Jahrhunderts, die heute weitgehend verfüllt sind. Über ein Torvorwerk, eine sog. Barbakane betreten wir das Burgareal, auf dem früher die Vorburg stand.

Zur Geschichte der Burg

Die Burgruine gehört heute den Bayrischen Staatsforsten. Nach mehreren unglücklichen Sanierungen erfolgte 2008 eine eingehende Bauuntersuchung mit dem Ziel einer sensiblen Nachsanierung.

Bramberg ist die höchstgelegene und vermutlich auch die älteste Steinburg der Region, im 11. Jahrhundert erbaut auf dem dominanten Basaltkegel durch die edelfreien Herren von Bramberg. Macht bezeugten die bedeutenden Adelsgeschlechter des Hohen Mittelalters dadurch, dass sie sich durch den Bau mächtiger und vor allem hoch gelegener Burgen deutlich von ihrer Umgebung abhoben.

In Diensten des Bamberger Domkapitels stehend gerieten die edelfreien Ritter von Bramberg schon bald in Konflikt mit dem expansionsfreudigen Bistum Würzburg, desssen territorialen Machtbestrebungen durch die Herrschaft Bramberg behindert wurden. Nicht gerade zimperlich in seinem Methoden, beschuldigte der Würzburger Bischof Erhold im Jahre 1168 auf einer Reichsversammlung die Herren von Bramberg, ihm mannigfaltig Schaden zugefügt zu haben. U. a. beschuldigte er die Bramberger, ihre Untertanen zu erschlagen. Nichts davon stimmte, es waren intrigante Falschbezichtigungen, doch Kaiser Friedrich I. (Barbarossa) glaubte dem Bischof , er ließ die Burg 1168 schleifen und überschrieb sie samt Berg dem Hochstift Würzburg - allerdings mit der Auflage, hier keine eigene Burg zu errichten.

Das Geschlecht der Bramberger gründete einige Jahrzehnte später kurz nach 1200 die Burg Raueneck, allerdings nun als würzburgische Vasallen.

Ungeachtet des Verbots eines Wiederaufbaus errichtete das Hochstift Würzburg in ausreichend zeitlichem Abstand die Burg ca. um 1250 zumindest in Teilen neu. So erwähnt eine Urkunde aus dem Jahr 1338 das "Haus und die Kemenate" oberhalb des Burgtores Bramberk".

Unter dem Amtmann Caspar von Bibra wurde 1425 die Magdalenenkapelle zu einer eigenen Pfarrei erhoben. Von der Kapelle ist heute nichts mehr zu sehen. Sie befand sich in der ehemaligen Vorburg. Amtmann Valentin von Bibra musste 1483 drei Kriegsknechte und vier Pferde halten, außerdem einen Torwart, Türmer und Wächter samt Gesinde entlohnen und verköstigen.

1525 beschädigten die Bauern die Burg, die danach nochmals repariert und wehtechnisch verstärkt wurde. Nachdem Bramberg und Raueneck um 1560 zu einem Doppelamt mit dem Hauptsitz auf Raueneck vereinigt wurden, begann der Verfall der Burg.

Wiederholt wurde Bramberg mit ernsthaften Bedrohungen konfrontiert. Neben der bewussten Zerstörung durch den Menschen waren es in den 1950 er Jahren skrupellose Unternehmer, die Steinbrüche in den Basaltkegel trieben und dadurch neben Teilen der Vorburg ausgerechnet den ältesten Bestand der Hauptburg eliminierten. Erst im letzten Moment konnten 1954 eine Bürgerinitiative und das Landesamt für Denkmalpflege den Komplettabbruch der Burg verhindern. Dieser Potestbewegung haben wir es zu verdanken, dass heute noch alte Reste der Burg erhalten geblieben sind.

Zu allem Überfluss stürmte 1995 eine paramilitärische Gruppe die Burg und amüsierte sich dort mit dem aus Amerika importierten Kampfspiel "Gotcha". Mit Farbminition verteidigte die eine Gruppe die Burg während die andere Gruppe die Burg mit Farbmunition angriff. Auf diese Weise verwandelten sich die alten Mauern zu einer Art "Picasso-Gemälde".

Begehung der Burgruine

Nach dem Eintritt durch das Torvorwerk befinden wir uns nun direkt auf dem hochgelegenen Burgareal. Linkerhand erstreckt sich ein langes Gebäude, das im 16. Jahrhundert ein älteres Gebäude ersetzte und vermutlich als Stallung und Wirtschaftsbau diente. Sein Nordende fiel dem modernen Steinbruch zum Opfer.

Rechterhand erhebt sich das große Hauptgebäude, das zur Hussitenzeit um 1420 errichtet wurde, an seinem Ostende finden wir allerdings noch wesentlich ältere Bausubstanz aus dem 11. Jahrhundert. Der große Viereckturm am Hauptgebäude ist keineswegs ein Bergfried - wie oftmals angenommen - sondern einfach nur ein angebauter Torturm aus dem 16. Jahrhundert , errichtet zur besseren Bewehrung des Hauptzugangs. Seine Rückseite besteht aus einem Mauerzug des 11. Jahrhunderts.

In diesen Mauerzug hat man 1420 ein spitzbogiges Tor mit Fallgitter eingebaut. Klauensteine zur Führung des Fallgitters sind heute noch zu sehen!

Im ersten Stock waren die herrschaftlichen Räume, darunter die Lagerräume untergebracht; große Fenster gehörten zum ehemaligen Saal.

Das Gebäudeinnere läßt noch die Ansätze mehrerer Gewölbe erkennen, die später abgebrochen wurden und einst das Erdgeschoss überspannten. Innerhalb des Gebäudes steigt das Gelände jenseits eines Mauerzugs aus der Zeit um 1250 befremdlich steil nach Süden an. Dies ist der letzte Mauerzug einer älteren Hauptburg, die sich über den höchsten Punkt des Gipfelplateaus weiter südwärts erstreckte, dort allerdings schon früh durch einen Steinbruch restlos beseitigt wurde.

Wir haben es folglich mit einer Burg zu tun, die höchstgelegen schon früh von einem Steinbruch stark beschädigt wurde und deshalb weitgehend abgebrochen und um 1420/30 in tieferer Position neu errichtet wurde. Dabei nutzte man ältere Mauern geschickt als Punktfundamente. Von diesem neuen Hauptgebäude springt rückseitig ein kleiner Rundturm aus dem 16. Jahrhundert hervor, durch den ein gewölbter Korridor ins Burginnere führt. Den Korridor können wir heute aus Sicherheitsgründen nicht betreten, doch wenn wir auf diesem höchsten Punkt des Gipfelplateaus stehen, eröffnet sich bei schönem Wetter ein einmaliger Blick auf Lichtenstein, Altenstein, Raueneck und Umgebung. Die Burgbewohner haben sich damals aus der Ferne sehen können, weil alles freigerodet war.

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