Die Bettenburger Tafelrunde mit Friedrich Rückert
Schon früh kam die Burg Bettenburg im 14. Jahrhundert in den Besitz der Truchsesse von Wetzhausen, von denen sie heute noch privat genutzt wird. Nur der nahegelegene Landschaftspark ist der Öffentlichkeit zugänglich. Im dt. Bauernkrieg zerstört, wurde die Burg wenig später im Stil der Renaissance neu errichtet.
Hervorzuheben ist die besondere Persönlichkeit des Christian Dietrich von Truchsess (1755-1826). Der Schlossherr widmete sein Leben nach einer kurzen Militärlaufbahn ganz dem Obstanbau und der Kultur. Zu jener Zeit erreichte die Vergangenheitssehnsucht in Form einer ausgeprägten Mittelaltereuphorie auch die Haßberge und fand in der Person des Christian Dietrich einen begeisterten Anhänger. Sein Enthusiasmus für das Mittelalter veranlasste ihn dazu, um 1790 in der Nähe seines Schlosses einen Landschaftspark mit mehreren Ritterdenkmälern (Götz von Berlichingen, Franz von Sickingen, Ulrich von Hutten), einem Minnesängerplatz und einer künstlichen Burgruine anzulegen.
Darüber hinaus gründete er um 1800 die Bettenburger Tafelrunde, der neben Gustav Schwab, Jean Paul, Friedrich Schelling, Ludwig Spohr, Heinrich Voss später auch der junge Student Friedrich Rückert angehörte. Da das Schloss Bettenburg aufgrund der Renovierungsarbeiten in seinem äußeren Erscheinungsbild keineswegs mehr der ursprünglich alten Burg des frühen 13. Jahrhunderts entsprach diente der Park und die Burgruine als stimulierende und inspirierende Kulisse für neuritterliche Prosa und Nachahmung der mittelalterlichen Lebensart.
Friedrich Rückert (1788 - 1866)
Dichter, Sprachwissenschaftler und Begründer der deutschen Orientalisitk
Friedrich Rückert wurde als ältester Sohn eines Beamten in Schweinfurt geboren. Nach dem Studium der Rechte in Würzburg wendet er sich schon bald ausschließlich dem Studium der Sprachwissenschaft und Ästhetik zu. Nach seiner Dissertation und einer kurzen Anstellung als Dozent zieht er sich vorübergehend ganz von einer geregelten Beschäftigung zurück. 1813 folgt Rückert einer Anstellung als Gymnasiallehrer. Dabei nimmt er montags seine Arbeit auf und ist einen Tag später, am Dienstag für ein paar Wochen verschwunden. Er hat diese Arbeit genau einen Tag lang ausgehalten. Unterrichtet bzw. gelehrt hat Rückert nie gerne.
Mit “hängenden Ohren” kommt er zu seinen Eltern nach Ebern zurück, er ist jetzt 26 Jahre alt und arbeitslos. Zurückgezogenheit und Alleinsein, dies ist typisch für seine Jugendjahre in Ebern, so dass Einheimische sich manchmal besorgt fragten, was wohl aus diesem jungen Mann einmal werden sollte.
Wer war Friedrich Rückert, was ist das Besondere an ihm?
Rückert war etwa 2 Meter groß. Er hat gedichtet und er hat sich oft verliebt in jüngere Frauen bis er in Coburg die Frau seines Lebens kennenlernt. Beschrieben wird Rückert als bleicher Jüngling mit langen schwarzen Haaren und tiefliegenden funkelnden Augen. Rückert ist viel gewandert - auch innerlich. Er zieht 1821 nach Neuses bei Coburg in das Haus seiner Schwiegereltern und führt eine glückliche Ehe. Das Paar hatte zehn Kinder.
Nach der Eheschließung stabilisieren sich zwei Entwicklungslinien in seinem Leben:
- er wird Sprachwissenschaftler und Orientalist
- er folgt seinem Ruf als Professor, zunächst in Erlangen und dann in
Berlin.
Eindeutig war Rückert ein Sprachgenie: mit 44 Sprachen hat er sich übersetzend, lehrend und sprachwissenschaftlich auseinandergesetzt.
Daneben hat er sich u.a. mit Teilübersetzungen des Koran beschäftigt sowie mit der Herausgabe seines ersten großen Gedichtbandes “Die östlichen Rosen”, die mit Bezug auf den persischen Dichter Hafis entstanden sind.
Die Qualität vieler seiner Gedichte - wenn auch nicht aller - hat Komponisten dazu veranlasst, seine Texte zu vertonen. Zu diesen Komponisten gehören nebst Gustav Mahler Franz Schubert, Robert Schumann, Clara Schumann, Johannes Brahms, Richard Strauss auch Max Reger. 1993 vertonte Anne Clark mehrere Gedichte Rückerts in ihrem Album “The law is an anagram of wealth”.
Der vorliegende Text zu Friedrich Rückert beruht im wesentlichen auf einem Vortrag von unserem Kreisheimatpfleger Günter Lipp, gehalten am 22.02.2013 im Gasthof Post, Ebern/Unterfranken.
Wie bereits erwähnt, ist Friedrich Rückert viel gewandert. Die Friedrich Rückert Gesellschaft beschreibt einen ausführlichen Wanderweg, den sie dem wandernden Dichter gewidmet hat.
Im Jahr 2015 werden wir eine speziell entwickelte Wanderung auf den Spuren Friedrich Rückerts anbieten.
Weitere Informationen zum Dichter und zum Wanderweg finden Sie unter: www.rueckert-gesellschaft.de