Hexenverbrennung und der Zeiler Hexenturm

Ein Tanz wie ein wilder Höllenritt, so stellte man sich früher den Hexensabbat vor, bei dem Menschen einen Pakt mit dem Satan schlossen. Und verdächtige Frauen mussten brennen. In einem der blutigsten Kapitel unserer Geschichte hat der Hexenwahn zwischen 1430 und dem Ende des 18. Jahrhunderts ca. 50.000 bis 60.000 Menschenleben gekostet.

Am grausamsten wütete der Wahn mit rund 25.000 Opfern auf deutschem Boden. Ein weiterer Schwerpunkt lag mit rund 8.000 Opfern in Polen während Spanien, Portugal und Italien weitgehend vom Phänomen der Hexenverfolgung verschont blieben.

Bezüglich der Opfer hat die moderne Hexenforschung allerdings ein Vorurteil widerlegt. Es waren nicht nur alte Kräuterweiblein, die man aus ihrer Hütte auf den Scheiterhaufen schleppte. Es konnte auch eine schöne Patriziertochter kurz vor der Hochzeit mit einem Adligen treffen. Beispielsweise landeten in Bamberg Anfang des 17. Jahrhunderts ganze Familien der Oberschicht auf dem Scheiterhaufen. Arme und Reiche, Frauen, aber auch Männer und Kinder fielen der Brutalität der Hexenjustiz zum Opfer. Machtbesessene Kirchenfürsten und scheinbar pflichtbewusste Beamte bekämpften gnadenlos ein Verbrechen, dessen Existenz schon damals unter Gelehrten umstritten war. Doch gab tief verwurzelter Aberglaube in bestimmten Teilen der Bevölkerung - verbunden mit menschlicher Niedertracht, Bespitzelungen und Denunziationen -  den Verfolgern den nötigen Rückhalt.

Wer steckte eigentlich hinter diesem Grauen?

Es war nicht nur die kirchliche Inquisation, auch weltliche Gerichte führten Hexenprozesse. Die Willkür der Menschenverachtung und des Machtmissbrauchs ging nicht selten von kleinen Fürsten und Landesherren aus, die im Flickenteppich deutscher Zwergstaaten unter Einschüchterung der Bevölkerung nach Macht strebten.

In seinem Roman “Die Hexe von Zeil” erzählt Harald Parigger auf der Basis gründlicher Recherchen anschaulich die Dramatik der damaligen Ereignisse um 1627:

Bamberg. In den süddeutschen Bistümern hat die Hexenverfolgung unvorstellbare Ausmaße angenommen. Eines Tages muss die Tochter des Bürgermeisters von Zeil am Main miterleben, wie nach ihrer Mutter auch der Vater der Hexerei angeklagt, eingekerkert, gefoltert und getötet wird. In ihrer grenzenlosen Verzweiflung kämpft die Tochter um das Leben ihres Vaters - wenn auch vergeblich- und wird schließlich selbst der Hexerei angeklagt und ins Gefängnis nach Zeil gebracht…

Dokumentationszentrum Zeiler Hexenturm

Das althistorische Städtchen Zeil am Main war im Verlauf des 17. Jahrhunderts im Auftrag des Hochstifts Bamberg Richtstätte großer Hexenverbrennungen. Eine Dokumentation im Originalschauplatz Stadtturm sensibilisiert die Besucher für dieses komplexe Thema.stadtansichten unterfranken 018

2011 eröffnete die Stadt Zeil am Main in einem sanierten Stadtturm das Dokumentationszentrum Zeiler Hexenturm, in dem die Geschichte der Hexenverfolgung anschaulich dargestellt wird. Im ersten Obergeschoss des Zeiler Hexenturms ist eine Dauerausstellung eingerichtet, die dem Besucher allein schon durch die räumliche Inszenierung wie auch durch den Einsatz audiovisueller Mittel emotionale Impulse gibt für ein besseres Verständnis der damaligen Hexenverfolgung. Die Überreste eines Kerkers aus der Zeit der Hexenverfolgung sind ebenfalls zu besichtigen.

Die Dokumentation im Originalschauplatz basiert auf der wissenschaftlich fundierten Aufarbeitung zahlreicher Dokumente, zu denen das Tagebuch des Johann Langhans gehört. "Und die Sonne war dunkel und hat traurig geschienen...in diesem Jahr 1617 am 6. Martii hat man den Brand an den anderen Unholden getan, die Namen sind ...(Tagebuch des Johann Langhans). Namentlich dokumentierte Anklagen, Geständnisse und Urteile aus dem Tagebuch lassen Einzelschicksale für den heutigen Besucher lebendig werden. Am 26 November 1616 brannte der Scheiterhaufen in Zeil zum ersten Mal für die Hinrichtung von neun Frauen, die zuvor geköpft wurden. Wenig später berichtete der spätere Zeiler Bürgermeister Johann Langhans ausführlich von weiteren Bränden, bis er 1628 selbst der Hexerei angeklagt, mit Daumenstock und Spanischem Stiefel gefoltert und anschließend hingerichtet wird. Erst als die schwedische Armee 1631 vor Zeil stand, fanden die Hexenprozesse endgültig ein Ende.

Zeiler Hexenturm

Obere Torstraße 14

97475 Zeil am Main

Tel.: 09524 949-861    E-Mail: hexenturm@zeil-am-main

www.zeiler-hexenturm.de