Gottes Troubador Franz von Assissi
"Welch ein missratener Sohn" - so beklagt der italienische Tuchhändler Pietro Bernardone seinen Sohn, der nach seiner Meinung eine "Schande für die ganze Familie" geworden ist.
Ein erfolgreicher Kaufmann sollte er werden, ganz wie der Vater - und nun steht er in aller Öffentlichkeit nackt vor ihm. Auf dem Domplatz von Assissi hat sich Franziskus seiner wertvollen Kleider entledigt, wirft sie seinem Vater vor die Füße mit den Worten: "Bis heute habe ich dich meinen Vater genannt auf dieser Erde, von nun an will ich sagen: Vater, der du bist im Himmel."
Von den Stadtvätern wird Franziskus fortan als Hippie verachtet, doch es gibt auch Anhänger. Sie bilden eine Gemeinschaft, die Franziskus den "Orden der geringeren Brüder" nennt. Diese Gemeinschaft verkörpert eine Armutsbewegung, die in die Welt hinausgeht, um für Frieden und soziale Gerechtigkeit zu werben. Wo immer der "kleine Arme" mit seinen Brüdern hinkommt, lassen die Menschen die Glocken läuten. Sie lieben es, dem Troubador Gottes zuzuhören, wie er mit sanfter, wohlklingender Stimme und gutmütigem Gesichtsausdruck die Schöpfung preist.
Franziskus glaubt an die Erlösung, an eine Welt, die von Gott geschaffen wurde und in der alle lebenden Kreaturen - Menschen, Tiere, Pflanzen, Naturerscheinungen - von Gott beseelt sind.
Gemeinsam stürzen sich die "minderen Brüder" in die Missionsarbeit, ihre Anhängerschaft wächst schon bald über die Grenzen Italiens hinaus nach Frankreich, Deutschland und Spanien. Von den Strapazen einer missionarischen Orientreise wird sich Franziskus nicht mehr ganz erholen. Er wird magerer, schwächer und stirbt 1226 auf dem Boden liegend während ein Bruder den von ihm zuvor verfassten "Sonnengesang" singt: "Gepriesen seist du, mein Herr, mit all deinen Geschöpfen... Bruder Mond...Schwester Sonne und die Sterne".
Zwei Jahre nach seinem Tod wird Franz von Assissi heiliggesprochen.