Friedrich Heinrich Reichsgraf von Seckendorff (1673-1763)
Generalfeldmarschall und Diplomat
Die Burg auf dem Schlossberg war als Reichsburg niemals Stammsitz eines Adelsgeschlechtes. Auch als sie in den Besitz der sächsischen Herzoge kam, verwaltete ein Amtmann die Anlage, die nach und nach zu einem Schloss ausgebaut wurde. Hier amtierte der fürstliche sächsiche Rat Heinrich Gottlieb von Seckendorff von 1672 bis 1675.
In der fürstlichen Amtmannswohnung wurde 1673 Friedrich Heinrich von Seckendorff geboren, der nach dem frühen Tod seines Vaters bei seinem Onkel in Meuselwitz lebte.
Nach dem Studium an den Universitäten Jena, Leipzig und Leyden in Holland trat er 1694 in den militärischen Dienst ein. Damit begann seine militärische und staatsmännische Laufbahn, die ihn durch Kriegsdienst und Diplomatie zu höchsten Ehren führte: 1719 erhobt ihn Kaiser Karl VI. in den Stand der Reichsgrafen, 1732 folgte der Ritterschlag zum Johanniter, im gleichen Jahr wurde ihm der dänische Elefantenorden verliehen.
Seckendorff kämpfte unter Prinz Eugen von Savoyen im Türkenkrieg, focht an der Spitze im spanischen Erbfolgekrieg, besiegte als kaiserlicher Feldmarschalleutnant die Türken und schlug mit einer Kavallerie von 30 000 Mann die Franzosen; dadurch waren die Kriegsgegner bereit, Verhandlungen aufzunehmen, die schließlich zum Wiener Frieden führten.
Zwischendurch war er kaiserlicher Gesandter am preußischen Hof in Berlin, brachte die Verlobung des Kronprinzen Friedrich des späteren Königs Friedrich des Großen mit Prinzessin Christine von Braunschweig - Bevern zustande, erwirkte als Diplomat die Anerkennung der “Pragmatischen Sanktion” und sicherte damit für Österreich die Erbfolge durch weibliche Nachkommen.
Seckendorff diente überall dort, wo man ihm als Soldat oder Diplomat eine interessanten Aufgabe bot.
Im neu ausbrechenden Türkenkrieg wurde Seckendorff auf dringliche Empfehlung des sterbenden Prinzen Eugen 1737 mit den Aufgaben eines Feldmarschalls und Oberbefehlshabers betraut. Nach anfänglichen Erfolgen missglückte der ganze Türkenfeldzug, sicherlich nicht durch sein Verschulden. Für seine Gegner dennoch ein Grund, ihn anzuklagen und seine Festungshaft durchzusetzen.
Kaiserin Maria Theresia gab ihn jedoch sofort frei, als sie 1740 aufgrund der Pragmatischen Sanktion den Thron von Österreich, Ungarn und Böhmen bestieg.
Inzwischen war Seckendorff über 70 Jahre alt und lebte auf seinem Gut Meuselwitz in Sachsen. Doch noch einmal wurde er in das politische Geschehen hineingezogen, als er nämlich 1758 auf Befehl Friedrich des Großen verhaftet und auf die Zitadelle nach Magdeburg gebracht wurde. Man warf ihm einen Briefwechsel mit Österreich zum Schaden Preußens vor. Vermutlich hat er sich als Diplomat nicht ganz aus der Politik herausgehalten. Dennoch war der Vorwurf mit Inhaftierung überzogen und man spekuliert über die Beweggründe. Sicher ist, dass der “alte Fritz” ihn zeitlebens nicht mochte. Ob es wegen der Brautvermittlung war, wissen wir nicht so genau. Bekanntlich führte Friedrich der Große keine glückliche Ehe.
Nach halbjähriger Inhaftierung konnte Seckendorff gegen ein Lösegeld von 10 000 Talern in Freiheit erlangen und auf sein Stammschloss zurückkehren.
Der Chronist beschreibt ihn als höchst talentvollen Offizier und Staatsmann. Er beherrschte mehrere Fremdsprachen, war Philosoph und überzeugter Christ. Bis ins später Alter besuchte Seckendorff hin und wieder seine Geburtsstadt Königsberg. Reichsgraf von Seckendorff starb 1763 im Alter von 90 Jahren auf seinem Gut in Meuselwitz.