Ludwig II. (1845 - 1889)
aus dem Haus Wittelsbach stammend, war von 1864 bis zu seinem Tod König von Bayern. Nach seiner Entmündigung 1886 übernahm sein Onkel Luitpold die Regierungsgeschäfte, da sein jüngerer Bruder Otto wegen einer Geisteskrankheit regierungsunfähig war.
Ludwig II. ist als Märchenkönig in die Geschichte eingegangen, weil er in seiner ausgeprägten Mittelaltereuphorie Schlösser wie Neuschwanstein, Herrenchiemsee und Linderhof neu errichten ließ.
Seine Kindheit und Jugend verbringt Ludwig zusammen mit seinem Bruder vor allem auf Schloss Hohenschwangau in der Umgebung von Erziehern. Die Beziehung zu den Eltern war eher von Distanz und fehlender emotionaler Nähe bestimmt. In dem Schloss kommt Ludwig durch die vielen Wandgemälde schon früh mit der Sagenwelt des Mittelalters in Berührung. Schon bald zeigte sich seine Liebe zur Literatur sowie Baukunst und als Jugendlicher erlebte er begeistert die Opern Richard Wagners.
Nach dem Tod seines Vaters wird Ludwig im Alter von 18 Jahren zum König von Bayern proklamiert. Von Anfang an förderte Ludwig die Kultur und unterstützte den hochverschuldeten Richard Wagner finanziell. Die enge Freundschaft zwischen den beiden blieb nur vorübergehend bestehen, zumal sich Ludwig gegen die antisemitschen Überzeugungsversuche Wagners verwahrte.
Entgegen weit verbreiteter Meinungen übte Ludwig eine gewissenhafte Regierungspolitik aus, auch wenn er wenig militärisch gesinnt war und die Kriegspolitik lieber seinen Ministern überließ.
Die beiden kannten sich seit ihrer Kinder- und Jugendzeit. Die Hochzeitsvorbereitungen am Hof liefen auf vollen Touren. Papst Pius IX. erteilte die Hochzeitserlaubnus, die wegen der nahen Verwandschaft der beiden Ehekandidaten erforderlich war. Doch nun geschah das Unfassbare. Ludwig schob den Hochzeitstermin immer weiter hinaus, zu seiner "Angebeteten" ging er immer mehr auf Distanz. Schließlich löste er die Verlobung aus heiterem Himmel. Nicht nur die Eltern der Braut, der gesamte Hochadel war konsterniert, doch niemand ahnte, dass Sophie sich drei Tage nach ihrer Verlobung in einen Kaufmann verliebt hatte und sich mit diesem auch heimlich traf. Aufrgund vielfältiger Hinweise ist anzunehmen, dass Ludwigs Begehren weniger dem anderen und vielmehr dem eigenen Geschlecht galt. Sicher wissen wir, dass Ludwig wegen seiner Homosexualität unter Gewissensqualen litt, es bleibt allerdings umstritten, ob er sein Begehren unterdrückt oder im Gegenteil sogar exzessiv ausgelebt hat. Nachgesagt werden ihm Liebesverhältnisse zu seinen untergebenen Reitersoldaten.
In seinen letzten Lebensjahren begann vorübergehend die Freundschaft mit einem jungen Schauspieler, mit dem Ludwig sogar auf Reisen ging, doch dann zog er sich immer mehr in die Einsamkeit zurück. Zunehmend machte er die Nacht zum Tag derweil sein Schuldenberg immer weiter anwuchs. Doch Ludwig war kaum noch zugänglich für die Regelung der finanziellen Misere. Seine Minister hatten große Mühe, ihn in der Einsamkeit von Berghütten aufzufinden.
Ludwig II. wird 1886 auf Betreiben der Regierung duch ärztliche Gutachten für "seelengestört" erklärt und entmündigt, und zwar ohne persönliche Untersuchung des "Patienten"; auch sein langjähriger Leibarzt wurde nicht gehört. Seine letzten Amtshandlungen lassen keine Unzurechnungsfähigkeit erkennen. Im gleichen Jahr wendet sich Ludwig an das bayrische Volk und gibt u.a. zu verstehen, dass das Ministerium durch unwahre Angaben über seinen Gesundheitszustand sein geliebtes Volk getäuscht gabe.
Modere Psychiater kommen nach eingehender Studie über Ludwig zu der Schlussfolgerung, dass die damalige Diagnose "unheilbare Paranoia und Geistesschwäche" nach den heutigen klinisch-diagnostischen Kriterien unhaltbar ist. Vielmehr wird angenommen, dass seine inneren Konflikte - die schon früh zu beobachtende Sozialphobie in Verbindung mit Scham- und Schuldgefühlen wegen seiner Homosexualität eine "nicht substanzgebundene Sucht" ausgelöst habe, nämlich die des Burgenbauens. Der ständig wachsende Schuldenberg brachte ihn zusätzlich in Schwierigkeiten und wie bei vielen Spielsüchtigen ist auch bei Ludwig ein gewisser Realitätsverlust festzustellen, von einer Geisteskrankheit oder Schizophrenie kann allerdings keineswegs die Rede sein.
1886 informiert Professor von Gudden den König über das Gutachten der Ärzte und über die Übernahme der Regierung durch Luitpold. Am Pfingstsonntag desgleichen Jahres unternimmt König Ludwig in Begleitung von Gudden und zwei Pflegern einen Spaziergang am Starnberger See. Am Abend wollte der König noch einmal einen Spaziergang unternehmen, diesmal aber nur zusammen mit von Gudden und ohne Pfleger. Als beide um 20 Uhr nicht zum geplanten Souper zurückkamen, wurde mit Lampen und Fackeln überall nach ihnen gesucht. Gegen 22 Uhr fand man die beiden Leichen am Ufer des Starnberger Sees. Die Taschenuhr des Königs war um 18.54 Uhr stehen geblieben, weil Wasser in sie eingedrungen war, die Taschenuhr von Gudddens war um 20.10 Uhr stehen geblieben. Um den Tod Ludwig II. ranken sich bis in die Gegenwart hinein zahlreiche Mythen. So wird angenommen, dass von Gudden den Regenten an einem Selbstmordversuch hindern wollte und dabei selbst ums Leben kam. Möglicherweise war es aber auch nur ein Fluchtversuch mit tödlichem Ausgang durch Ertinken. Ludwig wurde am 19. Juni 1886 nach einem Leichenzug durch München beigesetzt.
Sein Volk hat ihn nie vergessen, bis heute ist er beliebt und würde er heute noch leben, so würde ihm die überwältigende Mehrheit nicht nur des bayrischen Volkes seine Homosexualität sicherlich nicht nur verzeihen, sondern aufrichtig anerkennen.