Historie
Die Burgruinen in den fränkischen Haßbergen bilden in ihrer Gesamtheit ein überdimensionales Freilichtmuseum. Eingebettet in eine idyllische Naturlandschaft ist es die Symbiose zwischen der Ruine und der sie umgebenden Natur, die eine emotional berührende Atmosphäre schafft und die nicht selten beim Menschen kreative Rssourcen freisetzt.
Die Kunst ist eine geheimnisvolle Tänzerin, die sich zwischen den Polen von Vergangenheit und Zukunft, Ruhe und Aufregung, Tradition und Wandel oder Veränderung, Ordnung und Chaos spielerisch bewegt. In dieser Vielfalt gibt sie dem Leben die Kraft zum Wachstum und zu einem permanenten Perspektivenwechsel in der Erneuerung.
Die Begegnung mit der Kunst ist ein Wagnis und Abenteuer zugleich. Sie versöhnt und inspiriert jene Menschen, die sich hineinwagen ins Ungewisse, die sich im Dunkeln einem unsichtbaren Stern überlassen. Diesem unsichtbaren Stern folgend eröffnet die Kunst stets neue Wege der Selbstverwirklichung und ihre wandernden Beine werfen lange Schatten...
Impressionen von dem Hofgut Wüstenbirkach
("Wüsti-Wübi")
Unsere Träume können wir erst dann verwirklichen, wenn wir uns entschließen, einmal daraus zu erwachen.
(Josephine Baker)
"Only within a framework of a people a man can live as a man without exhausting himself."
Hannah Arendt
Wüstenbirkach im Winter
Im nachfolgenden Beitrag "Malen auf dem Lande" folgt ein Text von Johanna Eckart.
Quelle: Neue Presse Coburg
Ruinen in der Kunst
"Man kann Franken nicht durchwandern ohne Gespräch mit alten Steinen"
Hendrik Dressel
1. Bürgermeister der Stadt Seßlach im Jahr 2005
Steine gehören zu jenen Lebewesen, die das Zeitliche zu transzendieren vermögen und sogar die Zukunft über die Gegenwart hinweg einholen. Und so weisen auch die Burgruinen als letzte Zeugen der Vergangenheit aktuell hinweg in das Kommende. Insbesondere die Symbiose zwischen alten Mauern und der sie umgebenden Natur hat Maler zu allen Zeiten für bestimmte Motivgebungen inspiriert.
Im Folgenden werden Maler zur Illustration kommen, die ganz im Sinne von Caspar David Friedrich die Geschichte der Burgruinen erfühlen konnten.
"Man soll nur malen, was man fühlt, nicht, was man sieht
und wenn man garnichts fühlt, dann soll man auch nicht malen."
Caspar David Friedrich
"Die Motivreihe "Burgen, Ruinen und zauberhafte Plätze" hat mich beeindruckt, sogar fasziniert: Der Charakter der Burgen, Burgruinen und Bauten, welche trotz fortgeschrittenem Verfall Würde und Stolz ausstrahlen, die Geschichte mehrerer Jahrhunderte, die sich in den Bauten widerspiegelt, und nicht zuletzt das Farbenspiel, das sich aus der Rückeroberung der Standorte durch die Natur, auch in Abhängigkeit der Jahreszeiten, ergibt. Mit meinen Augen und mit meinen Händen will ich diese Eindrücke in meinen Aquarellen einfangen und dem Betrachter von der Faszination erzählen, die ich empfinde."
Ryszard Opalinski
Der 1947 in Polen geborene Maler Ryszard Opalinski hat nach erfolgreichem Abschluss seiner Studien an der Kunstakademie Krakau den Landkreis Haßberge zu seiner "Heimat" erwählt. Er wohnt und arbeitet seit 1992 in dem Städtchen Eltmann.
Burgruine Altenstein Burgruine Rotenhan
Die Burgruine Altenstein wurde etwa zeitgleich mit den benachbarten Burgen der Haßberge im 12. Jahrhundert erbaut. Ihre Höhenlage ermöglicht einen weiten Blick auf die Nachbarburgen Lichtenstein, Raueneck, Bramberg und zur Heldburg in Thüringen. Erstmals 1178 urkundlich als Bewohner erwähnt sind Merboto und Tagino von Stein, die als edelfreie Familie namens "de antiquo lapide" die Anlage im 14. Jahrhundert zur Ganerbenburg ausbaute. Die große Macht der Adelsfamilie, die um 1500 an nahezu jedem nahegelegenen Ort lehenspflichtige Höfe besaß konnte jedoch nicht verhindern, dass die Burg im Bauernkrieg geplündert wurde und im Dreißigjährigen Krieg erneut in Flammen aufging. Nachdem die Zeit der Höhenburgen vorbei war, zog die Adelsfamilie derer von Stein zu Altenstein 1703 in das Weisachtal und bewohnte dort das Schloss Pfaffendorf. Seitdem ist die Burg als romantische Ruine ein vielbesuchtes Ausflugsziel.
Die Burgruine Rotenhan wurde im 12. Jahrhundert auf fünf mächtigen Rhätsandsteinfelsen erbaut. Höchsten Qualitätsansrüchen genügend wurden damals Türen, Gänge und Treppen direkt aus dem Felsen herausgearbeitet. Die Burg ereilte aber scon im 14. Jahrhundert ein tragisches Schicksal, als nämlich der damalige Bischof von Würzburg aus machtpolitischen Gründen durch Falschbezichtigungen wie Viehdiebstahl oder Falschmünzerei die Erlaubnis zur Zerstörung dieser einmaligen Anlage erwirkte. Die damaligen Besitzer der Burg, allen voran Wolfram von Rotenhan zogen daraufhin ins nahegelegen Fischbach und errichteten wenig später ihren neuen Wohnsitz auf dem heutigen Schloss Eyrichshof, das kontinuierlich bis in die Gegenwart hinein vom Adelsgeschlecht derer von Rotenhan bewohnt wird.
Quelle:
Impressionen aus dem Landkreis Haßberge
Herausgegeben vom Landkreis Haßberge
Text: Die Kreiheimatpfleger Christian Blenk, Günther Lipp und Eberhard Lorenz
Werner Pfeil hat als Einheimischer den Burgruinen der Haßberge mit seinen Bleistiftzeichnungen eine "Liebeserklärung" gemacht. Seine Illustrationen zeugen von einem Menschen, der in den Ruinen sowohl einstige Macht wie auch Vergänglichkeit zu erspüren und zu erfühlen vermag.
Südburg und Nordburg der Ruine Lichtenstein
Die Nordburg wurde spätestens ab 1375 als Ganerbenburg von mehreren Adelsfamilien mit ihren jeweiligen Ansitzen auf engstem Raum bewohnt. Sie schützten die Burg um 1420 durch weitere Wehrbauten vor einem möglichen Angriff der Hussiten, waren aber 1525 machtlos gegenüber dem wütenden Bauernhaufen, der der Burg ebenso großen Schaden zufügte wie später der Markgraf Albrecht Alcibiades. Das Adelsgeschlecht der Lichtensteiner starb 1906 nach wirtschaftlichem Abstieg aus und so kam die Burg wenige Jahre später in den Besitz der Freiherren von Rotenhan, von denen die gut erhaltene Südburg mit Wirtschaftshof noch heute bewohnt wird.
Die Nordwand der Nordburg wurde schon im 13. Jahrhundert von Anfang an auf die schwache Fundamentierung eines rutschanfälligen Rhätsandstein - Felsen gesetzt, weshalb sie immer wieder ins Tal hinabgestürzt ist und wiederholt gesichert werden musste. Im 16. Jahrhundert setzte man der Nordwand einen Wehrgang mit Schießscharten auf. Heute noch zu erkennen sind bei diesem besonders gut gesicherten Tor ganz unten im Mauerwerk die Buckelquader aus dem 13. Jahrhundert. Die Südburg ist als Privatbesitz der Öffentlichkeit nicht zugänglich im Unterschied zur Nordburg, die 1972 vom Landkreis Haßberge übernommen und gründlich saniert wurde.
Foto: Beate Olk
Als Dr. Joachim Zeune mit seinem Burgenbüro auch hier die Bauforschung übernahm, geriet der wissenschaftlich orientierte Archäologe und Historiker schon bald in den "Zwist" mit den sog. Esoterikern, die in Lichtenstein ein geomantisches oder archäoastronomisches und frühes keltisches Heiligtum sahen, ein "Ort der Kraft", in dem sogar Schamanen gewirkt haben sollen. Ein Zeitungsbericht über "Heilsteine", die dort zu finden seien, löste 1991 einen Andrang von Besuchern aus. Nach der Sanierung ist diese Modewelle erfreulicherweise abgeebt und der örtliche Heimatverein trägt mit zahlreichen ehrenamtlichen Arbeitsstunden zur Pflege der Ruine bei.