Burgruine Altenstein
der Burg- und Geschichtsverein …
Um die alten Burgruinen ranken sich nicht nur Sagen, es entwickeln sich weit darüber hinaus hochaktive Heimat- und Geschichtsvereine, die das damalige Leben zurückführen in unsere Gegenwart, um die Zukunft fundamental neu gestalten zu können.
www. burg-und heimatverein altenstein.de
Der Burg- und Heimatverein Altenstein lädt Sie ein zu einem Besuch in das einmalig schön gelegene Bergdorf an der Burgenstrasse. Es erwartet Sie ein Ort mit einer weit zurückreichenden und bewegten Geschichte. Beim Betreten des Dorfes und seiner Ruine werden Sie am Ende belohnt mit einer Fernsicht bis nach Bamberg und der Rhön, weit nach Thüringen und zur Heldburg. Die verschiedensten Spazier- und Wanderwege in der unmittelbaren Umgebung sind ein weiterer Grund für den Besuch von Altenstein.
Historisch geführter Rundgang über die Burgruine
Einführung
Die Burgruine lag damals an einem wichtigen Handelsweg zwischen Bamberg, Fulda und Hessen. Der exponierte Lageplatz macht die Burg nicht nur zu einem herausragenden Landschaftsmerkmal der Haßberge, sondern veranschaulicht auch die hohe Bedeutung ihrer Burgbesitzer im Mittelalter.
Der Name Altenstein deutet darauf hin, dass vor der heute sichtbaren Burganlage hier bereits etwas Älteres exisitiert haben könnte. Möglicherweise war das ganze Gipfelareal befestigt, denn es gibt Hinweise in Form von behauenen Felsen auf eine große Vorgängerburg, die sich bis hin zum heutigen CVJM-Heim erstreckte. Einen ähnlichen Sachverhalt finden wir in Bamberg mit der Altenburg. Dort muss es eine vorgeschichtliche Befestigung gegeben haben. So ist es durchaus denkbar, dass schon lange vor der urkundlichen Ersterwähnung eine Burg namens Altenstein hier erbaut wurde, indem man den Felssporn durch einen Halsgraben abgrenzte.
Gesichert ist, dass 1225 ein "Marquard der Große vom alten Stein" auf der Burg lebte. Die Edelfreien von Stein residierten ursprünglich wohl nahe Lichtenstein auf der Burg Teufelsstein, heute ein Burgstall. Vermutlich um 1200 spalteten sie sich in zwei Linien, die umgehend die Burgen Lichtenstein und Altenstein gründeten. Vermutlich begab sich die Familie der Stein zu Altenstein rasch in den Dienst des Hochstifts Würzburg.
Die Burg steht auf einem Gebiet, in dem ab dem 12. Jahrhundert die territorialen Interessen der Bistümer Bamberg und Würzburg massiv aufeinander prallten, sie stritten sich um die Besitzrechte. 1254 soll Würzburg die Burg gewaltsam in seinen Besitz gebracht haben. Insgesamt verhielt sich das Hochstift Würzburg skrupellos, indem es sich der Falschbezichtigungen wie Landfriedensbruch oder Falschmünzerei bediente, um so wichtige bambergsche Burgen wie Bramberg (1168) und Rotenhan (1323) einzuverleiben.
1232 wurde die Burg direkt als castrum mit einer ecclesia (Burgkirche) urkundlich erwähnt.
Ganerben
Das Bistum Würzburg förderte offenbar das Ganerbentum, denn alle ihm zugehörigen Burgen des dt. Burgenwinkels befanden sich im 14. Jahrhundert im Besitz von Ganerben. Bei kleineren Burganlagen wie Altenstein, Lichtenstein und Raueneck musste man hierfür das kleine Burgareal geschickt aufteilen, um mehrere Familiensitze unterbringen zu können. Auf Altenstein saßen bereits Ende des 13. Jahrhunderts acht Familien. Ein Burgfriedensvertrag von 1441 erwähnt 10 Brüder und Vettern aus insgesamt fünf Familien, die verschiedene Kemenaten besaßen. Von ihnen zeugen heute noch die vielen Gewölbekeller.
Im Laufe des 14. und vor allem des 15. Jahrhunderts gelang es den Stein zu Altenstein, ein kleines Herrschaftsterritorium zu errichten, dessen Zentrum Altenstein war. Die aufwendigen Bauformen der Burg stammen aus dieser Zeit und veranschaulichen den Wohlstand der Burgbesitzer.
Im Jahr 1525 zerstörte und plünderte ein aufrührerischer Bauernhaufen die Burg.
1549 belehnte Kaiser Karl V. die Stein zu Altenstein mit der Blutsgerichtsbarkeit, der hohen Geichtsbarkeit, d.h. bei schweren Straftaten konnte das Todesurteil ausgesprochen und durchgeführt werden. Am 3. April 1778 wurden auf der Richtstätte südlich des Bergdorfes die letzten zwei Todesurteile vollstreckt.
1567 ließ Wolf Dietrich von Stein die beschädigten Baulichkeiten der Burg instand setzen im gleichen Jahr, als sich Wilhlem von Stein während der sog. "Grumbacher Händel" gegen das Hochstift Würzburg stellte und daraufhin auf dem Marktplatz zu Gotha enthauptet wurde.
Im Jahre 1695 wurde Johann Casimir von Stein in den Freiherrenstand erhoben. Dies führte auch zu einer Erweiterung des Familienwappens. Das Stammwappen mit den drei Hämmern wurde nun in einem deutlich größeren quadrierten Schild angeordnet. Die drei Hämmer symbolisieren höchstwahrscheinlich Steinbearbeitungswerkzeuge.
Kaum wiederhergestellt, legte der Dreißigjährige Krieg 1632 die Burgmauern erneut nieder, wobei auch das Dorf und das gesamte Umland schwer in Mitleidenschaft gezogen wurden.
Gut recherchierte Details zum Schicksal der Burg während der Kriege (Hussiten, Bauern, Dreißigjähriger) findet der interessierte Leser auf der homepage des Burg- und Heimatvereins unter dem Kapitel: Historie "Eine kleine Geschichte von Altenstein und seinen ehemaligen Herren, der Familie von Stein zu Altenstein sowie einige Hintergründe".
Die Familie der Stein zu Altenstein geriet verstärkt in finanzielle Nöte und ignorierte deshalb vermutlich den Befehl des Hochstifts Würzburg, die alte Burg wieder aufzubauen. Statt den Auf- und Ausbau der Burg zu beginnen, bezog die Familie von Stein 1703 ihr Schloss im nahegelegenen Pfaffendorf. Auf der Stammburg unterhielt man nur noch notdürftig einige Kemenaten. Berühmtheit erlangte auch Karl Freiherr von Stein zum Altenstein (1770-1840) als engagierter preußtischer Kultusminister.
Um 1800 befand sich die Burg in einem erbärmlichen Erhaltungszustand und gelangte nach dem Aussterben der Familie von Stein (1872 verstarb Hugo von Stein, 1875 Luise von Stein, eine Seitenlinie exisitierte noch vor einigen Jahrzehnten in Belgien) vorübergehend an die Barone von Rotenhan. Diese schenkten die marode Ruine 1972 dem heutigen Landkreis Haßberge. Nach Abschluß der Sanierungsarbeiten an der Burgruine Lichtenstein stellte sich der Landkreis seiner zweiten großen "Burgen-Aufgabe" und begann 1999 mit einem mehrjährigen Sanierungsprogramm.
Die Burg steht auf einem rutschanfälligen Rhätsandstein, der seit Jahrhunderten erhebliche statische Probleme mit sich bringt, weil die östlichen Felsblöcke hangabwärts driften. Dies führte zum Absturz des Kapellenchors und zum Einsturz aller Gewölbe am Südostfels.
Die Driftbewegungen des Felsens stellte auch das Landratsamt Hassberge vor die Frage, ob sich Investitionen auf der Burg noch lohnen würden. Es wurden Untersuchungen durchgeführt und schließlich Bewegungen von bis zu 2 Millimetern pro Jahr festgestellt. Statiker und Bauingenieure begutachteten die Anlage und entwickelt ein erfolgreiches Sanierungskonzept. Das Mauerwerk ist nun sicher befestigt und der Besucher kann angstfrei unbeschwert die Ruine betreten.
Rundgang
Heute betreten wir das Burgareal durch einen gewölbten Torbau des 17./18. Jahrhunderts, der Bestandteil einer Vorburg ist, die wahrscheinlich auf das 13. Jahrhundert zurückgeht.
Eindrucksvoll ist die Frontseite der Hauptburg mit ihrer schönen Steinbrücke des 18. Jahrhunderts, dem stolzen Doppelturmtor, den wuchtigen Ecktürmen des Nordzwingers und dem sich mächtig im Burginneren auftürmenden Bergfried.
Zwischen den schlanken Rundtürmen des Doppelturmtores öffnet sich das Burgtor, das 1567 seine heutige Form erhielt. Es war einst durch eine Zugbrücke und einen Wurferker sowie flankierende Schießscharten gut geschützt. Eine einst am Wurferker angbrachte, leider schlecht erhaltene Wappentafel zeigt die drei Hämmer der Stein zu Altenstein und zwei seitliche Schildknappen.
Aus der Hussitenzeit (ca. 1420/30) stammen die beiden Torttürme sowie der östlich anschließende Teil inclusive Eckturm. Die drei hussitenzeitlichen Türme enthielten drei Wehrgeschosse mit T-förmigen Schlüsselscharten oder T-Scharten. Ihre Obergeschosse sprangen leicht über Kragbänke vor, die von Wurf- und Schussschächten durchbrochen wurden. Der westliche Teil des Nordzwingers geht auf eine Erneuerungsmaßnahme von 1567 zurück und unterscheidet sich markant vom älteren Ostteil durch seine schlichten Kragsteine.
Hinter dem Nordzwinger erhebt sich die mächtige Nordwand des einst quadratischen Bergfrieds. Leider hat sich lediglich die Außenschale aus sorgfältig behauenen, eng versetzten Sandsteinquadern mit sanft gebuckelten Oberflächen erhalten. Die Quader wurden mit dem "Wolf" versetzt, einem alten Hebewerkzeug, das sich in die Oberseite der Steine verkeilte und spätestens 1230/50 von der Steinzange abgelöst wurde, die seitlich in die Quader eingreift. Das offen liegende Füllwerk zeigt fischgrätenartig versetzte Steine, sog. opus spicatum.
Wie hoch der Bergfried ursprünglich aufragte, bleibt spekulativ, doch dürften es sicherlich einige Meter mehr gewesen sein. Während die Nordwand keinerlei Fensteröffnung zeigt, dürfte hofseitig der obligate Hocheingang gewesen sein. Interessant ist eine Fäkalienöffnung im Nordfuß des Turmes, die anzeigt, dass der Bergfried zumindest zeitweise bewohnt wurde.
Die Gründungsburg des frühen 13. Jahrhunderts war etwas kleinflächiger, ihr Graben reichte ursprünglich bis direkt an den Bergfried. Erst der Bau der Artillerieumwehrung ermöglichte das Anschütten des Nordzwingers.
Beim Eintritt in das Burginnere passieren wir zuerst zwei tief liegende Gewölbekeller des 16. Jahrhunderts, dann das zeitgleiche Erdgeschossgewölbe eines ehemaligen Ganerbenhauses.
Im Burghof fällt der Blick sofort auf die anmutigen Reste der ehemaligen Burgkapelle, deren Chor vom Hauptbau durch eine breite Felskluft abgetrennt ist und aufgrund der Rutschbewegung des östlichen Felsens eine deutliche Schrägstellung aufweist. Durch Stahlanker wurde dieser zuvor stark einsturzgefährdete Bauteil statisch gesichert.
Erhalten haben sich von der ehemaligen Burgkapelle u.a. die hohen spitzbogigen Fenster mit Resten filigranen Maßwerkes und ein mächtiger Triumphbogen, allesamt feinste Steinmetzarbeit.
Unter dem Chor befand sich eine gewölbte Gruft. Einem Bericht von 1835 zufolge wurden darin mehrere geöffnete Sarkophage mit Grabinschriften gefunden. In ihnen ruhten Ritter, die noch Schwerter in ihren Händen gehalten haben sollen. Durch die Driftbewegung des Ostfelsens stürzte die Gruft später ein.
Die Kapelle ist dem St. Niklas und der hl. Jungfrau Maria gewidmet. Sie wurde 1438 erbaut, als der Würzburger Bischof Johann von Brunn die Burgkapelle zur eigenen Pfarrkirche erhob. Die Burgkapelle hatte jedoch nicht lange Bestand. Sie verfiel schnell und wurde bereits 1561 durch eine neue Ortskirche ersetzt, der wiederum 1908/09 der jetzige neuromanische Kirchenbau nachfolgte.
Die Kapelle ruht an ihrem Ostende auf einem älteren Mauerzug der Hussitenzeit, an ihrem Westende auf einem mächtigen Tonnengewölbe. Dieses Tonnengewölbe überspannte das Innere einer fast 40 m langen Toreinfahrt.
Die Toreinfahrt wurde im 14. Jahrhundert angelegt, als die Ganerben einen bequemeren Weg in ihre Burg benötigten. Man erweiterte eine Kluft im Fels und überspannte sie durch zwei Gewölbe. Sowohl der äußere wie auch der innere Torbogen sind noch erhalten, wobei der innere Torbogen direkt unter der Burgkapelle liegt. Dort mündete der Torweg in einen tiefer liegenden kleinen Burghof. Offensichtlich existierte der Südeingang nur bis zur Hussitenzeit. Aus Sicherheitsgründen hat man ihn damals an beiden Enden vermauert und den Hauptzugang wieder zurück an die Nordseite verlagert.
Durch die Driftbewegungen des südöstlichen Felsens stürzten die Gewölbe wiederholt ein und wurden mehrmals erneuert. Die weite Felskluft der Tordurchfahrt mit ihren diversen Gewölbeanssätzen bietet einen aufregenden Anblick zusammen mit dem jüngsten Gewölbe, das 1960 eingestürzt ist.
Vor der Kapelle steht ein Brugbrunnen, der zur Hussitenzeit abgeteuft wurde und in einer Tiefe von ca. 12 m Schichtwasser erreichte.
Der Palas ruht auf den Fundamenten des 13. Jahrhunderts und wurde im 15. Jahrhundert erneuert. Sein Ostende ist infolge der Hangerosion komplett abgegangen. Der Palas hatte früher mindestens drei Geschosse und enthielt vermutlich - analog zu Lichtenstein - die 1232 erwähnte Burgkapelle.
Direkt unter dem Untergeschoss des Palas liegt ein zweiter - heute unzugänglicher - Gewölbekeller. Auch das Burgareal hinter dem Palas enthält zwei kleine, teilweise aus dem Fels gehauene Gewölbekeller des 16. Jahrhunderts; beide werden über eine steile Treppe erreicht. In den beiden Gewölbekellern sind heute zwei von den insgesamt 14 Erlebnisstationen untergebracht: "Wehr und Waffen" sowie die "mittelalterliche Speise-Installation".
Bemerkenswert an Altenstein ist die intensive Miteinbeziehung des zerklüfteten Burgfelsens in die Burgarchitektur, indem man z.B. breite Spalten durch Gewölbe überbrückt hat. All dies verdeutlicht, wie sehr sich die Ganerben des 14. bis 16. Jahrhunderts bemühten, die Burg kontinuierlich den wachsenden Raumansprüchen anzupassen.