Berühmte Psychotherapeuten

Die Liste der Psychotherapeuten von den Anfängen bis zur Gegenwart ist unendlich groß, neben Sigmund Freud und C.C. Jung gab es vor und nach ihnen sorgfältig und seriös arbeitende Psychotherapeuten. Exemplarisch und keineswegs vollständig sei im Folgenden punktuell nur ein kleiner auswerwählter Kreis genannt.

Die Gestalttherapie

Fritz Perls

"Don´t push the river it flows by itself"   Fritz Perls

Nach dem Abitur studierte Fritz Medizin und spielte während des Studiums am expressionistischen Theater bei Max Reinhard mit. Es folgte eine psychoanalytische Ausbildung und eine psychotherapeutische Behandlung bei Karen Horney. Seit 1926 arbeitete Perls als Assistenzarzt bei Kurt Goldstein, dieser machte ihn mit der Gestaltpsychologie vertraut. Während dieser Zeit lernte er Laura, eine Studentin Goldsteins kennen, 1930 heirateten beide. 1934 gründeten beide das South African Institute for Psychoanalysis. Fritz Perls entwickelte zusammen mit seiner Frau Laura und Paul Goodman die Gestalttherapie.

Die Gestalttherapie ist ein erlebnisaktivierendes Verfahren, bei dem die Förderung der awareness, des Gewahrseins aller gegenwärtigen Gefühle, Empfindungen und Verhalternsweisen im Vordergrund steht bei unmittlebarer Offenheit für alle Erfahrungen, seien sie von innen kommend oder von der Außenwelt. Perls ist der Psychoanalyse insofern treu geblieben, als auch seine Gestalttherapie im Kern eine Widerstands-Analyse ist, auch hier geht es um die Analyse und das Durcharbeiten von verschiedenen Widerständen, die einem intensiven Kontakt zum Selbst und der Umwelt entgegenstehen.

1952 gründeten Fritz und Laura das Gestaltinstitut in New York. 1964 führte Fritz Perls Gestalt-Workshops am Esalen-Institut im kalifornischen Big Sur durch. 1969 gründete er dann am Lake Cowichan auf den kanadischen Vancouver Island eine Gestalt-Gemeinschaft. Seine eigenen Theater-Erfahrungen setzte er in seiner Arbeit mit Therapiegruppen um: wie ein Regisseur begleitet er die Personen in der Auseinandersetzung mit ihren inneren Dramen und Träumen auf dem Weg zu einem selbsterfüllten Leben.

Die Offenheit für neue Erfahrungen im Kontakt zu anderen  - wesentliches Ziel der Gestaltterapie -schützt vor Selbstdestruktion und fördert Entwicklung: "Only within the framework of a people can a man live as a man without exhausting himself" (Hannah Arendt.)

Die Psychoanalyse

Die Psychoanalyse wurde von dem Wiener Nervenarzt Sigmund Freud zwischen 1890 und 1939 als psychotherapeutisches Behandlungsverfahren für vorwiegend neurotische Störungen entwickelt.

In Freundschaft und Zusammenarbeit mit dem gleichfalls bekannten Psychoanalytiker C.G. Jung kam es zwischen Freud und C.G. Jung zu erheblichen Meinungsverschiedenheiten, so dass sich die Wege dieser beiden herausragenden Persönlichkeiten getrennt haben, sowohl beruflich wie auch privat.

Eine überlieferte Anekdote erklärt den Zwiespalt: Freud war primär Empiriker, C.G. Jung hingegen Theoretiker: beide gehen spazieren und besuchen eine alte Burgruine, sie gehen die engen Treppen hinauf und Sigmund, frisch vermählt, fragt Carl Gustav, weshalb er nicht auch eine Liebste hätte- Jung stattlich und attraktiv- wollte auf diese Frage nicht eingehen, meinte nur, dass er sehr wohl zu handeln wisse, wenn ihm die Richtige über den Weg laufe. Kurz darauf beschreitet eine junge Dame die Treppe von oben nach unten. Jung dreht sich auf dem Absatz herum, flüstert Freud ins Ohr " das ist sie", folgt ihr nach, lädt sie zu einer Tasse Kaffee ein und erlangt Zustimmung von besagter Dame. Zu Freud zurückgekehrt meinte er kurz und bündig: das ist sie meine zukünftige Ehefrau. Sigmund schwieg, seine Freund kannte die Dame doch überhaupt nicht, er wollte aber keinen Streit mit Carl Gustav und schwieg weiter. Tatsächlich hat C.G. Jung diese Frau geheiratet, sie lebten in der Schweiz, hatten mehrere Kinder und niemals hat man Klagen gehört über diese Ehe , weder von Carl Gustav noch von seiner Ehefrau.

Sigmund Freud (1856 - 1939)

Sigmund freud war ein österreichischer Neurologe, Tiefenpsychologe, Religionskritiker und erlangte als Begründer der Psychoanalyse weltweite Bekanntheit. Seine Theorien werden bis heute kontrovers diskutiert und konnten nur teilweise durch nacholgende wissenschaftliche Studien empirisch bestätigt werden.

In Wien bestand Sigmund das Abitur mit Auszeichnung und studierte Medizin. Zunächst arbeitete er als Neurophysiologie und befasste sich eingehend mit der Pkarmakologie des Stimulans Kokain. Über Jahre hinweg konsumierte er selbst Kokain ohne Abhängigkeitsentwicklung. In Paris lernte er bei Charcot die Methode der Hypnose und Suggestion zur Behandlung von hysterischen Erkrankungen kennen. Anschließend entwickelte er seine eigenen Methode der Traumdeutung und des freien Assoziierens, um unbewußte Persönlichkeitsbereiche zu analysieren. 1886 läßt er sich in Wien als Arzt nieder.

Nach vierjähriger Verlobungszeit heiratet Sigmund Martha Bernays (1861-1951), die Tochter aus einer angesehenen Rabbiner- und Gelehrtenfamilie. Das Paar hatte sechs Kinder. Täglich rauchte Freud ca. 20 Zigarren, erkrankte 1922 an Gaumenkrebs, musste wiederholt schwere Operationen hinnehmen, schließlich verschlimmerte sich die Krankheit bis zu seinem Tod.

Die Entstehung der Psychoanalyse

Beeinflusst von den Behandlungsmethoden Josef Breuers sprach Sigmund Freud erstmals im Jahre 1896 von der Psychoanalyse. Im Mittelpunkt steht die Audeckung und Bewußtmachung von Traumatisierungen, die sich hinter den neurotischen Symptomen verbergen. Im Wesentlichen geht es immer um die Benennung von Kränkungen und Gewalterfahrungen oftmals sexueller Natur, die verdrängt wurden und deshalb unbewußt eine eigene Psychodynamik entfalten konnten. 1909 reist Freud zusammen mit C.G. Jung  und Ferenczi auf Einladung amerikanischer Professoren in die U.S.A und hält an der Clark Universitiy einen Vortrag über seine Behandlungsmethoden und Theorien. Er stieß hier durchaus auf skeptische Fragen, gut vorbereitet konnte Freud jedoch Anhänger gewinnen, die für eine Verbreitung psychoanalytischen Denkens in den U.S.A. sorgten.

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten fiel auch Freuds Werk der Bücherverbrennung anheim. Freud hat die Gefahr, die ihm drohte, zunächst nicht wahrhaben wollen.

Als die Nazis seine Tochter Anna 1938 zu einer Art Verhör einluden, erkannte er die Bedrohung sofort, er wartete auf seine Tochter, die ihm von dem Gespräch berichtete, es wurde ein langer Abend und noch in derselben Nacht gab er seinen Hausangestellten die Anweisung, sämtliche Koffer zu packen. Wenig später emigrierte er mit seiner Familie nach London. Vier der fünf Schwestern Freuds blieben in Wien zurück. Nach gescheiterten Versuchen, auch ihnen die Flucht zu ermöglichen, wurden sie in Konzentrationslagern ermordet. Im Exil war Freud von seiner Krankheit schwer gezeichnet. Er verlangte von seinem Arzt Sterbehilfe und daraufhin stellte sein Arzt nach Verabreichung der gewünschten Dosis Morphin seinen Tod fest.

Carl Gustav Jung (1875 - 1961)

war Sohn eines reformierten Pfarrers und studierte Medizin an der Universität in Basel. Er wurde Psychiater und Begründer der analytischen Psychologie. 1900 wurde Jung Assistent von Eugen Bleuler an der Psychiatrischen Universitätsklinik Burghölzli in Zürich.

1903 heiratet Jung die wohlhabende Emma Rauschenbach (1882-1955). Das Paar hatte fünf Kinder. Seine Ehefrau, später selbst als Analytikerin tätig, wurde für ihn zu einer wichtigen Gesprächspartnerin und Kritikerin seiner Texte.Jung habilitierte 1905 mit seinen Forschungen über Diagnostische Assoziationsstudien. Beiträge zur experimentellen Psychopathologie. 1909 öffnete er in seinem Haus in Küsnacht am Zürichsee seine Privatpraxis.Bei seiner ersten Begegnung mit Freud sprachen beide 13 Stunden miteinander. Trotz vieler Gemeinsamkeiten zeigten sich von Anfang an Differenzen. Jung lehnte Freuds Sexualtheorie ab und war enttäuscht darüber, dass Freud so wenig Verständnis für seine spirituellen Interessen aufbrachte.

Von 1910 bis 1914 war Jung Präsident der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung. Zum Bruch mit Freud kam es 1912 als Jung in seinem Buch Wandlungen und Symbole der Libido Freuds Libidobegriff kritisierte, der von der vorrangigen Bedeutung des Sexualtriebes ausging während Jung den Begriff erweitern wollte auf universelle Triebkräfte, die in vielen unterschiedliche Kulturen wirksam sind. Im gleichen Jahr arbeitete Antonia Wolff eng mit Jung zusammen, sie wurde für viele Jahre seine wichtigste Mitarbeiterin und Geliebte.

Carl Gustav blieb dennoch mit Emma verheiratet und oft traten sie zu dritt in der Öffentlichkeit auf.In der Folgezeit arbeitete Jung an der abendländischen Alchemie. Die Symbole in den Träumen geben nach seiner Meinung Aufschluss über das kollektive Unbewußte, das die Erfahrungsgeschichte der gesamten Menschheit umfaßt. 1931 lernt Jung den Physiker und Nobelpreisträger Wolfgang Pauli (1900-1958) kennen, der wegen beunruhigender Träume seinen Rat suchte. Daraus entwickelte sich über 26 Jahre hinweg eine enge Freundschaft. Schon bei der ersten Konsultation bemerkte Jung, dass Paulis Träume viele archetypische Motive enthielten. Beide befruchteten sich gegenseitig im Austausch über vielfältige Themen der Naturwissenschaft, Philosophie, Religion und Psychologie.

Jung schrieb daraufhin seinen Aufsatz über Synchronizität als ein Prinzip akausaler Zusammenhänge. In seinen letzten Lebensjahren vertiefte C.G. Jung seine Forschungen über das kollektive Unbewußte, Alchemie und die Bedeutung der Religion. Er starb nach kurzer Krankheit und wurde in Küsnacht begraben.

Die Gesprächspsychotherapie

Die Gesprächspsychotherapie wurde von Carl Rogers in den Vereinigten Staaten (USA) entwickelt und etablierte sich gegen Ende der 60er Jahre in Deutschland und Europa.

Die Gesprächspsychotherapie versteht sich als eigenständige Therapiemethode neben der Psychoanalyse und der Verhaltenstherapie. Im Unterschied zur Psychoanalyse verzichtet sie auf Deutungen oder Erklärungen für das Verhalten und Erleben, auch werden im Gegensatz zur Verhaltenstherapie keine konkreten Verhalternsanweisungen gegeben. Im Mittelpunkt des therapeutischen Gesprächs steht das Erleben und Fühlen des Klienten. Drei wesentliche Grundhaltungen des Therapeuten haben sich auf der Baisis internationaler Forschungen als wirksam erwiesen, vor allem bei Störungen des Selbstwertempfindens, Ängsten, psychosomatischen Störungen und burned-out Symptomen.

Die drei wirksamen Grundhaltungen bestehen aus:

Empathie: einfühlendes, nicht wertendes Verstehen

Akzeptanz: Vermitteln von emotionaler Achtung, Anerkennung, Fürsorge

Authentisch sein: der Therapeut verhält sich echt, in innerer Übereinstimmung mit seinen Überzeugungen.

Diese Grundhaltungen bewirken beim Klienten eine intensive Selbstauseinandersetzung. Er kommt sich sellbst näher und damit auch seinen verborgenen Ressourcen bzw. Selbstheilungskräften. Das Wohlbefinden wird ganzheitlich gefördert und stärkt sogar die abwehrenden Kräfte des Immunsystems. Interessanterweise haben die Grundhaltungen der Gesprächspsychotherapie einen positiven Einfluss nicht nur auf einzelne Menschen, sondern darüber hinaus auf kleine wie große Systeme, so verbessert sich bei Verwirklichung der o.g. Grundhaltungen nachweislich das Betriebsklima und damit auch die Produktivität von Firmen.

In Deutschland wurde die Gesprächspsychotherapie durch das Ehepaar Reinhard und Annemarie Tausch erfolgreich eingeführt.

Die Verhaltenstherapie

Die Verhaltenstherapie wurde in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts in den Vereinigten Staaten (USA) als wissenschaftlich fundiertes Psychotherapieverfahren eingeführt. Sie hat sich aus der experimentellen Lernforschung heraus entwickelt und später stets mehr und neue Methoden in ihr Programm aufgenommen.

Charakteristisch für die Verhaltenstherapie ist eine genaue Planung der einzelnen Therapieschritte, eine lehrerähnliche, psycho-edukative Haltung des Therapeuten und eine aktiv-übende Mitarbeit des Klienten. Die Methoden der Therapie sind direkt bezogen auf die zu behandelnde Verhaltensstörung. Im Wesentlichen zielt die Verhaltenstherapie auf die Veränderung der menschlichen Lernprozesse durch den Aufbau und die Vermehrung von gesundheitsfördernden Verhaltensgewohnheiten.

Später, in den 70er und 80er Jahren hat sich die Verhaltenstherapie weiterentwickelt, indem sie neben dem beobachtbaren Verhalten auch kognitive und emotionale Prozesse in die Problemanalyse und Therapieplanung miteinbezogen hat.

Aaron T. Beck: Kognitive Verhaltenstherapie der Depression

Es ist das Verdienst von dem amerikanischen Psychiater Aaron T. Beck, die kognitiven Denkmuster herausgearbeitet zu haben, die für die Entstehung und Aufrechterhaltung depressiver Gefühlszustände mit verantwortlich sind.

Inhaltlich lassen sich die depressionsfördernden Denkmuster zur sogenannten "kognitiven Triade" zusammenfassen, d.h. der depressive Mensch bewertet

* die eigene Vergangenheit

* sich selbst und seine Beziehung zur Umwelt und zu den Mitmenschen sowie

* die eigene Zukunft

hartnäckig und in objektiv nicht gerechtfertigter Weise als negativ. Depressive betrachten sich rückblickend auf die Vergangenheit als "Verlierer", in der Gegenwart erleben sie sich als minderwertig  und erwarten für die Zukunft eine unabwendbare Fortsetzung von Mißerfolgen, Ablehnungen und persönlichem Leidensdruck. In der Art und Weise, wie Depressive ihre Lebenswirklichkeit wahrnehmen und verarbeiten, also kognitiv interpretieren und bewerten, werden folgende Abweichungen vom logischen Denken deutlich:

willkürliche SchlußfolgerungenIn Abwesenheit oder Ermangelung von empirisch gültigen Beweisen werden Schlußfolgerungen gezogen, die das eigene Selbstwertempfinden angreifen, z.B. ein Depressiver, der bei einer Verabredung warten muss, denkt gleich: "die lassen mich hier absichtlich stehen weil sie mich eigentlich garnicht treffen wollen".

selektive AbstraktionBei der selektiven Abstraktion fixiert sich die Person auf ein einziges Detail, das aus dem Zusammenhang herausgerissen wird und ignoriert dabei andere wichtige Merkmale der Situation, z.B. wird jemand für seine Arbeit gelobt, dabei wird gleichzeitig erwähnt, dass er zu gründlich vorgegangen ist. Für den Depressiven entsteht nun als alles beherrschender Eindruck der Gedanke: "Sie sind mit meiner Arbeit nicht zufrieden", vergleichbar einem "blinden Huhn", das sich aus dem Haufen guter Körner die schlechten herauspickt und dann traurig ist wegen der schlechten Mahlzeit.

ÜbergeneralisierungDieser kognitive Mechanusmus bezieht sich auf  unangemessene Verallgemeinerungen, z.B. ist einem Depressiven ein einzelner Fehler unterlaufen. Nachfolgend denkt er." Bei mir geht alles schief".

Über- und UntertreibungTendenziell neigen Depressive zur Überschätzung ihrer Mitmenschen hinsichtlich verschiedener Fähigkeiten bei gleichzeitiger Unterschätzung der eigenen Kompetenzen.

Personalisierungbeschreibt die Neigung, Vorgänge in der Außenwelt in selbstherabsetzender Weise auf die eigene Person zu beziehen, z.B. ein Bekannter macht ein unfreundliches Gesicht, dann denkt der Depressive gleich: "Der kann mich nicht leiden, verachtet mich und was habe ich nur falsch gemacht".

Nach Auffassung von Aaron T. Beck sind die depressionsfördernden Denkmuster bereits vor dem Ausbruch der manifesten Erkrankung latent vorhanden. Sie werden im frühen Lebensalter und im Verlauf der weiteren Sozialisation erworben sei es aufgrund bestimmter Verlust- und Deprivationserfahrungen oder auch durch das Modellernen am Verhalten depressiver Bezugspersonen. Im Erwachsenenalter laufen die kognitiven Dysfunktionen mit unterschiedlichen Differenzierungsgrad und schwankender Verfügbarkeit für das Bewußtsein automatisch, reflexhaft ab. In Verbindung mit Belastungssituationen kommt es zu einer Intensivierung der negativen Denkmuster und die "kognitive Triade" wird immer dominanter und umfassender.

Die nachhaltige Bedeutung der kognitiven Verhaltenstherapie liegt in erster Linie darin, dass sie Psychotherapeuten und alle im sozialen Bereicht tätigen Kräfte dazu angeregt hat, sich direkt um die Denkvorgänge depressiver Menschen zu kümmern, diese in Richtung einer zunehmenden Realitätsangemessenheit zu verändern und damit die Entwicklung einer postiven Zukunftsbezogenheit zu fördern.

Im sokratischen Dialog wirkt der Psychotherapeut verändernd auf die Denkgewohnheiten des Depressiven ein.

Er führt mit dem Klienten ein "die Wahrheit suchendes" Gespräch. Ein Fehler, der häufig im Gespräch mit Depressiven gemacht wurde, bestand darin, dem depressiven Denken von vorneherein "vernünftige" Argumente entgegenzusetzten. Darauf reagiert der Klient mit vermehrten dysfunktionalen Äußerungen, weil er den Eindruck bekommt, dass der Therapeut ihn nicht richtig verstanden hat. Schließlich verfällt der Depressive dann häufig in ein resignatives Schweigen mit der Überzeugung, dass ihn sowieso niemand verstehen und helfen kann. Im sokratischen Dialog wird statt dessen versucht, dem Klienten durch gezielte Fragen selbst eine Korrektur seiner Sichtweise zu ermöglichen. Durch gezielte Fragen wird die Aufmerksamkeit auf bisher vernachlässigte Aspekte der Situation gelenkt, auf frühere, der jetzigen Sichtweise widersprechende Erfahrungen und auf alternative Interpretationsmöglichkeiten.

Zu den weiteren "Antidepressiven Strategien", die im verhaltenstherapeutischen setting vermittelt werden können gehören unter anderem:

* Erinnerung an positive Erlebnisse* Die Erfahrung vermitteln, dass positive Aktivitäten die Stimmung verbessern* Aktives Verhalten planen mit der Imagination von dessen poisitiven Konsequenzen* Eigene Erfolge öfters zurückführen auf eigene stabile Fähigkeiten und als jederzeit wiederholbar   einschätzen* Mißerfolge nicht primär der eigenen Unfähigkeit zuschreiben sondern öfters auch als von anderen  herbeigeführt oder zufällig passiert einschätzen* Ziele formulieren, die in der eigenen Macht liegen und erreichbar sind.

Die Aktivierung, der Aufbau lustbetonter Verhaltensweisen bleibt aus lerntheoretischer Sicht zentral bei der Behandlung depressiver Menschen. In deren Biographie ist häufig ein Ausbleiben wichtiger Belohnungen festzustellen mit dem Ergebnis, dass es zu einer Aktivitätsreduktion kommt, ein regelrechter Teufelskreis, denn wer passiv ist und resigniert, wird in der Regel wenig Belohnungen erfahren. Durch die therapeutisch begleitete Aktivierung entwickelt der Klient ein Gefühl für die Selbstwirksankeit eigenen Handelns und kann sich mit gestärktem Selbstvertrauen wieder aktiv für persönlich wichtige Ziele (z.B. beruflichen Erfolg, gute Freundschaften) einsetzen.

In der Folgezeit hat unter anderem Albert  Ellis die Prinzipien der Verhaltenstherapie auf der Basis seiner Arbeit als Psychotherapeut in New York wie folgt zusammengefasst:

* gesundes Eigeninteresse entwickeln und durchsetzen* Selbstbestimmung anstreben* Toleranz üben* Unsicherheit akzeptieren* flexibel sein* sich für andere, eine Sache oder Idee zu engagieren* Bereitschaft zum Risiko aufzeigen* und sich selbst mit allen Stärken und Schwächen zu akzeptieren.

Denkmuster in dieser Tradition lassen sich wie folgt einordnen:

* mehrdimensional statt eindimensional* relationsistisch statt absolutistisch/ moralisch/dogmatisch* variant/flexibel statt invariant.

Abschließend ein letztes Beispiel verhaltenstherapeutischer Arbeit.

Eric Burne, ein Psychotherapeut analytischer Provenienz in den U.S.A. hat seinem Klientel relativ provozierende Fragen im Sinne des sokratischen Dialogs gestellt, zum Beispiel gehörten öfters Manager zu seinem Klientel, die frisch von einem Herzinfarkt genesen und zu ihm in Therapie kamen.

Burne: "Stellen Sie sich vor, sie wären jetzt tot, was würde wohl auf ihrem Grabstein stehen?, Welches Lebensmotto, welchen Lebensphilosophie ist für ihre bisherige Biographie wohl typisch...? Ein Beispiel aus den Antworten, die er häufig erhalten hat, lautet sinngemäß:  ... ich habe mir immer viel Mühe gegeben, aber es war für die Katz". Darauf die Frage von Eric Burne: " Sind sie mit dieser Lebensbilanz einverstanden?; wenn nein: was soll sich konkret ändern... und wie, mit welchem ersten Schritt können sie morgen damit anfangen..."

Angestrebt wird in dieser Therpieform wie in allen anderen eine größere Übereinstimmung zwischen den eigenen fundamentalen Bedürfnissen und dem tatsächlchem eigenen Verhalten.

Natürlich werden in der Psychotherapie nicht nur die Denkvorgänge analysiert. Im Mittelpunkt steht immer das Gefühlsleben und dies umso mehr, wenn emotionale Traumata die psychische Befindlichkeit beeinträchtigen.

Epikur (341 v. Chr. - 271 n. Chr.)

Epikur war ein grieschischer Philosoph und begründete eine Schule parallel zur Stoa. Sein Lebenslauf ist aufgrund fehlender Quellen mit Lücken behaftet. Wie schon Aristoteless und Platon lehrte Epikur nicht die Unsterblichkeit der Einzelseele, wohl aber die Ewigkeit des Weltalls. Sein Grundmotiv ist die Ausrichtung auf das individuelle Lebensglück indem er Wege zur vollendeten Bedürfnisregulation und meditativer Seelenruhe aufzeigt. Epikur übernahm Demokrits atomistische Lehre und erklärte mit ihrer Hilfe die gesamte Wirklichkeit auf rein materialistische Weise mit konsequentem Verzicht auf transzendente und metaphysische Annahmen. Nach Epikur ist die Materie ungeschaffen und unvergänglich bestehend aus einer unendlichen Anzahl von Atomen. Auch die Seele bestehe aus Atomen. Bewegung ist die Daseinsweise der Atome, die in allen möglichen Kombinationen Entwicklungen im Kosmos unendlich oft realisieren. Epikur sprach schon damals im Plural von Welten geleitet von der Überzeugung, dass der Kosmos mit seinen Gestirnen inclusive Erde nicht notwendigerweise alleine existiert - aufgrund der unbegrenzten Vielzahl der Atome mit ihren dynamischen Kombinationsmöglichkeiten.

Furcht, Schmerz und Begierden sind für Epikur zu überwinden, damit der Mensch dauerhaft Lebenslust und Seelenruhe empfinden kann. Sein Kampf galt insbesondere der Gottesfurcht und der Todesangst. Dass Götter in das Weltgeschehen und in das menschliche Schicksal eingreifen können verwarf er ebenso wie andere philosophische Richtungen als Aberglauben. Der Tod hat nach seiner Meinung keinen Anteil am individuell erfahrbaren Leben und deshalb auch keinerlei Bedeutung denn "solange wir da sind, ist der Tod nicht da, wenn aber der Tod da ist, dann sind wir nicht da". Die Freundschaft innerhalb zwischenmenschlicher Beziehungen war für Epikur ein zentrales Element der Lebensfreude- er gab ihr einen wesentlich höheren Stellenwert als Ehe und Nachkommenschaft.

In der lateinischsprachigen Welt des Mittelalters waren die Texte Epikurs wenig bekannt. In der Neuzeit fand Epikur europaweit Beachtung. Im 20. Jahrhundert beziehen sich Wilhelm Reich, Erich Fromm und Herbert Marcuse in ihren Darlegungen zum Lustprinzip eindeutig auf Epikur.

Beeinflusst von der Philosophie Epikurs hat weniger später der antike Philosoph Epiktet ebenfalls in prägnanten Sätzen komplexe Sachverhalte denkbar einfach zum Ausdruck gebracht, so zum Beispiel der häufig zitierte Satz:  "Es sind nicht die Dinge, die uns aus der Fassung bringen, sondern unsere Sicht der Dinge." Damit hat Epiktet schon sehr früh den Zusammenhang zwischen Denken und Fühlen erkannt. Diese Zusammenhänge werden bis heute wissenschaftlich untersucht und sind auch die Grundlage für die Kognitive Verhaltenstherapie  (Aaron T. Beck, Ellis, M. Hautzinger) geworden.

 

Psychotherapeutische Strömungen

Ernstzunehmende psychotherapeutische Strömungen entwickeln sich stets auf dem Hintergund der Wissenschaft Psychologie und ihrer interdisziplinären Grundlagenforschung.Und damit ist die Geschichte der psychotherapeutischen Strömungen kurz und lang zugleich.

Kurz, weil das Fach Psychologie erst seit ca. 100 Jahren als selbstständige wissenschaftliche Disziplin exsistiert, entstanden zu einem Zeitpunkt, als sich das Fach durch die Übernahme naturwissenschaftlicher Methoden von der Philosophie emanzipierte.

Lang ist die Geschichte insofern, als die Psychologie schon immer ein Zweig der Philosophie war, man denke etwa an die Schriften von Aristoteless oder Platon "Über die Seele" oder auch an die (vorübergehende) Nähe zur Theologie.

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Fjodor Michailowitsch Dostojewski (1821 - 1881)

 Dostojewski

Zu seine Hauptwerken gehören Schuld und Sühne, Der Idiot, Die Dämonen und Die Brüder Karamasow. Sein literarisches Werk beschreibt die politischen, sozialen und spirituellen Verhältnisse zur Zeit des Russischen Kaiserreiches, das sich im 19. Jahrhundert im Umbruch befand. Zentrales Thema seiner Werke ist die psychische Befindlichkeit des Menschen und seine Konflikte beim Anbruch der Moderne. Dostojewski stand dem Frühsozialismus nahe. Wegen seiner Teilnahme an einem revolutionären Zirkel wurde er verhaftet, zum Tode verurteilt und anschließend begnadigt. Zur Strafe wurde er allerdings jahrelang in Lagerhaft und anschließendem Militärdienst nach Sibirien geschickt. Dostojewski litt an Epilepsie und war einige Jahre der Spielsucht verfallen. Während seine Zeitgenossen wie Lew Tolstoi unter den Bedingungen materieller Sorglosigkeit schreiben konnten, war das Leben Dostojewskis meist von finanzieller Not geprägt. Erst in den letzten zehn Lebensjahren genoss er Anerkennung und lebte finanziell sorgenfrei.

Dostojeweski hatte auch in der Verbannung gute Freunde, die zu ihm hielten. 1855 wirbt er um die Hand von Marija Issajewnas. Kurz nach der Hochzeit erlitt Fjodor seinen ersten schweren epileptischen Anfall. Wenig später hatte er eine Liebesbeziehung mit der jungen Polina Suslowa.1864 starb seine an Tuberkulose erkrankte Ehefrau. Die Beziehung zu seiner jungen Geliebten blieb bestehen. Er verreiste viel in Gegenwart von Polina und verspielte hohe Summen beim Roulette. Während seiner Arbeiten am Roman Der Spieler engagierte er die 20-jährige Anna Snitkina als Stenographin. Beide kamen sich durch die Arbeit nahe.

 Anna Snitkina

1866 machte Dostojewski ihr einen Heiratsantrag, die Trauung fand bald darauf statt. Dem Paar wurden mehrere Kinder geboren, von denen zwei früh verstarben. Außer sich vor Schmerz pilgerte Dostojewski ins Kloster. Dostojewski starb als anerkannter Schriftsteller an Lungenblutungen. In der Rezeption wird Dostejewski auf internationaler Ebene geeehrt als Schriftsteller mit einem außergewöhnlichem Talent für theologische und philosophische Fragestellungen im Rahmen der menschlichen Existenz und als ein einfühlsamer Psychologe, der das Seelenleben seiner Zeitgenossen mit einer unglaublichen Präzision erfasste.