Von Königsberg nach Zeil am Main

Ausgangspunkt : Schlossberg Königsberg

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Eingebettet in eine einmalige Naturlandschaft führt der Kelten-Erlebnis-Wanderweg nach ca. 5-6 Stunden zu Zeil am Main. In Zeil am Main erwartet Sie eine althistorische Stadt mit einer bewegten Vergangenheit. Unglaublich aber wahr - hier wüteten im Mittelalter die Hexenprozesse- und verbrennungen. Interessierte können ausführliche Informationen beim Besuch des Dokumentationszentrums Zeiler Hexenturm erfahren.

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Heute begegnet Ihnen mit Zeil am Main ein liebevoll gepflegtes Städtchen, das die Schrecken der Vergangenheit längst überwunden hat.

Von Königsberg nach Zeil am Main

Ausgangspunkt : Schlossberg Königsberg

Eingebettet in eine einmalige Naturlandschaft führt uns der Wanderweg nach ca. 5-6 Stunden zu Zeil am Main. Dort, wo die Landschaft am schönsten ist, werden wir kleine Erholungspausen einlegen und die Ausblicke auf die Umgebung geniessen. In Zeil am Main erwartet uns eine althistorische Stadt mit einer bewegten Vergangenheit. Unglaublich aber wahr - hier wüteten im Mittelalter die Hexenprozesse- und verbrennungen. Interessierte können ausführliche Informationen beim Besuch des Dokumentationszentrums Zeiler Hexenturm erfahren. Heute begegnet uns mit Zeil am Main ein liebevoll gepflegtes Städtchen, das die Schrecken der Vergangenheit längst überwunden hat.

Albrecht Dürer

geboren 1471 in Nürnberg und ebenda gestorben 1528, ein Maler von europäischen Rang.

Albrecht kam als drittes Kind eines Goldschmiedes zur Welt. Seine Mutter, von 18 Geburten geschwächt und häufig krank beschreibt er als emsige Kirchgängerin, die ihre Kinder fleißig und oft bestrafte. In einer Kohlezeichnung hat er das Aussehen seiner schwächelnden Mutter verewigt. Ende 1486 bis 1490 lernte und arbeitete Dürer bei dem Nürnberger Maler Michael Wolgemut. In den darauffolgenden Jahren begab sich Albrecht auf Wanderschaften, die ihn an den Oberrhein, in die Niederlande und ins Elsass führten.

1494 heriatet er Agnes Frey, die Tochter einer alteingessenenen und angesehenen Nürnberger Familie. Seine Ehe blieb kinderlos. Schon bald nach der Heirat macht er sich auf zu seiner ersten Italienreise. Eine Serie von Landschaftsaquarellen erinnern an diese Reise. 1497 macht sich Dürer selbstständig. In der Nürnberger Altstadt arbeitet er hart  an seinen brillianten Werken. In diese Phase seines Künstlerlebens fallen vorwiegend Portraits und Selbstportaits. Hauptsächlich widmete er sich dem Kupferstich. 1505 unternahm er eine zweite Reise nach Venedig zu den größten Renaissancemalern der venezianischen Schule: Tizian, Giorgione, Palma il Vecchio und Giovanni Bellini. Die ungeahnte Kraft und Tiefe des Kolorits dieser Maler hat nachhaltig auf ihn eingewirkt. Obgleich Dürer in Venedig hohe Anerkennung fand und der Stadtrat ihm ein beachtliches Jahregehalt anbot, sollte er sich dauerhaft in Venedig niederlassen, so trat Dürer doch die Rückreise in seine Vaterstadt an.

Dürer hat mehrfach im Auftrag von Kaiser Maximilian I. gearbeitet und 1519 ein Portrait des Kaisers in Öl auf Leinwand angefertigt. Einige Jahre zuvor entstanden seine berühmten Kupferstiche wie "Ritter, Tod und Teufel" oder "Melencolia". Im Sommer 1518 hat er Jakob Fugger und andere bedeutende Persönlichkeiten in seinem Werk verewigt.

1520 begab sich Dürer mit seiner Frau in die Niederlande  und verweilte dort ein Jahr. Die Reise in die Niederlande wurde zum reinsten Triumph. Überall gefeiert und geehrt machten Füsten, Künstler und Gelehrte wie Erasmus von Rotterdam ihn zum Mitglied ihrer Gesellschaft. Der neugewählte Kaiser Karl V. bestätigte ihm die früher gewährten Privilegien. Eine große Anzahl Bildnisse von Geistlichen, Fürsten und Künstlern sind das Ergebnis dieser kreativen Reise. Zu den bedeutendsten Werken des Künstlers gehören aus dem Jahr 1526 die lebensgroßen Figuren der vier Apostel Paulus und Petrus sowie der Evangelisten Markus und Johannes, heute zu sehen in der Pinakothek in München.

Dürer stirbt überraschend 1528 kurz vor seinem siebundfünfzigsten Geburtstag wohl an den Folgen eines Fiebers. Bis zu seinem Tode war er in hohem Maße systematisch, produktiv und kreativ tätig.

Rasputin - ein Heiliger oder ein schwarzes Schaf...?

 

Grigori Jefimowitsch Rasputin wurde 1869 in Westsibirien als Bauernsohn geboren, ermordet starb er 1916 in Petrograd.

Im Alter von 17 Jahren begann seine Zeit als Pilger, er wollte Näheres über Religion lernen. Berühmt wurde Rasputin durch sein Wirken am Zarenhof. Er wurde an den Hof gerufen, um den an Hämophilie leidenden Zarensohn Alexei durch Gebete zu heilen. Ärzte und auch Kritiker bestätigten, dass es tatsächlich auf unerklärliche Weise zum Stillstand der Blutungen gekommen sei. Seine Fähigkeit zum Heilen brachte die Zarin Alexandra zur Überzeugung, dass Rasputin ein Heiliger war. Da die Erkrankung des Zarensohnes geheim gehalten wurde, blieb es für die Öffentlichkeit unklar, weshalb dieser "ungebildete Bauer Rasputin" soviel Ansehen bei der Zarenfamilie genoss. Auch gab es immer wieder Anlass zu Klatsch und Verleumdungen aller Art, so wurden ihm permanente Sexorgien vorgeworfen; das wenigste von allen Vorwürfen stimmte mit der Realität überein. Nachdem Rasputin 1914 bei einem Angriff mit einem Dolch verletzt wurde, begann er, sich öffentlich zu betrinken und neigte zu aggressiven Verhaltensentgleisungen.

Während des Ersten Weltkrieges zeigte sich nach anfänglichen militärischen Siegen, dass Russland mit seinem noch schwach ausgebauten Eisenbahnsystem und seiner gering entwickelten Industrie der deutschen Militärmacht unterlegen war. Unzufriedenheit breitete sich im Land aus und bei der Suche nach Schuldigen wurde Rasputin zum Sündenbock für die katastrophale Lage, obwohl sein politischer Einfluß in Wirklichkeit sehr gering war.

1916 wurde Rasputin unter Mitwirkung von engen Verwandten des Zaren Nikolaus II. ermordet.

Rasputins Kindheit wurde überschattet von familiären Verlusterlebnissen. Früh verstarben Schwester sowie Bruder und dann auch noch die Mutter. Vielleicht waren es diese Verlusterlebnisse, die bei Rasputin in seinen Jugendjahren zu einer gewissen psychischen Instabilität führten. Er galt als "Tunichtgut", tatsächlich lagen mehrere Anzeigen gegen ihn vor wegen Trunksucht, Mädchenschändung und Diebstahl. Verurteilt wurde er nicht, wahrscheinlich waren die Anklagen leicht übertrieben, beschrieben wird er in den Polizeiakten als junger Mann, 1,82 Meter groß, helle strähnige Haare, längliches Gesicht und ein dunkelrötlicher Vollbart.

Parallel zu seinen liederlichen Lebenswandel entwickelte Rasputin eine starke Religiosität. Mehr als einmal soll ihm die Gottesmutter Maria erschienen sein. Seine Spiritualität war auch in seinen Träumen stets geprägt von mystischen Erlebnissen mit der Gottesmutter. Jahrelang unternahm er lange Pilgerreisen auf der Suche nach Erleuchtung und Wahrheit. Seine weiteste Pilgerreise führte ihn nach Jerusalem, nachdem er zuvor den Berg Athos in Griechenland erwandert hatte.

1887 heiratet Rasputin Parskjewa Fjodorowna Dubrownina, dem Paar wurden ein Sohn und zwei Töchter geboren.

Doch schon bald wurde es dem Pilger Rasputin in seinem Heimatort wieder zu eng. 1903 bricht er auf nach St. Peterburg zu Johann von Kronstadt, dem damals berühmtesten Theologen und "Heiler" des Zarenreichs. Schnell war der in St. Pertersburg relativ unbekannte Rasputin anerkannt besonders bei Johann von Kronstadt, dem Beichtvater des Zaren und er erhielt Zugang zur höheren Gesellschaft. Johann von Kronstadt wurde auf Rasputin während einer Messe aufmerksam, als er nach langer Pilgerreise mit deutlich verschlissenen Kleidern unter den einfachen Pilgern niederkniete. Johann von Kronstadt wird nachgesagt, dass er während seiner Meditationen bei der Messe ein besonderes Gesprür für die Nähe überragender Menschen entwickelte. Und so war es wohl auch bei Rasputin, zu dem der Geistliche gesagt haben soll:" Mein Sohn, ich habe deine Gegenwart gespürt." Aufgrund dieser weihevollen Anerkennung höchster Kirchenkreise wurde Rasputin salonfähig und bald als "Wunderheiler" berühmt. Und tatsächlich konnte er sog. Wunder bewirken. Es war nicht nur der Zarensohn, dessen gesundheitlicher Zustand sich in Gegenwart von Rasputin regelmäßig verbesserte auf eine für die behandelnden Ärzte unverständlichen Art und Weise. Als die Hofdame Anna Wyrubowa bei einem Zugunglück schwer verletzt wurde und bereits die Sterbesakramente empfing, wurde Rasputin gerufen - in seiner Gegenwart wachte  die Sterbende auf und überlebte.  Dennoch blieb seine Person umstritten. Bei seinen Gegnern löste er stets eine unüberwindliche Abneigung aus. So beschreibt ihn der Ministerpräsident Stolypin mit folgenden Worten: "Dieser Mann hatte eine gewaltige magnetische Kraft und löste in mir eine starke Gemütsbewegung aus, und sei es nur eine des Widerwillens". Rasputins eigener Gesundheitszustand dagegen verschlechterte sich durch die vielen Anfeindungen und teilweise auch durch die physischen Übergriffe und Verletzungen.

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 "Zarathustra"

 gemalt von B.Olk 2007  

1915 eskalierten Rasputins öffentliche Skandale. Früher trank er heimlich, nun betrank er sich wieder öffentlich und zeigte damit die Verhaltensauffälligkeiten und Dummheiten eines Betrunkenen. Um die Probleme mit dem umstrittenen Rasputin zu beenden, wurde mit Unterstützung der Regierung ein Mordversuch geplant. Nach mehreren fehlgeschlagenen Mordversuchen mussten die Auftraggeber aufgeben. In vielen europäischen Zeitungen wurde über die Mordanschläge ausführlich berichtet, was die Regierung schwer diskreditierte.

Die Ermordung Rasputins im Jahre 1916 wirft ein bezeichnendes Licht auf die Situation in der höheren Peterburger Gesellschaft und der Familie Romanows unmittelbar vor dem Untergang des Zarenreichs. Es war der Polizei bekannt, dass ein Attentat unmittelbar bevorstand, auch der britische Geheimdienst wusste genau Bescheid. Die Zarin machte sich große Sorgen über die Situation. Rasputin traute sich kaum noch aus seinem Haus, nahm aber die Einladung von Fürst Felix Jussupow, Ehemann einer Nichte des Zaren, an. Er war einer der wenigen Menschen, denen Rasputin noch vertraute. Ein verhängnisvolles Vertrauen - im Palast des Fürsten wurde Rasputin brutal ermordet. Die Obduktion kommt zu folgenden Ergebnissen: das rechte Auge war ausgeschlagen, der ganze Körper von Quetschungen und Blutergüssen übersät; besonders betroffen waren die Magengegend und der Unterleib. Vermutlich haben die Täter durch Misshandlungen, die sie bis zur Folter steigerten, versucht, aus Rasputin Geständnisse und vielleicht auch Details einer vermuteten intimen Beziehung zur Zarin herauszupressen.

Die Mörder wurden schnell gefunden, gingen jedoch durch den Einfluß des Romanov-Clans weitgehend straffrei aus. Aufgrund dieser Ereignisse verwundert es nicht, dass der Zar schon drei Monate nach dem Mord gestürzt wurde. Für die Bauern, die Mehrheit der Bevölkerung, war Rasputin einer der ihren, der von Adligen ermordet wurde ohne dass der Zar die Schuldigen bestrafte. Die Autorität des Zaren bei den Bauern war gebrochen. Für die Gegner Rasputins, seien es weite Teile der Familie Romanov oder auch viele Personen der "politischen Klasse" war der Zar ein zahnloser Tiger, der keinen Respekt mehr verdiente.

Rasputin war zweifellos ein bedeutender Heiler, vielleicht auch Hellseher, jenseits der traditionellen Medizin mit einer außergewöhnlichen Suggestivkraft, die nicht nur auf Frauen wirkte, und er war wohl auch aufgrund seiner Trunksucht und den vielen aggressiven Verhaltensentgleisungen ein schwarzes Schaf, wenn auch nur ein kleines.

Nachwort

Seinen Tod vorausahnend hat Rasputin gegenüber der Zarenfamilie oft folgende Warnung ausgesprochen: "Wenn ich sterbe oder wenn ihr mich fallen lasst, werdet ihr euren Sohn und die Krone verlieren".

1918 wurde die Zarenfamilie durch die Bolschewiki ermordet. Insgesamt sind 18 Angehörige der Dynastie Romanov und viele weitere Personen aus ihrem Umfeld umgebracht worden. Die Bolschewiki, eine sozialdemokratische Arbeiterpartei Russlands, strebten den Sturz des Zaren und den Aufbau des Sozialismus/Kommunismus in Russland an.

 

Die Stadt Coburg

Die Stadt Coburg gilt als ein Geheimtipp - als Wiege des europäischen Hochadels- beherbergt sie Kunstschätze und bedeutende Baudenkmäler - in der Umgebung warten mehr als 40 Burgen, Schlösser , Palais und Adelssitze auf den Besucher.

Coburg liegt geographisch inmitten Deutschlands und Europas. Das milde Klima verwöhnt die Menschen, deshalb ist Coburg zun jeder Jahreszeit eine beliebte Urlaubsregion.

Neben der Veste Coburg gibt es in unmittelbarer Nähe drei weitere Burgen und Schlösser zu entdecken:

Die Ehrenburg - Schloss Rosenau - Schloss Callenberg

Die Ehrenburg diente den Herzögen fast 400 Jahre lang als Stadtresidenz und wurde zum Empfangssaal und Parkett des eurpäischen Hochadels.  In der Ehrenburg können Besucher  die Privatgemächer von Queen Victoria besichtigen. Ihr Gemahl wurde auf Schloss Rosenau geboren. Zurückblickend schreibt Queen Victoria in ihrem Tagebuch: "Wäre ich nicht, was ich bin, hätte ich hier mein wirkliches Zuhause". Auf Schloss Callenberg erinnert der kostbare Nachlass aus Mobilar, Porzellan, Uhren und anderen Exponanten, wie die Coburger Herzöge einst lebten.

www.sgvcoburg.de/ehrenburg.htm

www.sgvcoburg.de/rosenau.htm

www.schloss-callenberg.de

Events und Feste

Der Hochadel verlangte entsprechend seines gehobenen Lebensstils immer ein qualitativ hochwertiges Amüsement. Und so verwundert es nicht, dass die Stadt bis in die Gegenwart hinein zu jeder Jahreszeit mit events und Straßenfesten seine Besucher begeistert.

Exemplarisch erwähnt seien hier nur das Coburger Neujahreskonzert mit dem Alt-Wiener-Strauß Ensemble, der Ostermarkt auf dem Marktplatz, umrangt von Cafés, die zum Verweilen einladen, die regionale Museumsnacht, das Samba-Festival, das die Innenstadt mit seinen temperamentvollen Tänzerinnen drei Tage lang in energiegeladene rhythmische Schwingungen vesetzt und last not least der Coburger Weihnachtsmarkt, hier locken kleine Buden auf dem malerischen Marktplatz mit süßen und pikanten Genüssen sowie originellen Geschenkideen während Kunsthandwerker ihre beliebten Produkte anbieten.

Genaue Termine und weitere Informationen sind erhältlich unter

www.coburg-tourist.de

 

 

 

 

Das Herzogtum Coburg und seine Frauen

                                 Lebensgeschichten wie im Krimi ...

 

Das größte Kapital der verarmten Fürsten von Coburg waren ihre Töchter. Nicht zuletzt aufgrund ihrer Schönheit, Klugheit und der außergewöhnlich geschickten Heiratspolitik ihrer Eltern erreichten sie die besten Partien auf dem erupäischen Heiratsmarkt des Hochadels. Allen voran ist uns heute noch die Macht und der Ruhm von Queen Victoria im Bewußtsein. Sie bestieg 1837 den Thron von Großbritanien und wird heute noch zärtlich die "Großmutter Europas" genannt.

Die bewegenden Lebensläufe dieser ungewöhnlichen Frauen mit all ihren Höhen und Tiefen sollen im folgenden Test kurz dargestellt werden.

Juliane von Sachsen-Coburg-Saalfeld

1796 heiratet Juliane in Russland Konstantin, den Enkel von Zarin Katharina II., die später "die Große" genannt wurde. Die Herzogin von Coburg, ihre Mutter, war überglücklich, denn nun war ihre Julie Braut und hatte eine standesgemäße Partnerwahl verwirklicht und die Tochter glaubte, das große Los gezogen zu haben.

Für Julie hieß es nun, Tanzunterricht und Unterricht im Zeichnen, Musik und Russisch zu nehmen. Vor allem war die Unterweisung in der neuen Religion wichtig. Am feierlichen Hochzeitstag wurde aus Julie Anna Feodorowna. Nach dem abendlichen Galadiner wartete Anna vergeblich auf ihren Gemahl. Als er endlich erschien, nahm er keine Notiz von seiner Frau und verschwand schon wieder früh morgens, kurz gesagt: die Hochzeitsnacht fiel aus. Warum?,  nun denn, auf dem Weg zu Anna hat sich Konstantin über das leicht unvollkommene Verhalten eines Gardisten dermaßen geärgert, dass er den Soldaten verprügelte. Soldaten zu drillen war Konstantin weit wichtiger als das fremde Wesen, das nunmehr seine Frau war. Wie hätte Julie ahnen können, dass ihr Ehemann grausam, faul und zudem auch noch stolz auf diese Eigenschaften war. Von seiner Brutalität und seinen sadistischen Demütigungen blieb auch sie nicht verschont.

Die Herrscherin war die einzige Autorität, die das schlechte Benehmen ihres Enkels disziplinieren konnte. Doch dazu hatte Katharina die Große nicht mehr viel Gelegenheit, weil sie 1796 infolge eines Schlaganfalls verstarb. Unmittelbar darauf wurde ihr Sohn, Paul I. zum Nachfolger vereidigt. Geschwächt, wie Anna Feodorowna durch die brutale Behandlung ihres Gatten schon war, musste sie mit ansehen, wie ein hartes Regiment begann. Das gewalttätige Wesen des neuen Zaren machte auch vor seinen Schwiegertöchtern nicht halt. Trotz aller Probleme war Anna Feodorowna in diesen schwierigen Jahren zu einer auffallenden Schönheit herangereift. Sie erregte nicht nur allgemeine Bewunderung, sondern auch die Eifersucht ihres Ehemanns. Er machte ihr Szenen, obwohl er sie in lockerer Gesellschaft nach Strich und Faden betrog. Dies hatte zur Folge, dass er Anna mit einer Geschlechtskrankheit ansteckte. Anna, beschämt über die Urache ihrer Krankheit, war nunmehr fest entschlossen, nicht mehr nach Russland zurückzukehren. Der allseits verhasste Zar Paul wurde 1801 in seinem Schlafgemach erdrosselt. Sein Tod brachte Anna endlich die erwünschte Freiheit. Sie durfte mit Erlaubnis des neuen Zaren Alexander I. Russland verlassen, um ihre erkrankte Mutter zu besuchen. Es war ein Abschied für immer.

Wieder zurück in Coburg, wollte Anna die Scheidung ebenso wie ihr Ehemann Konstantin, der sich in eine andere Frau verliebt hatte. Doch seine Mutter verweigerte die Einwilligung, stand doch das Prestige der Familie Romanow auf dem Spiel. Schon bald begann Anna ein neues Liebesverhältnis mit dem Oberhofmeister Seigneux, von dem sie einen Sohn erwartete, der 1809 heimlich in der Schweiz geboren wurde. Das Glück war nur von kurzer Dauer. Es dauerte nicht lange, bis ein neuer Mann, Rudolg Abraham Schiferli, Professor der Chirurgie, nicht nur die Stelle des Oberhofmeisters ersetzte, er wurde auch Annas Geliebter, von dem sie ein Jahr später in Coburg erneut ein Kind zur Welt brachte. In der Schweiz fand Anna ein altes Landhaus in der Nähe von Bern, das jahrzehntelang ihr Heim werden sollte. Rasch lebte sich Anna Feodorowna in die Gesellschaft Berns ein, besuchte Konzerte und war bekannt für ihre Wohltätigkeit.

Im Jahre 1820 gab die Kaiserinmutter plötzlich ihre Zustimmung zur Scheidung. Dennoch begann für Anna eine traurige Zeit, weil mehrere ihr nahestehende Menschen verstarben. So der Zar Alexander I, der im Alter von nur 47 Jahren starb, wenig später seine Gattin Elisabeth, ein Verlust, unter dem Anna besonders schwer litt. 1831 starb Annas Mutter, die Herzoginwitwe in Coburg. Wenig später erfuhr sie in einem Brief des neuen Zaren Nikolaus I. vom Tod ihres Ehemannes, des Großfürsten Konstantin. Der Verlust ihres geschiedenen Gatten wird für Anna wohl weniger schmerzlich gewesen sein. Viel ärger berührte sie der Tod ihres langjährigen Freundes Schiferli. Als dann auch noch ihre Tochter nach kurzer Ehe plötzlich in Lausanne verstarb, wollte sie die traurigen Erinnerungen nicht länger in Elfenau aushalten und suchte einen neuen Wohnort. Sie fand ihn auf einem Landsitz in der Nähe von Genf. Siebzehn Jahre verbrachte Anna auf ihrem Landsitz, dann zog sie wieder zurück nach Elfenau. Vermutlich fühlte sie ihren Tod voraus und wollte dorthin zurückkehren, wo sie am glücklisten gewesen ist. Großfürstin Anna Feodorowna von Russland starb 79-jährig 1860 in Elfenau.

Viktoria Prinzessin von Sachsen-Coburg, Herzogin von Kent

Leopold, Bruder der Prinzessin Julie von Sachsen-Coburg, erwies sich als Genie in Sachen Heiratspolitik. Nach England zurückgekehrt, wo die Thronnachfolge wegen Kinderlosigkeit zum Problem wurde, trat er in Aktion. Seines Erachtens war seine Schwester Viktoria trotz ihrer Witwenschaft noch jung genug, um eine neue Ehe einzugehen, und zwar mit dem Herzog Edward von Kent. Obwohl sich Edwards Begeisterung in Grenzen hielt und auch die zukünftige Braut Viktoria wenig Lust zeigte, einen Mann zu heiraten, der zwanzig Jahre älter war als sie, kam es nicht zuletzt wegen der meisterhaften Überredungskunst von Leoplod 1818 zur Heirat. Der Erfolg der Ehe stellte sich prompt ein: schon ein Jahr später schenkte die Coburger Prinzessin einem Mädchen das Leben, das auf den Namen Viktoria getauft wurde. Sie blieb das einzige Kind des Paares.

Königin Viktoria trat 1837 im Alter von achtzehn Jahren ihre Regierung an und herrschte bis 1901. 1840 heiratete Viktoria durch Vermittlung ihres Onkels Leopold dessen Neffen Prinz Albert von Sachsen-Coburg. Es wurde eine gute Ehe, obwohl der Prinzgemahl in England lange Zeit nicht besonders anerkannt wurde. Doch Viktoria liebte ihn innig und legte nach seinem frühen Tod 1862 die Trauerfarbe Schwarz nicht mehr ab. Der Ehe entstammten neun Kinder. Die Kinder und Kindeskinder von Königin Viktoria und Prinz Albert saßen aufgrund geschickter Heiratspolititk auf fast allen Thronen Europas und sind bis heute mit allen noch regierenden Herrscherfamilien eng verwandt.

1831 wurde Leopold I. König von Belgien. Er gewann großen Einfluß auf das Land und wurde zum Vorbild eines konstitutionellen Herrschers. Auch weiterhin war Leopold um eine lukrative und ehrenvolle Versorgung seiner Familienangehörigen bemüht und blieb ein erfolgreicher Heiratsvermittler.

Die Bilanz seiner Heiratsvermittlungen kann sich sehen lassen: wenn auch die Macht der heute noch amtierenden Monarchen beschränkt, das einst weltumspannende britische "Commonwealth of Nations" zusammengeschrumpft ist, so sitzen die Angehörigen des Hauses Sachsen-Coburg doch noch fest auf dem britischen Thron, selbst wenn sie jetzt den Namen Windsor tragen. Auch das Königreich der Belgier gibt es noch, ganz abgesehen von den restlichen verbliebenen Monarchen, deren Blut zu einem guten Teil sächsich-cobugischer Herkunft ist. Das Herzogtum Sachsen- Coburg existierte bis zum Ende des Ersten Weltkrieges. Es gehört heute zum Bundesland Thüringen und vollzog auf mehrheitlichen Wunsch der Bevölkerung den Anschluß an Bayern.

Prinzessin Charlotte von Belgien, Kaiserin von Mexiko

Auch wenn Königin Marie-Louise von Belgien in ihrer Ehe mit Leopold nicht glücklich wurde, so erfüllte sie doch ihre dynastische Pflicht, indem sie dem König und seiner jungen Dynastie schon bald mehrere Kinder schenkte. 1840 kam ein Mädchen namens Marie Charlotte zur Welt. Die hübsche Charlotte entwickelte sich prächtig und gewann mit ihren großen dunklen Augen und ihrem zärtlichen, lebhaften und vergnügten Wesen auch bald die Liebe ihres Vaters. Königin Marie- Louise widmete sich mit Hingabe ihren Kindern wenngleich sie in der Ehe mit Leopold unter seiner notorischen Untreue litt. Der Tod der geliebten Mutter ließ das fröhliche Kind allerdings vereinsamt zurück und machte es jäh zu einem ernsten Kind, das früh in die Pflichten einer Königin hineinwuchs.

Großen Einfluß übter der Vater auf sie aus. "Cher Papa" wurde zu ihrem Vorbild: ungeheurer Ehrgeiz, Strenge, die keine Schwäche duldete, Energie, die Fähigkeit zu befehlen und Distanz zu halten aber auch die Hingabe an eine Aufgabe prägten allmählich ihr Wesen. Pflichten, die man ihr auferlegte machten aus Charlotte eine Frau - stolz, hoheitsvoll, unnahbar, beseelt von dem Ziel, große Aufgaben der Humanität Wirklichkeit werden zu lassen.

Charlotte war kaum sechzehn Jahre alt, als schon die ersten Verehrer um ihre Hand warben. Doch keiner fand Gnade vor ihren Augen bis einer auf den Plan trat, der Charlotte besser gefiel als alle anderen und der auch Leopold bestens zusagte. Wer war es...?... Erzherzog Ferdinand Maximilian von Österreich, der jüngere Bruder des Kaisers von Österreich, kein regierender Herrscher, jedoch der nächste Anwärter auf den Thron. Die charakterliche Verschiedenheit der beiden Brüder hätte größer nicht sein können. Franz Joseph war eher nüchtern, pflichtbewusst und bescheiden, Max hingegen eher schwärmerisch und naturbegeistert. Von Sparsamkeit hielt er nicht viel. Da für einen Erzherzog nichts anderes infrage kam als eine militärische Laufbahn und Max für das Meer schwärmte, entschied der Kaiser, dass sein Bruder in die Marine eintreten sollte. Der Erzherzog fühlte sich wohl im Kreise der Marine und machte seiner Herkunft entsprechend schnell Karriere.

Die erste Begegnung zwischen Charlotte und Max sollte wie ein Höflichkeitsbesuch aussehen, doch es war eine Brautschau. Ferdinand Maximilian fand die Prinzessin reizend und Charlotte hat sich auf der Stelle in den gut aussehenden Erzherzog verliebt. Die Verlobung wurde ausgiebig gefeiert und 1857 fand die Hochzeit in Brüssel statt. Nach der Hochzeit nahm Max wieder seine Tätigkeit als Flottenchef auf, er liebte auch seine Flotte, die er zu einer der modernsten gemacht hatte. Charlotte hingegen langweilte sich, auch die Reisen entlang der adriatischen Küste konnten sie nicht begeistern. Schließlich setzte Max seine Seefahrt nach Brasilien fort während Charlotte auf Madeira zurückblieb. Über die kinderlos gebliebene Ehe ist viel gerätselt worden. Vermutlich war der Ehehimmel schon bald getrübt. Die körperliche Anziehungskraft, die Charlotte anfangs auf ihren Gatten ausgeübt hatte, war wohl erloschen, jedenfalls hat Maximilian schon bald getrennt von seiner Ehefrau geschlafen und auf Reisen sogar die eine oder andere Nacht lieber auf der Kommandobrücke verbracht.

Plötzlich und unerwartet erschien wie eine Fata Morgana ein scheinbar phantastisches Angebot für Maximilian, der untätig auf seiner Seefloote weilte während Charlotte sich überall langweilte. Mexiko suchte einen neuen Herrscher und dachte dabei auch an den Erzherzog Maximilian, Bruder des Kaisers von Österreich. Die vielen Präsidenten, die Mexiko zuvor hatte, versprachen viel und hielten wenig. Nach langen Kämpfen erhielt das Land 1813 die Unabhängigkeit. Niemand konnte den Bürgerkrieg, der zwischen Liberalen und Konservativen tobte, verhindern. Eine neue, antiklerale und liberale Regierung hatte zuletzt gewonnen und eine strikte Trennung von Kirche und Staat verfügt. Gemeinsam mit der Kirche kämpften nun die konservativen Großgrundbesitzer mit allen Mitteln gegen die verhassten Liberalen. Im konservativen Europa war man entsetzt, nicht so sehr über den Sieg der Liberalen, sondern weil die Regierung die Rückzahlung aller Kredite samt Zinsen einstellte. Eine Monarchie war nach Meinung vieler Konservativer die einzige Rettung. Der Zeitpunkt war günstig, denn die Vereinigten Staaten, die sicher erhebliche Einwände gegen eine europäische Monarchie in Mexiko gehabt hätten, waren abgelenkt durch den gerade erbitterten Kampf gegen ihre eigenen Südstaaten.

Maximilian zeigte Interesse, war es doch die Gelegenheit, es seinem  erfolgreichen Bruder gleichzutun - Kaiser zu werden in einem Land, das einst Teil eines Weltreichs war, in dem sein Ahnherr Karl V. geherrscht hatte. Doch Maximilian war auch wankelmütig, denn diese Herausforderung bedeutete , seine Flotte, sein Schloss und das Land, das er liebte, aufzugeben; es wäre ein Schritt hinein ins Ungewisse und nicht ohne Gefahr. Charlotte hingegen war voller Begeisterung, denn da war sie endlich, die große Aufgabe, nach der sie sich so lange gesehnt hatte. Kaiser würde ihr Mann sein und sie seine Beraterin mit dem Ziel, ein Land mit starker Hand, aber auch mit Milde, Weisheit und Gerechtigkeit zu regieren. An Maximilians Fähigkeiten für die Aufgaben eines Kaisers in einem fremden Land zweifelte sie nicht. Auch Kaiser Franz Joseph signalisierte sein Einverständnis. König Leopold empfahl, dass England und Frankreich das Unternehmen finanziell und militärisch unterstützen sollten. Der Glanz der Krone, die auf seine Tochter fallen würde und der Ruhm für das Haus Coburg trübten offenichtlich seinen ansonsten recht klaren politischen Verstand. Warnungen vor dem mexikanischen Abenteuer kamen sowohl vom amerikansichen Präsidenten wie auch vom französischen Parlament.

1863 wählte die Nationalversammlung die Monarchie und bot Erzherzog Maximilian die Krone des Landes an. Nach einigem Zögern nahm Maximilian das Angebot an, recht nachdenklich im Unterschied zu seiner enthusiastischen Gattin. Nach einer fünfwöchigen, teilweise recht stürmischen Überfahrt über den Atlantik erreichte das Paar endlich Veracruz. Es war eine mühsame Reise, da die Bahnstrecke noch lange nicht fertiggestellt war  und die restlichen vierhundert Kilometer in Kutschen zurückgelegt werden mussten. Das Kaiserpaar ertrug alle Unbequemlichkeiten mit stoischer Gelassenheit. Der Naturfreund Maximilian erfreute sich an dem üppigen Grün, den farbenfrohen Pflanzen, um deren Blüten bunte Schmetterlinge schwirrten. Beim Empfang in Puebla, der zweitgrößten Stadt, läuteten alle Kirchenglocken und jubelnde Menschen umsäumten die Straßen. Hier feierte Charlotte ihren dreiundzwanzigsten Geburtstag. Nach Überwindung eines steilen Passes war endlich das ferne Ziel zu sehen: Kuppeln und Türme, schimmernde Seen, überragt von hohen, schneebedeckten Bergen - Mexiko-Stadt. Ein Empfang im Kaiserpalast folgte während draußen eine jubelnde Menschenmenge den weiten Platz füllte.

Charlotte war glücklich, obwohl sie sofort erkannte, dass in Mexiko so manches im Argen lag und wie groß der Unterschied war zwischen den einfachen Indios und den reichen Herrschaften, für die sie arbeiteten. Und das sollte ja schließlich ihre Aufgabe werden, den Armen im Land zu ihren Rechten zu verhelfen, für ihre Bildung, Arbeit und Auskommen zu sorgen. Sie waren doch beide jung und wollten die Herausforderung annehmen ungeachtet der Tatsache, dass die reichen Plantagenbesitzer und Kaufleute gewiss Sicherheit im Land haben wollten, eine Eisenbahn und gute Straßen, aber die Indios, das Volk, das für sie arbeitete, war ihnen relativ gleichgültig.

Vom Frieden im Lande konnte also keine Rede sein. Die Wirtschaft lag am Boden, viele Beamte waren korrupt, die Steuern flossen nur spärlich. Hinzu kamen innenpolitische Schwierigkeiten. Maximilian hatte nie einen Hehl aus seiner liberalen Gesinnung gemacht. Ganz anders sahen das der Klerus und die konservativen Großgrundbesitzer. Immer dann, wenn Maximilian eine Rundreise in die Naturschönheit des Landes unternahm, betraute er Charlotte mit der Regierung, die sie mit gewohntem Geschick ausübte. Doch bald machte sich bei ihr eine immer stärker werdenden Nervenanspannung bemerkbar. Auch das persönliche Verhältnis der Eheleute blieb getrübt. Sie schliefen wieder in verschiedenen Räumen und auf gemeinsamen Reisen nahm Maximilian sein Feldbett mit. Die Spottlieder über die unfruchtbare "Mama Carlota", die im Land kursierten, dürften sie ebenfalls verletzt haben. Maximilian nahm derweil intime Beziehungen zu den attraktiven Damen des Landes auf. Charlotte war jung, schön und stark ... doch zog sie sich allmählich von den Geschäften zurück, isolierte sich freiwillig und eine tiefe Entmutigung verdüsterte ihr Leben. Trost fand sie abends auf einem indianischen Boot, fast allein, diskret wurde verschwiegen, wer das Boot damals ruderte. Glücklich war sie nicht, denn die Kaiserin war zu klug, um sich noch großen Illusionen hinzugeben. Hinzu kam ein neuer Schlag: der Sieg des Nordens über den Süden im amerikanischen Sezessionskrieg: die Vereinigten Staaten wünschten in Mexiko kein europäisches Kaiserreich, für sie hieß der neue Herrscher Benito Juárez.

Obwohl das Kaiserpaar sein Bestes gab, um der Bevölkerung Mexikos zu helfen, verschlimmerte sich die Lage. Vor allem Charlotte empfand es als unerträglich, wie die indianische Bevölkerung von ihren Arbeitgebern ausgenutzt wurde. Abgesehen von den Hungerslöhnen, die sie für ihre Arbeit bekamen, nötigte man sie auch, überteuerte Lebensmittel in den Länden der reichen Besitzer zu kaufen. Eine neues Gesetz, das Charlotte in Abwesenheit ihres Ehemannes, aber mit dessen Einverständnis durchsetzte, verbot diese Praxis. Die Indios sollten ihren Arbeitsplatz selbst wählen dürfen; das Gesetz war gut gemeint, doch verfehlte es sein Ziel. Indios, die sich darauf beriefen, wurden von ihren Arbeitgebern entlassen, sie konnten froh sein, wenn der Plantagenbesitzer sie gnädigst zu den alten Bedingungen wieder einstellte. Das Kaiserpaar hatte mit diesem Gesetz sowohl die Armen wie auch die Reichen verärgert. Nach weiteren Schicksalsschlägen resignierte Maximilian und wollte abdanken, doch damit war Charlotte keineswegs einverstanden. Charlotte schlug vor, nach Europa zu reisen, um bei den Mächtigen des Landes zu intervenieren. Die Reise der Kaiserin stand von Anfang an unter keinem guten Stern. Die aussichtslose Auseinandersetzung mit Napoleon III. hatte bereits ihren Nervenzustand belastet; in Paris ist wohl der Beginn ihrer geistigen Verwirrung anzusetzen, als auch noch der Vatikan ihre Bitten abschlug in der Meinung, dass die Kaiserin von Mexiko nicht ganz bei Sinnen wäre, kam es zum nervlichen Zusammenbruch. König Leopold von Belgien, der über den Zusammenbruch seiner Schwester informiert wurde, konnte auch nicht weiterhelfen. Der gescheiterte Traum von Mexiko führte schließlich zum Zusammenbruch eines Paares, das den Belastungen nicht gewachsen war.

Auf der Rückkehr nach Belgien war Charlotte völlig isoliert und streng überwacht. Ihr psychischer Zustand verschlechterte sich, Anfälle von Zerstörungswut nahmen zu. Dennoch überlebte sie viele, Kaiser Franz Joseph I., ihren Bruder Leopold, den ersten Weltkrieg und das Ende der großen Monarchien.1927 erkrankte sie an einer Grippe, von der sie sich nicht mehr erholte; sie starb im Alter von 86 Jahren.

Lange Zeit zuvor wurde ihr Ehemann in Mexiko von einem Militärgericht zum Tode verurteilt, die Anklagepunkte lauteten u.a. Verletzung von Frieden, Freiheit und Unabhängigkeit Mexikos, widerrechtliche Aneignung der Kaiswerwürde usw.; das Urteil wurde 1867 vollstreckt.

Prinzessin Louise von Belgien, Prinzessin von Sachsen-Coburg und Gotha

Leoplod II. von Belgien führte keine glückliche Ehe und wandte sich verstärkt anderen Frauen zu. Seine beiden Töchter Louise und Stephanie wurden äußerst streng erzogen. Auch die Disharmonie im Elternhaus wirkte sich nachteilig aus, denn Wärme und Zärtlichkeit kannten sie kaum. Der Vater stürzte sich in die Arbeit während die Mutter sich ganz in sich selbst zurückzog.

Auch Louise wurde früh verheiratet. In der Hochzeitsnacht floh sie nur dürftig bekleidet in den Park, frustriert von dem wenig einfühlsamen Liebesverhalten ihres Gatten Philipp. Obwohl die Ehe von Anfang an nicht glücklich war, wurden dennoch zwei Kinder geboren. 1881 heiratet ihre Schwester Stephanie den österreichischen Kronprinzen Rudolf. Louise wurde damit zur Schwägerin des künftigen Kaisers, damit verbesserte sich natürlich ihre gesellschaftliche Stellung. Louise machte nie einen Hehl daraus, dass sie mit Rudolf, dem Ehemann ihrer Schwester, intime Beziehungen hatte. " Er war mehr als schön, er war verführerisch, man dachte bei ihm unwillkürlich an ein Vollblutpferd" so äußerte sich Louise über ihren Geliebten. Die Beziehung der beiden Schwestern zueinander wurde dadurch nicht gestört, sie unternahmen oft gemeinsame Reisen.

Im Jahr 1895 sollte das Leben von Louise eine entscheidende Wende nehmen. Ein Leutnant hatte auf dem Reitweg größte Schwierigkeiten, seinen störrischen Rappen zu zügeln. Das Pferd sprang wild umher und wäre beinahe mit einem herrschaftlichen Fiaker zusammengestossen. Eine elegante Dame ließ den Wagen anhalten und betrachte amüsiert Reiter und Pferd. Nur einen Augbenblick sahen sich Reiter und Dame in die Augen, doch dieser Augenblick reichte aus, um das Schicksal der beiden zu verändern. Von diesem Tag an sahen sich Prinzessin Louise von Sachsen-Coburg- Gotha und Leutnant Geza von Mattachich täglich. Es war Liebe auf den ersten Blick. "Mit einer Angst, ob ich sie heute wohl sehen werde, ritt ich aus, mit einer Freude, dass ich sie gesehen habe, ritt ich heim" so schreibt Geza in seinen Memoiren. Er ließ nicht locker, folgte ihr stets nach und überraschte sie eines nachts, indem er über den Balkon kletternd in ihr Zimmer gelangte. Louise schrie nicht um Hilfe. Ganz im Gegenteil imponierte ihr das Überrumpelungsmanöver des um neun Jahre jüngeren, gut aussehenden Offiziers; er war wohl auch ein besserer Liebhaber als ihr Ehemann.

Die Gesellschaft begann zu klatschen, lange konnte das außereheliche Verhältnis nicht gut gehen. 1898 forderte Prinz Philipp von Sachsen-Coburg und Gotha seinen Rivalen zum Duell heraus. Nach zweimaligen Kugelwechsel wurde der Prinz mit einem Säbel an der rechten Hand verletzt. "Ich hielt es für meine Pflicht, zweimal in die Luft zu schießen und dann den Säbel auf einen ungefährlichen Ort zu führen" so schreibt Geza später in seinen Memoiren. Philipp hatte zwar erfolgreich seine Ehre verteidigt, doch der Skandal nahm kein Ende. Louise lebte mit ihrem Geza weiterhin in Saus und Braus, ihre verschwenderischen Einkaufsorgien kannten keine Grenzen. Philipp gibt nun öffentlich bekannt, dass er keine Haftung mehr übernimmt für die Schulden seiner Frau. Daraufhin wurde Louisa und Geza der Boden an der Riviera zu heiß. Sie suchten Zuflucht bei Gezas Eltern, die über diesen Besuch keineswegs erfreut waren, weil das Paar trotz akuten Geldmangels den Champagner weiterhin in Strömen fliessen ließ. Langsam aber sicher verlor Kaiser Franz Joseph die Geduld, Philipp erschien ihm zu lax. Richtig durchgreifen wollte er und tat es. Geza wurde verhaftet. Nach der Verhaftung wurde Louise vor die Wahl gestellt, entweder zu ihrem Gemahl zurückzukehren oder ein Sanatorium aufzusuchen. Louise entschied sich für das Sanatorium in Unkenntnis darüber, dass es sich beim Sanatorium um eine Irrenanstalt handelte.

Gerichtsärzte bestätigten in ihren Gutachten das Vorliegen einer Geisteskrankheit. Abschließend schreibt der anerkannte Wiener Professor Krafft-Ebing: " Ihre kgl. Hoheit die durchlauchtigste Prinzessin von Sachsen-Coburg und Gotha leidet an einem geistigen Schwächezustand, und höheres geistiges Vermögen (Vernunft, Wille, ethische Leistungen) weist eine erhebliche Abschwächung auf". Doch ganz so einfach, wie es sich der Kaiserhof und Prinz Philipp gewünscht hatten, konnte die Internierung Louisas nicht erfolgen. Die liberale Presse war empört und veröffentlicht die Wahrheit, dass nämlich Prinz Philipp seine durch und durch gesunde Frau ins Irrenhaus sperren ließ.

Der Prozeß gegen Geza war eine Farce: genauso wie Louise als geisteskrank erklärt und nach Sachsen abgeschoben wurde, sollte Geza für Jahre in der Strafanstalt verschwinden. In der Strafanstalt ging es Geza nicht unbedingt so schlecht. Die Frau, die dort die Kantine betrieb war ein stattliches Weib und als Landsmännin dem unschuldig Inhaftierten nicht nur wohl gesonnen, sie bot ihm neben guten Mahlzeiten weit darüber hinaus ihre weiblichen Reize an, die Geza so leidenschaftlich annahm, dass im Jahre 1900 ein Knabe das Licht der Welt erblickte. Den Behörden entging das Liebesverhältnis nicht, sie suchten nach einem Ausweg und veranlassten die Entlassung Gezas aus der Strafanstalt. Insgesamt vier Jahre lang war Geza inhaftiert und Louisa in der Irrenanstalt. Kaum in Freiheit entlassen, fasste Geza den festen Entschluß, seine geliebte Louisa zu befreien. Nachdem Louisa erfolgreich eine vierwöchige Kur beantragt hatte und Geza ihr wie schon damals stets auf der Spur war, geschah das Unerwartete: im Kurhotel wurden Bedienstete und Wachposten bestochen - Geza hatte für alles gesorgt- Louisa wusste Bescheid und wartete klopfenden Herzens in ihrem Zimmer, bis sich die Tür öffnete, der bestochene Kellner führte sie hinaus in ein anderes Zimmer, hob sie auf das Fensterbrett und Louisa sprang, denn unten wartete Geza, bereit, sie aufzufangen. Schnell überquerten sie den Garten und nach bangen Minuten kam endlich der Wagen, der die beiden Flüchtigen nach Berlin zum Haus des Reichstagsabgeordneten Südekum brachte. Im Wagen saß Maria Stöger, die Geliebte Gezas aus der Strafanstalt, sie sollte Louisas neue Zofe werden.

Das Echo auf die Flucht war in königlichen Kreisen unterschiedlich, die Mehrheit der Bevölkerung jedoch zeigte Anteilnahme und Verständnis. 1904 reisten die Flüchtigen zusammen mit dem Ehepaar Südekum nach Paris. Der sozialdemokratische Reichtstagsabgeordnete Albert Südekum hatte mehrfach Gelegenheit zu einer langen Konversation mit der Prinzessin. Er beschreibt sie als eine lebhafte Dame im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte und mit einer bewundernswürdigen Geistesgegenwart in schwierigen Situationen. In Paris lebten Louise, Geza und Frau Stöger weiterhin aus dem Vollen, Kreditgeber gab es genug. Louisa war zwar wieder in Freiheit, lebte aber immer noch wegen der psychiatrischen Gutachten unter Vormundschaft. Louisa konnte nun durchsetzen, von drei namhaften französischen Psychiatern untersucht zu werden. Sie kamen übereinstimmend zu dem Ergebnis, dass die Prinzessin gesund und in vollem Besitz ihrer geistigen Kräfte ist. Ein Dreiecksverhältnis zwischen ihr, Geza und Frau Stöger wünschte die Prinzessin nicht. Kurz vor ihrem Tod soll sie erklärt haben, dass sie seit 1904 nur noch wie Bruder und Schwester mit Geza zusammengelebt habe.

1909 stirbt Leopold II. Mit seiner Frau und den beiden Töchtern hat er sich nie gut verstanden, Belgien hingegen hat er zu seiner Zeit zu einer bedeutenden Kolonialmacht gemacht und Brüssel zu einer repräsentativen Residenzstadt. Nach seinem Tod beginnt der Streit um die Erbschaft. Hoch verschuldet wie Louise war, blieb ihr nicht viel übrig vom Erbe. Ihren luxuriösen Lebensstil setzte sie dennoch fort. Den Ausbruch des Ersten Weltkges erlebte sie 1914 in München. 1916 kam es zur Katatsrophe. Geza wurde unter dem Verdacht der Spionage mit einer kroatischen Gruppe von Verschwörern verhaftet. 1919 übernahmen die Kommunisten unter Béla Kun die Regierung in Budapest. Schlösser und Palais des Adels wurden gestürmt. In finanzielle Nöte geraten suchte Louise Hilfe, fand sie aber nicht und landete statt dessen ebenfalls im Gefängnis. Das Urteil lautete: Tod durch Erschießen doch wurde sie von Béla Kun persönlich begnadigt. Am Ende ihrer Kraft fuhr Louise nach Wien. Dort lebte sie wieder mit dem freigelassenen Geza zusammen, diesmal aber unter veränderten Vorzeichen: Geza war körperlich geschwächt und im Lager zum Morphinisten geworden. Da in Österreich das Leben noch kostspieliger geworden war, übersiedelten beide 1923 nach Paris. Noch im gleichen Jahr brach Geza auf der Straße zusammen und starb. Die bitteren Jahre in der Haft, der Drogen- und Alkoholmißbrauch und nicht zuletzt die Verschwendungssucht von Louise hatten seinen ständigen Einsatz und ihren Tribut gefordert. Louise lebte nach seinem Tod in Wiesbaden und starb 1924 im Alter von sechundsechzig Jahren.

Prinzessin Stephanie von Belgien, Kronprinzessin von Österreich

1864 wurde Stephanie geboren, im Jahr darauf bestieg der Vater als König Leopold II. den Thron von Belgien. Stephanie unterwarf sich aus Liebe zu ihrer Mutter freiwillig den strengen Erziehungsmethoden. Eine der wenigen glücklichen Kindheitserinnerungen war der Besuch bei Queen Victoria in Großbrititanien, die das kleine Mädchen herzlich empfing. Als sie zehn Jahre alt war, heiratete ihre Schwester Louise. Selbst noch in den Kinderschuhen steckend, wurde bereits ihre Verlobung geplant. 1881 fand die Hochzeit in Wien statt, der Bräutigam war kein  geringerer als der Kronprinz Rudolf von Österreich.

Die Hochzeitsnacht war ernüchternd, auch Rudolf, ein von der Frauenwelt verwöhnter Bräutigam, zeigte wenig Einfühlungsvermögen in die Bedürfnisse eines unaufgeklärten Mädchens. Die Hochzeitsreise führte nach Prag, wo sich Stephanie recht wohl fühlte in der Burg auf dem Hradschin und auch an das Eheleben hatte sie sich mittlerweile gewöhnt. Rudolf war sehr verliebt und das eheliche Glück steigerte sich noch, als Stephanie schwanger wurde. 1883 wurde dem Kronprinzenpaar eine Tochter geboren namens Elisabeth, auch Erzsi genannt in der ungarischen Form. Es sollte später für einige Skandale und für ein ungewöhnliches Leben sorgen.

Rudolf wollte die österreichische Armee modernisieren, stieß aber wie so oft auf den erbitterten Widerstand seines Vaters Franz Joseph, der von Änderungen und Reformen überhaupt nichts hielt. Das Verhalten seines Vaters verleidete Rudolf den Dienst in der Armee und auch in der Ehe lief es nicht mehr so gut, hatte sich doch Stephanie zunehmend emanzipiert und ihren Willen durchgesetzt, der häufig von dem ihres Gatten abwich. Lange dauerte es nicht, bis Rudolf das freie Leben eines Junggesellen wieder aufnahm mit der unangenehmen Folge, dass er sich mit einer schweren Geschlechtskrankheit, der damals unheilbaren Gonorrhö ansteckte und obendrein auch noch seine Frau damit infizierte. Stephanie konnte deshalb keine Kinder mehr bekommen, der Riß in der Ehe wurde immer tiefer. Krankheitsbedingt war Rudolfs Lebenszeit begrenzt. Er bekämpfte seine Schmerzen mit Morphium und Kokain und tröstete sich mit einem Gemisch von Champagner und Kognak über seine Impotenz hinweg. Nichts desto trotz blieb seine Anziehungskraft auf Frauen bestehen, seine letzte Romanze hieß Mary Baronin Vetsera, zweifellos ein reizvolles Mädchen von früh erblühter Gestalt, zuckenden Lippen, einem kecken Stupsnäschen und feuchtschimmernden blauen Augen, von denen ein Hauch heißer Sinnlichkeit ausging, die umso mehr auf Männer wirkte, weil sie selbst von sinnlicher Natur war. Kronprinz und Mary verliebten sich ineinander. Doch der Schatten der Krankheit breitete sich immer mehr über das Gemütsleben von Rudolf aus. Er wollte sterben, nur wollte er diesen Weg nicht alleine gehen. In Mary fand er die Frau, die bereit war zu einem gemeinsamen Sterben. Beide haben Abschiedsbriefe geschrieben, bevor in der Nacht zwei Schüsse fielen. Als Freunde die Tür zum gemeinsamen Schlafzimmer öffneten, lagen der Kronprinz und seine Begleiterin tot auf dem Bett, daneben der Revolver.

Zweifellos erlitt Stephanie bei der Todesnachricht zunächst einen Schock. Danach unternahm sie wieder Reisen und erfüllte ihre Pflichten als Kronprinzessin-Witwe. Tochter Erzsi entwickelte sich derweil zu einem hübschen jungen Mädchen.

1900 verkündete die Wiener Zeitung eine sensationelle Neuigkeit: "Ihre kaiserliche und königliche Hoheit, die Kronprinzessin-Witwe Erzherzogin Stephanie hat sich verlobt mit dem Grafen Elemér Lónyay von Nagy-Lónya, wenig später folgte die Hochzeit. Die Ehe verlief glücklich und ohne Geldsorgen, nachdem Stephanie im Unterschied zu ihrer Schwester Louise die Tante Charlotte 1927 beerbt hatte.

Durch die erneute Heirat hatte sich das Verhältnis der Mutter zur Tochter Erzsi deutlich abgekühlt. Erzsi verliebte sich schon bald in den zehn Jahre älteren Prinz Otto zu Windisch-Graetz. 1901 fand die Verlobung statt, wenig später die Hochzeit.

1916 starb Kaiser Franz Joseph im hohen Alter von sechsundachtzig Jahren und nach einer achtundsechzigjährigen Regierungszeit. Unter den bevorzugten Trauergästen befanden sich Stephanie und ihre Tochter Erzsi.

Doch die Verbindung zur Tochter blieb brüchig. Nachdem Erzsi ihrem Gatten vier Kinder geboren hatte, verlief die Ehe keineswegs glücklich. Schon bald hatte sie ein Liebesverhältnis mit einem U-Boot Kapitän, der allerdings von seinen Kampfeinsätzen nicht mehr zurückkehrte. Nach dem Krieg verwandelte sich die Enkelin Kaiser Franz Josephs zu einer überzeugten Sozialdemokratin, die sich 1924 von ihrem Ehemann scheiden ließ, um mit einem sozialdemokratischen Abgeordneten zusammenzuleben. Ein beschauliches Leben war ihnen nicht vergönnt. Ihr Mann wurde aus politischen Gründen verhaftet und kehrte schwer erkrankt aus dem Konzentrationslager nach Hause zurück. Ihr Mann starb 1956, Erzsi folgte ihm 1963. Von der Welt hatte sie sich nach dem Tod ihres Mannes völlig zurückgezogen. Sie lebte mit acht Schäferhunden und ging als "rote Erzherzogin" in die Geschichte ein.

Derweil war es still geworden um die Lónyays, Stephanie und ihr Mann lebten umsorgt von treuen Dienern immer mehr in der Vergangenheit. Stephanie starb 1945 im Alter von einundachtzig Jahren, ihr Gatte folgte ihr ein Jahr später nach.

Prinzessin Maria von Großbritanien und Coburg, Königin von Rumänien

Maria wurde 1875 in Kent als älteste Tochter von Herzog Alfred von Edinburg und Großfürstin Maria Alexandrowna geboren. Ihr Vater war ein Sohn der englischen Königin Victoria und des Prinzgemahls Herzog Albert von Sachsen-Coburg und Gotha, ihre Mutter die Tochter des russischen Zaren Alexander II. Während der Bruder in Coburg erzogen wurde, verbrachten Maria und ihre Schwestern eine unbeschwerte Kindheit in England. Bestimmend in der Familie war "Großmama Königin", die kleine alte Dame mit der weißen Witwenhaube und dem schwarzen Seidenkleid. Seit dem frühen Tod ihres geliebten Albert trug Queen Victoria nur noch Witwenkleidung. Ihre Söhne und Töchter begegneten ihr bis in die reifsten Jahre mit "ehrfürchtiger Scheu". Queen Victoria war machtbewusst, die eigenen Kinder gingen Diskussionen mit ihr gern aus dem Weg, weil sie ihren Widerspruch fürchteten.

Bleibende Eindrücke gewannen Maria und ihre Geschwister bei ihren Aufenthalten in der russischen Heimat der Mutter. Eine unendliche Pracht wirkte auf die Kinder ein: Riesenpaläste, Korridore, Hallen und Wohnräume von unwirklicher Größe, eine malerische russische Hoftracht voll Farbenfreude und Formenvielfalt - und der russische Gottesdienst: überall schimmert Gold und eine Unzahl hoher Wachskerzen spendet weißes Licht.

Marias zweiter Besuch in Russland wurde von einer Tragödie überschattet. Ihr Großvater, Zar Alexander II., fiel 1881 dem Attentat von sozialrevolutionären Anarchisten zu Opfer. Der Zar hatte viele Reformen im Rechtswesen und in der Verwaltung realisiert und 1861 die Leibeigenschaft aufgehoben. Missy, wie Maria genannt wurde, bewahrte an ihn nur gute Kindheitserinnerungen.

Bewegt war auch das Leben des Zaren. Als er eines Tages ein Internat für adlige Mädchen besuchte, verliebte er sich auf der Stelle in die junge Katja Dolgorukaja. Die Liebe beruhte auf Gegenseitigkeit und der Zar dachte ans Heiraten, obwohl er nicht "frei" war. Seit dem Tag ihres Kennenlernens schrieb er ihr jeden Tag Liebesbriefe wie beispielsweise mit folgendem Wortlaut: "Vergiss nicht, dass in dir mein ganzes Leben liegt, Engel meiner Seele, und dass das einzige Ziel dieses Lebens darin liegt, Dich so glücklich zu sehen, wie man es in dieser Welt sein kann".

Von Diskretion hielt der Zar nur wenig, die intime Beziehung wurde bald publik. Alle Versuche, das Paar zu trennen, waren vergeblich und Katja wurde sogar zum Ehrenfäulein der Zarin ernannt. Nicht zuletzt war sie sogar eine wichtige politische Beraterin des Zaren im Gegensatz zu seiner Gemahlin. Sie unterstütze ihn bei allen Reformbestrebungen. Der Tod der Zarin 1880 ermöglichte dem Zaren die Erfüllung seines Herzenswunsches, er konnte nunmehr seine Katja heiraten. Doch dann sollte es 1881 zur Katastrophe kommen. Nachdem der Zar schon einige Attentate überlebt hatte, traf ihn jetzt eine Bombe tödlich, als er aus dem Wagen ausstieg, um nach den Verwundeten zu sehen. So kam die geplante Krönung Katjas zur Zarin nicht mehr zustande. Fürstin Katja überlebte den Zaren um vierzig Jahre, sie starb 1922 in Nizza und die Geschichte ihrer Liebe wurde zwei Mal verfilmt.

Maria war derweil zu einer jungen Dame herangewachsen und verbrachte ihre Jugend in Coburg. Die Familie lebte nun in dieser Stadt, nachdem Papa sein künftiges Erbe des Herzogtums Sachsen-Coburg und Gotha übernommen hatte. Das Coburger Haus am zentral gelegenen Schlossplatz wurde von der Familie bewohnt, doch zogen alle das kleine Landschloss Rosenau vor. Das darin befindliche Turmzimmer wurde für die Mädchen liebevoll eingerichtet. Der herzogliche Hof von Coburg erfreute sich zu dieser Zeit keiner besonderen Anerkennung seitens der Öffentlichkeit. Die verschwenderische Lebensweise der regierenden Fürsten zog Abenteurer, Komödianten und andere zweifelhafte Existenzen an- so die Meinung von Maria. Wir wuchsen in einem Wahnparadies auf und hatte keine Vorstellung vom wirklichen Leben befand die spätere Königin von Rumänien nach Jahrzehnten.

Maria war sechzehn Jahre alt, als sie ihren späteren Gatten erstmals auf Schloss Wilhelmshöhe bei Kassel kennenlernte auf einem Fest, zu dem Kaiser Wilhelm II. eingeladen hatte. Es war der rumänische Kronprinz Ferdinand. Das Schicksal des heutigen Rumänien verlief ebenso wie das des benachbarten Bulgarien: Mitte des 16. Jahrhunderts geriet es unter türkische Herrschaft und wurde anschließend zum Teil ein russisches Protektorat während Siebenbürgen, Banat und Bukowina dem Hause Habsburg zugesprochen wurden. Nach der Niederlage Russlands im Krimkrieg kam es in den bisherigen Donaufürstentümern Moldau und Walachei zu Neuwahlen. Nach Abdankung des Oberst Cuza wurde Prinz Karl von Hohenzollern-Sigmaringen zum Fürsten Karl I., auf rumänisch Carol I. ernannt. Es war durchaus üblich, in neu gegründeten Ländern Abkömmlinge europäischer Herrscherfamilien einzusetzen, weil deren verwandschaftliche Beziehungen zu anderen Fürstenhäusern dem Land nützlich sein konnten. Unter Carol I. entwickelte sich Rumänien zur konstitutionellen Monarchie.

In seiner Antrittsrede erklärte Carol: "Durch den freien Willen der Nation zum Fürsten von Rumänien gewählt, habe ich ohne Zaudern mein Vaterland verlassen, um dem Ruf dieses Volkes, das mir seine Geschicke anvertraut, Folge zu leisten. Indem ich den Fuß auf dessen geheiligten Boden setze, bin ich Rumäne geworden". Der Fürst widmete sich seiner Aufgabe mit Hingabe und Pflichterfüllung. 1881 wurde Rumänien zum Königreich proklamiert und Carol I. zu dessen König, ein König, der das Land erfolgreich dem russischen und türkischen Einfluß entzog. Er machte Rumänien zu einem west-europäischen Staat und Bukarest zu einer modernen Stadt. Auch die Königin von Rumänien, Elisabeth war sich ihrer Verantwortung für das Land bewusst. Sie unterstütze die Wohlfahrt und Krankenversorgung, widmete sich den Armen und Behinderten. Nachdem das Töchterchen, das sie zur Welt brachte schon bald verstarb und dem Paar keine weiteren Kinder vergönnt waren, bestimmte Carol I. seinen Neffen Ferdinand zum Thronfolger. 1865 in Sigmaringen geboren übersiedelte Ferdinand als junger Mann in seine zukünftige Heimat, freundlich begrüßt vom Königspaar und der Bevölkerung. Schüchtern wie er war fühlte sich Ferdinand noch lange einsam und fremd in der neuen Umgebung. König Carol I. stellte den jungen Mann überall vor und verlangte bedingungslosen Gehorsam, den Ferdinand unterwürfig erfüllte. Von sich selbst meinte er. " Ich bin von Natur aus fügsam, ich fühlte Kampfesstimmung nie im Einklang mit meinem Wesen". Damals wusste er noch nicht, dass sein Unterwürfigkeit zu einem ernsthaften Eheproblem führen würde.

Es dauerte nicht lange, bis das Königspaar Heiratspläne für Ferdinand schmiedete. Infrage kamen die beiden Töchter der Herzogin von Edinburg und Coburg und deren Mutter war über die Heiratspläne des rumänischen Kronprinzen bereits informiert. Ein Fest auf der Wilhelmshöhe wurde arrangiert. Ferdinand und die beiden Töchter waren anwesend und fanden Gefallen aneinander. Der gut  aussehende und anspruchslose Ferdinand war dauernd bestrebt, seine Schüchternheit durch leises Lachen zu überwinden und genau das gefiel den beiden Mädels. Besonders Missy war angetan von seiner Hilflosigkeit, die mütterliche Gefühle in ihr weckte. 1892 wurde in Potsdam die Verlobung gefeiert. Wie er den Mut fand, den Antrag zu stellen, ist mir bis heute rätselhaft, meinte Maria später, aber sie sagte "Ja!". Die Hochzeit fand in Sigmaringen statt.

In Rumänien wurde das Paar herzlich empfangen, sowohl vom König Carol und seiner Gemahlin wie auch von der Bevölkerung. Einer Fülle von Festen folgte schließlich der arbeitsreiche Alltag, vor allem für Ferdinand. Maria hat den bedingungslosen Gehorsam ihres Gattem, ja seine Unterwürfigkeit gegenüber dem Onkel nie ganz verstanden. 1893 kam der erste Sohn auf der herrlichen Gebirgslandschaft der Karpaten zur Welt. Königin Victoria schickte kurzerhand einen englischen Hofarzt nach Rumänien zur besseren Versorgung der Mutter und ihres Neugeborenen. Noch ehe der kleine Carol sein erstes Lebensjahr vollendet hatte wurde dem Kronprinzenpaar 1894 ein Töchterchen geboren.

In der Folgezeit verbrachte das Paar auch längere Zeiten in Europa. Maria wurde von König Carol I. nicht ohne Grund bespitzelt, führte sie doch einen lockeren Lebenswandel, der auch Liebschaften mit anderen Männern nicht ausschloß. Damals machte die Ehe des Kronprinzenpaars eine große Krise durch. Als Maria wieder schwanger war, blieb die Freude darüber getrübt, denn man mutmaßte nicht nur in der Bukarester Gesellschaft, dass der Vater des zu erwartenden Kindes garnicht der Kronprinz sei. König Carol I., empört über das unzüchtige Leben der Prinzessin, drängte auf Scheidung. Das Kind, eine Tochter, kam auf Schloss Friedenstein bei Gotha zur Welt. Dem Kronprinzenpaar wurden noch drei weitere Kinder geboren. Sie wuchsen als patriotische Rumänen auf und waren die Freude ihrer Eltern und Großeltern. Die Ehe wurde wieder harmonischer und selbst König Carol ist im Alter sanftmütiger geworden.

An dem ersten Balkankrieg 1912 nahm Rumänien nicht teil. Beim zweiten Balkankrieg, in dem Griechenland und Serbien nun Bulgarien angriffen, sah sich Rumänien dazu veranlaßt, einzugreifen. Bedingt durch die Verschiebung politischer Kräfte hatte sich der Balkan zu einem Pulverfass entwickelt. Vor allen Serbien ging erstarkt aus den Kämpfen hervor und träumte davon, sein im Mittelalter verlorenes Reich wieder neu aufzurichten. Österreich befürwortete einen Präventivkrieg gegen Serbien, doch der russische Kaiser und Thronfolger hielten an ihren Friedensplänen fest. Einer Gruppe von nationalbewusssten serbischen Offizieren fiel es nicht schwer, fanatisierte Studenten für ein Attentat zu gewinnen. Die Schüsse von Sarajevo, die am 28. Juni 1914 den Thronfolger Franz Ferdinand und seine Gemahlin tödlich trafen, lösten schließlich den Ersten Weltkrieg aus.

Die rumänische Königsfamilie befand sich auf den Karpaten, als vier Wochen nach dem Attentat der Krieg ausbrach. 1914 verstarb König Carol I. unerwartet, obwohl er schon seit längerer Zeit an Gallensteinen litt. Seine Gattin Elisabeth, die auch als Dichterin Carmen Sylva bekannt war, folgte ihm ein gutes Jahr später in den Tod. Maria empfand ein tiefes Gefühl der Trauer. Einen Tag nach dem Tod des Königs legte der Thronfolger, nun als König Ferdinand I. seinen feierlichen Eid ab. Obwohl Rumänien mit seinem Königspaar sich am liebsten aus dem Krieg herausgehalten hätte, blieb dem Land nichts anderes übrig, als 1916 einen Vertrag mit Frankreich, Russland und England abzuschließen, darin verpflichtete es sich, Österreich-Ungarn den Krieg zu erklären. Und Rumänien hatte Glück, denn der Kriegseintritt der Vereinigten Staaten von Amerika führte dazu, dass 1918 die Mittelmächte besiegt waren. Es gab keine Reserven mehr und die hungernde Bevölkerung wünschte ebenso wie große Teile der Truppen nur noch ein Ende des Krieges.

Maria und Ferdinand lebten auch nach dem Krieg harmonisch miteinander, obwohl Ferdinand nur bei zwei Kindern sicher sein konnte, dass sie von ihm waren. Wiederholt unternahm das Königspaar gemeinsame Staatsbesuche und Reisen, etwa in der Schweiz oder Paris, wo besonders das elegante Auftreten der Königin bewundert wurde.

1927 stirbt Ferdinand an einem Krebsleiden auf den Karpaten. In den letzten Minuten seines Lebens ríchtet er sich noch einmal von seinem Sterbelager auf und wird von seiner geliebten Frau in ihren Armen aufgenommen - seine Lebenspilgerfahrt ist beendet und die Fahne sinkt auf Halbmast. Königin Marie bekannte später, wie lange es gedauert hat, bis sie gelernt habe, wie man zusammenleben soll. Im Alter seien sie wesentlich glücklicher gewesen als in jungen Jahren, weil beide die Bedeutung von Zärtlichkeit und Freundschaft in zunehmenden Maße spüren und leben konnten.

Königin Maria stirbt 1938 und fand an der Seite ihres Gatten die letzte Ruhestätte.

 

Quelle: Die oben gennanten Ausführungen basieren vorwiegend auf der Veröffentlichung von Erika Bestenreiner "Die Frauen aus dem Hause Coburg. Aus dem fränkischen Herzogtum auf die Throne Europas." Piper Verlag. 2. Auflage 2011.

 

 

 

 

Hildegard von Bingen (1098 - 1179)

Hildegard von Bingen, in Rheinland-Pfalz geboren, war Benediktinerin, Dichterin und eine bedeutende Universalgelehrte ihrer Zeit. In der römisch-katholischen Kirche wird sie als Heilige verehrt und auch in der anglikanischen und evangelischen Kirche wird mit Gedektagen an sie erinnert.

Hildegard von Bingen gilt als erste Mystikerin des Mittelalters. Ihre Werke thematisieren Religion, Medizin, Musik, Ethik und Kosmologie. Daneben war sie Beraterin vieler Persönlichkeiten.

2012 ernannte Papst Benedikt XVI. Hildegard zur Kirchenlehrerin und dehnte ihre Verehrung auf die Weltkirche aus.

Hildegard wurde als zehnte Tochter des Edelfreien Hildebert von Bermersheim-Alzey und seiner Frau Mechthild geboren. Schon als kränkliches Kind hatte sie Visionen und behielt diese prophetische Gabe ihr Leben lang. In ihrem achten Lebensjahr wurde Hildegard, wie damals üblich, von ihren Eltern in die religiöse Erzeihung zu einer Verwandten Jutta von Sponheim gegeben. Auch hier war Hildegard immer wieder krank, konnte phasenweise kaum gehen und war durch Sehbehinderungen eingeschränkt. Nach Juttas Tod wurde Hildegard deren Nachfolgerin als Priorin. Später gründete sie ihr eigenes Kloster auf dem heutigen Rupertsberg bei Bingen zusammen mit 18 Schwestern. Männer und Frauen aller Stände suchten sie in ihrem Kloster auf oder baten schriftlich um Rat. Mit vielen bedeutenden Persönlichkeiten wie etwa Kaiser Friedrich Barbarossa führte sie einen ausführlichen Briefwechsel.

1141 begann Hildegard, ihre Visionen und theologischen sowie anthroplogischen Vorstellungen niederzuschreiben in Zusammenarbeit mit dem Mönch Volmar und ihrer Vertrauten, der Nonne Richardis von Stade. Unterstützt von Bernhard von Claivaux bekam sie schließlich von Papst Eugen III. die Erlaubnis zur Veröffentlichung der Schriften. Ihre Bücher enthalten stets Miniaturen zur Veranschaulichung der oftmals komplizierten und tiefsinnigen Texte.

Hildegards bildliche Beschreibungen ihrer körperlichen Zustände und Visionen interpretiert der Neurologe Oliver Sacks als Symptome einer schweren Migräne. Sacks und andere moderne Naturwissenschaftler gehen davon aus, dass Hildegard an einem Skotom litt, das die halluzinatorischen Lichtphänomene hervorrrief.

Immer wieder kam es zu Auseinandersetzungen mit geistlichen Amtsträgern. So verlangten der Mainzer Erzbischof Heinrich und sein Bremer Amtsbruder, dass Richardis von Stade das Kloster verlassen solle um an einem anderen Ort Äbtissin zu werden. Richardis war die Schwester des Bremer Erzbischofs. Hildegard verweigerte zunächst die Freistellung ihrer engsten Mitarbeiterin, konnte sich aber nicht durchsetzen, Richardis verließ das Kloster Rupertsberg.

Hildegards Bekanntheit und ihr guter Ruf führten zu einem ansteigenden Reichtum des Klosters, was wiederholt Kritiken hervorbrachte. So warf man ihr vor, dass ihre Nonnen entgegen dem evangelischen Rat der Armut angeblich luxuriös lebten und nur Frauen aus adligen Familien in Rupertsberg aufgenommen wurden. Da die Zahl ihrer Nonnen ständig zunahm, gründete Hildegard ein Tochterkloster in Eibingen, in das Nichtadlige eintreten konnten und setzte dort eine Priorin ein.

Die Bedeutung Hildegard von Bingens läßt sich nur schwer einzelnenen Kategorien zuordnen. Mit ihrem universalen Denken setzte sie neue Impulse, die bis in die Gegenwart hinein nachwirken. Ihr selbstbewusstes und charismatisches Auftreten führte schon zu Lebzeiten zu großer Bekanntheit. Hildegard predigte als erste Nonne öffentlich und unternahm auch noch im hohen Alter Reisen zu den verschiedenen Klöstern. Ihre moralische Lehre faszinierte damals nicht nur Nonnen, sondern auch Mönche, Adlige und Laien. Vor allem sind es drei theologische Werke, die ihren Ruhm begründeten: Ihr Hauptwerk ("Wisse die Wege") ist eine Glaubenlehre; das zweite Hauptwerk ("Buch der Lebensverdienste") könnte man als visionäre Ethik beschreiben; im dritten Buch beschreibt sie die Schöpfungsordnung gemäß der mittelalterlichen Mikrokosmos-Makrokosmos-Vorstellung. Der Mensch erscheint als Mikrokosmos, der in all seinen körperlichen und geistigen Eigenschaften die Gesetzmäßigkeiten des gesamten Makrokosmos widerspiegelt. Alles ist aufeinander bezogen, wechselseitig miteinander verbunden und untrennbar in Gott vereint. Hildegard empfand deutlich die Auswirkungen menschlichen Verhaltens auf die Umwelt, Schöpfung - im Guten wie im Bösen. Erst wenn der Mensch seine Ichbezogenheit aufgibt, erfährt er die innige Verbundenheit mit den anderen Geschöpfen und es taucht die "Urfreude" in ihm auf, die Seligkeit, gewollt zu sein in einer Weltordnung, in der jedes Geschöpf mit einem anderen verbunden ist und jedes Wesen durch ein anderes gehalten wird. Der Gedanke der Einheit und Ganzheit ist auch grundlegend für Hildegards Naturkunde. 280 Pflanzen und Bäume hat sie katalogisiert und nach ihrem Nutzen für die Behandlung von Krankheiten aufgelistet. Der Begriff "Hildegard-Medizin" wurde 1970 als Marketing-Begriff eingeführt.  Ausführlich beschäftigte sie sich mit der Entstehung und Behandlung von Krankheiten. Ihre medizinischen Fähigkeiten werden allerdings ernüchternd kritisch bewertet, weil ihre Werke hinsichtlich Diagnose und Therapie wohl schon damals weit hinter den bestehenden arabischen und griechischen Erkenntnissen zurücklagen. Als Medizinerin sei sie den arabischen Ärzten weit unterlegen. Unbestritten bleibt ihre Bedeutung als Mystikerin und ihr Einfluß auf die Musik.

Das Kloster Rupertsberg wurde während des Dreißigjährigen Krieges 1632 von den Schweden zersört. Die Ruinen wurden überbaut.  Die vertriebenen Ordensschwestern übersiedelten in das Kloster Eibingen. Das Kloster Eibingen wurde 1803 aufgehoben und teilweise abgebrochen. Die Klosterkirche ist heute eine Wallfahrtskirche und beherbergt einen Schrein mit den Gebeinen Hildegards.

Die Forschungen zum Leben Hildegards haben mittlerweile weltweite Bedeutung gewonnen. In Europa befassen sich unzählige Diplomarbeiten und Forschungsgruppen mit den Schriften und dem Wirken der Heiligen. Ein verstärktes Interesse an den Werken Hildegards ist in den letzten Jahren in den Vereinigten Staaten und in Asien entstanden.

Die Regisseurin Margarethe von Trotta verfilmte 2008 ihr Leben mit dem Titel "Vision- Aus dem Leben der Hildegard von Bingen".

Gottes Troubador  Franz von Assissi

"Welch ein missratener Sohn" - so beklagt der italienische Tuchhändler Pietro Bernardone seinen Sohn, der nach seiner Meinung eine "Schande für die ganze Familie" geworden ist.

Ein erfolgreicher Kaufmann sollte er werden, ganz wie der Vater - und nun steht er in aller Öffentlichkeit nackt vor ihm. Auf dem Domplatz von Assissi hat sich Franziskus seiner wertvollen Kleider entledigt, wirft sie seinem Vater vor die Füße mit den Worten: "Bis heute habe ich dich meinen Vater genannt auf dieser Erde, von nun an will ich sagen: Vater, der du bist im Himmel."

Von den Stadtvätern wird Franziskus fortan als Hippie verachtet, doch es gibt auch Anhänger. Sie bilden eine Gemeinschaft, die Franziskus den "Orden der geringeren Brüder" nennt. Diese Gemeinschaft verkörpert eine Armutsbewegung, die in die Welt hinausgeht, um für Frieden und soziale Gerechtigkeit zu werben. Wo immer der "kleine Arme" mit seinen Brüdern hinkommt, lassen die Menschen die Glocken läuten. Sie lieben es, dem Troubador Gottes zuzuhören, wie er mit sanfter, wohlklingender Stimme und gutmütigem Gesichtsausdruck die Schöpfung preist.

Franziskus glaubt an die Erlösung, an eine Welt, die von Gott geschaffen wurde und in der alle lebenden Kreaturen - Menschen, Tiere, Pflanzen, Naturerscheinungen - von Gott beseelt sind.

Gemeinsam stürzen sich die "minderen Brüder" in die Missionsarbeit, ihre Anhängerschaft wächst schon bald über die Grenzen Italiens hinaus nach Frankreich, Deutschland und Spanien. Von den Strapazen einer missionarischen Orientreise wird sich Franziskus nicht mehr ganz erholen. Er wird magerer, schwächer und stirbt 1226 auf dem Boden liegend während ein Bruder den von ihm zuvor verfassten "Sonnengesang" singt: "Gepriesen seist du, mein Herr, mit all deinen Geschöpfen... Bruder Mond...Schwester Sonne und die Sterne".

Zwei Jahre nach seinem Tod wird Franz von Assissi heiliggesprochen.