Heilige und schwarze Schafe

Jedes Zeitalter hat seine Stars und Sternchen. Meist verschwinden sie wieder vom Horizont des Himmels, nur wenigen haftet ein Hauch von Ewigkeit an.

Schwarze Schafe bleiben oftmals besser in Erinnerung. Zweifelsohne gehörten einige Bischöfe mit ihrem intriganten und teilweise kriminellen Machtstreben zu den schwarzen Schafen des Mittelalters.

Zum Leben im Mittelalter

Bevor das Leben auf den mittelalterlichen Burgen in kurzen Zügen thematisiert wird, wollen wir uns zunächst der modernen Burgenforschung zuwenden.

Die Burgenromantik des 19. Jahrhunderts zeichnete oftmals ein idealisiertes Bild vom Leben im Mittelalter. Besonders im 19. und im frühen 20. Jahrhundert entstanden zahlreiche Burgneubauten als freie, phantasievolle Rekonstruktionen über den älteren Mauerresten. Im Unterschied zu den wirklichkeitsfremden Rekonstruktionen des 19. Jahrhunderts nähert sich die moderne Burgenforschung den alten Wehrbauten eher analytisch, sachlich und wissenschaftlich interdisziplinär. Aus dem neuen, korrrigierten Bild der Burgen ergibt sich auch ein neues, korrigiertes Bild vom Leben im Mittelalter.

Burgruinen nicht wieder aufzubauen und sie statt dessen behutsam zu konservieren bedeutet, die bestehenden Reste zu bewahren und zu pflegen, um sie dauerhaft einer Öffentlichkeit zugänglich zu machen, die den Originalzustand nachempfinden möchte. Die Burgruinen in den fränkischen Hassbergen sind zum überwiegenden Teil auf diese Weise sensibel saniert worden und ermöglichen dem Besucher damit einen authentischen Zugang zum wirklichkeitsnahen Erscheinungsbild der einst stattlichen Burgen im Mittelalter.

Funktionen der Burg

Eine ihrer Hauptfunktionen bestand darin, das Umland zu berherrschen und zu schützen. Die Burgen schützten in erster Linie die für ihre eigene Existenz lebenswichtigen Wirtschaftsbetriebe, Siedlungen, Weidegründe und Ackerfluren, denn die Burg war ja oft Zentrum eines Wirtschaftsbetriebes. Wichtig für die Wahl des Standortes war natürlich eine gute Wasserversorgung.

Dort, wo territoriale Interessen gesichert werden mussten, entstand eine regelrechte "Burgenpolitik": die Anzahl der Burgen zeigte, wie präsent eine Herrschaft ist. Der Landesherr - ob König, weltlicher oder geistlicher Fürst - überzog seinen Herrschaftsbereich mit Burgen, auf denen er Gefolgsleute - Vasallen - einsetzte; diese durften ihrerseits Lehen - Landesbesitz - an Untervasallen vergeben. So spiegelt sich die pyramidale Herrschaftsstruktur auch im Burgenbau wider, wo die aufwendig gebauten Dynastenburgen gefolgt wurden von den einfachen Anlagen des niederen Adels. Dabei hatte Prachtentfaltung und Selbstrepräsentation oftmals einen höheren Stellenwert als der militärische Nutzen.

Dennoch übte die Burg stets auch eine Art Schutzfunktion aus und so kam es dazu, dass sich um günstig gelegene Burgen Handwerker und Kaufleute niederließen und Siedlungen gründeten, aus denen oft genug später Städte erwuchsen.

Die meisten Burgen haben eine jahrhundertelange Baugeschichte, sie sind immer wieder ausgebaut und umgestaltet worden, aus einfachen Kernbauten wurden über die Jahrhunderte hinweg komplexe Gebilde. Die Mittelalterarchäologie legt verfallene Bauten frei, rekonstruiert nicht nur deren ehemalige Gestalt, sondern kann darüber hinaus auch Rückschlüsse ziehen auf das Alltagsleben im Mittelalter anhand von Sachfunden und den Gegenständen aus dem damaligen Leben.

Leben auf der Burg

Das Leben auf den mittelalterlichen Burgen kannte ebenso wie unser alltägliches Leben einen grauen Alltag wie auch schillernde und schreckliche Ereignissse. Auf den meisten Burgen vollzogen sich vielschichtige Aktivitäten, denn sie waren nicht nur Schauplätze höfischer Lebenskultur, sondern in gleichem Maße Wirtschafts-, Rechts - und Verwaltungsbetriebe, auf denen unterschiedliche Personen ihre Aufgaben wahrnahmen. Der Wohnkomfort stieg über die Jahrhunderte hinweg.

Im Unterschied zu den Großburgen des Hochadels sah das Leben auf den meist kleineren Burgen des niederen Adels um einiges bescheidener aus: eine Handvoll Burgbewohner, eine Handvoll Bediensteter, ein paar Pferde und Esel, Katzen, Hunde, Hühner, Schafe, Ziegen, Schweine, alles auf engstem Raum untergebracht.

Das Leben in den Räumen selbst können wir als düster und kalt beschreiben - besonders im Winter war es sehr kalt, denn nur wenige Räume waren beheizbar und die Mauern dürften rasch ausgekühlt sein. Die Fenster brachten erhebliche heiz- und lichttechnische Probleme mit sich. Das damals sehr teure Fensterglas kam erst im Spätmittelalter in die Burgen hinein, vorher hat man die Wandöffnungen aus Witterungsgründen mit Holzläden, Häuten oder Fellen verschlossen. In den Innenräumen dürfte es also besonders zur kalten Jahreszeit recht düster gewesen sein. Beleuchtet wurden die dunklen Räume und Gänge durch Kienspan, den man entweder in Eisenringe an der Wand oder in eiserne Tischständer steckte. Eine alternative Lichtquelle war die vielgeliebte Talglampe. In Burgen, die aus dem Fels gehauen wurden, findet man öfters in den Fels eingearbeitete Ösen, an denen die Talglampe aufgehängt wurde. Einige in den Felsen eingearbeitete Ösen sind noch heute auf der Burgruine Lichtenstein zu sehen.

Man saß auf hölzernen Bänken an schlichten Tischen und langen Tafeln. Das hölzerne Mobilar war spärlich und wurde multifunktional genutzt, so dienten die Truhen auch als Sitzbänke und das Bett diente tagsüber als Sofa. Seine Notdurft verrichtete man in Abtritterkern, die aus Gründen der Hygiene oft an der Rückseite der Burg angebracht waren.

Die Wasserversorgung war besonders auf Höhenburgen ein grundsätzliches Problem und erforderte ungewöhnliche Maßnahmen im Kampf gegen die ständige Wasserknappheit. Man konnte das Regenwasser in Zisternen sammeln, Burgbrunnen bis zu den wasserführenden Schichten hinabführen oder das Wasser extern mittels Eseln und Knechte auf die Burg bringen lassen. Das Regenwasser wurde schnell ungenießbar, das Abteufen eines Brunnens war stets eine langwierige und kostspiliege Angelegenheit und die externe Zufuhr von Wasser war im Belagerungsfall nicht mehr möglich.

Zu den Nebenbauten einer Burg gehörten Scheunen und Stallungen. Die Wohnungen der Bediensteten, die sog. "Gesindewohnungen" waren zumeist in der Vorburg, seltener in der Hauptburg untergebracht und wesentlich einfacher ausgeführt als die herrschaftlichen Gebäude. Land- und Viehwirtschaft hatten für die mittelalterlichen Burgen eine existentielle Bedeutung, weil nur so das vorrangige Ziel der Selbstversorgung gesichert werden konnte. Aus diesem Grund sind viele Burgen bevorzugt in der Nähe von Äckern, Weiden, Wäldern und Bächen plaziert.

Die Burgbewohner betrieben bisweilen intensiv handwerkliche Tätigkeiten zur Herstellung einfacher Geräte aus Metall, Holz, Leder und Tierknochen, die vorwiegend den Eigenbedarf deckten.

Mittelalterliche Tafelfreuden und Höfische Vergnügungen

Was auf den Tisch kam, war abhängig vom sozialen Status des Burgherren. Man aß und trank ausgiebig, insofern die wirtschaftliche Situation dies zuließ. Während sich die Bauern mit Rüben, Sauerkraut, Kohl, Haferbrot, Grütze und Wasser, später auch Bier zufriedengeben mussten, labte sich der höhere Adel an Wild, Hausgeflügel, Fischen und Wein. So spiegelte sich auch in den Eßgewohnheiten die unterschiedliche soziale Stellung wider.

Bei Festlichkeiten berichteten Gäste und Minnesänger von den Neuigkeiten draußen in der damals noch so fernen Welt. Musik spielte, es wurde getanzt und gesungen. Turniere boten gerade dem jungen unbekannten Ritter eine Chance, zu Ruhm und Ehre zu gelangen. Turnuerhelden waren in der Adelsgesellschaft hoch angesehen. Als erfolgreicher Turnierer konnte man es auch zu beträchtlichem Wohlstand bringen, denn der Sieger behielt Rüstung und Pferd des Unterlegenen - beides ein kleines Vermögen wert.

Das Leben auf der Burg spielte sich außerhalb der Feste in einem gleichförmigen Rahmen ab. Es gab zwar viel innerhalb der Burg zu tun, doch vor allem im Winter galt es, die Langeweile zu vertreiben und lange Tage sowie Abende sinnvoll zu verbringen. Man schnitzte Gegenstände, übte auf Musikinstrumenten oder vertrieb sich die Stunden mit Glücksspielen, die zwar seitens der Kirche verpönt waren und sich dennoch großer Beliebtheit erfreuten.

Geschichte und Gestalt der Veste

Für die Veste Coburg lieferte erstmals Bodo Ebhardt im 19. Jahrhundert eine gründliche Untersuchung der Burg. Auf seinen Ergebnissen basiert heute noch unser Wissen von der Veste.

Veste Coburg - "Fränkische Krone"

"Sieht man die alte Veste aus der Ferne, namentlich von Süden her, so hat ihre äußere Gestalt Ähnlichkeit mit einer Krone, und da sie die höchste Lage im Umkreis ... einnimmt, scheint sie als solche über den Bergen zu schweben."                                                                                                                                           Gustav von Heeringen

Die Burgenbegeisterung des 19. Jahrhunderts hat zu einer Wiederentdeckung der Veste geführt, ähnlich wie bei der Wartburg, die als "Thüringsche Krone" der Veste Coburg vergleichsweise zur Seite gestellt wurde.

Bedingt durch die geschickte Heiratspolititk des fränkischen Herzogtums war der Name Coburg im Laufe des 19. Jahrhunderts in allen europäischen Herrscherhäusern präsent, von München bis Berlin und weit darüber hinaus von Brüssel bis Wien.

Im Jahr 1056 wird die erste Erwähnung der Coburg datiert. Damals schenkte Richeza, die Witwe des polnischen Königs Mieszko II. dem Erzbistum Köln ihre Güter rund um Saalfeld und Coburg. Richezas "Koburk" muss zum Zeitpunkt der Schenkung mehr gewesen sein als nur ein Bergsporn. Man darf vielmehr ein großes Hofgut dort vermuten, denn nicht umsonst hat sich Richeza den lebenslangen Nießbrauch aus den geschenkten Gütern vorbehalten.

Archäologische Funde belegen eine Siedlungskontinuität sowohl für den Festungsberg wie auch für den östlich gelegenen "Fürwitz". Hier könnte in vorgeschichtlicher Zeit eine befestigte Anlage gewesen sein. Über die Art der Besiedlung etwa in Form einer "Motte" kann allerdings nur spekuliert werden. Fest steht, dass das Aufblühen der sich zur Burg wandelnden Ansiedlung die Voraussetzung bot für die Entwicklung jenes Dorfes, aus dem die Stadt Coburg hervorging.

In der Folgezeit entwickelte sich der Festungsberg im Spannungsfeld zwischen geistlicher und weltlicher Herrschaft. Die Bauliche Entwicklung der Burg im 13. Jahrhundert diente weniger der Kontrolle von Verkehrswegen, sie war in erster Linie eine Demonstation von Macht und Herrschaft. Vieles deutet darauf hin, dass geistliche und weltliche Macht die Anlage zeitweise gemeinsam nutzten.

Von der Burg zum Schloss

Unter den Grafen von Henneberg entwickelten sich Burg und Stadt gleichermaßen weiter. Allerdings führten Gebietsstreitigkeiten zu kriegerischen Auseinandersetzungen mit dem Bischof von Würzburg, die bis 1399 andauerten. Anlaß für erneute Befestigungsarbeiten waren die Hussitenkriege, die um 1430 auch für Coburg zur Bedrohung wurden. Zu dieser Zeit umfriedete man die Burg mit einem tiefergelegenen Zwinger, der mit halbrunden Türmen bewehrt wurde. Etwa zur gleichen Zeit dürfte mit der Errichtung des jetzigen "Zeughauses" begonnen worden sein, das wegen seines Schieferdaches auch "schwarzes" oder später "hohes Haus" genannt wurde. Dieses Gebäude mit seinen ausgeprägt spätgotischen Stilelementen prägt die Silhouette der Veste noch heute. Im Spätmittelalter und zu Beginn des 16. Jahrhunderts erfolgten Bautätigkeiten, die der Veste jene Gestalt verliehen, die für die kommenden drei Jahrhunderte bestimmend bleiben sollten.

Der Maler Lucas Cranach d. Ä. wurde von den Besitzern der Coburg oftmals zu Jagden eingeladen. Stets führte er eine Tafel mit, auf der er inmitten der Jagd die Szenen malerisch darstellte.

Die Kirche auf der Veste

Es bleibt ungewiß, ob bereits zur Zeit der Schenkung der Richeza im Jahr 1056 eine Kapelle auf dem Festungsberg stand. Eine Kirche mit dem Patrozinium "Peter und Paul" wird allerdings bereits 1075 erwähnt.

Die Baugeschichte der heutigen "Lutherkapelle" ist nicht vollständig nachzuzeichnen. Nur eines ist sicher: es handelte sich um eine einfache Garnisonskirche, deren Gemeinde nicht immer von einem übertriebenen Glaubenseifer beseelt war. Dem ärmlichen Zustand der Kirche entsprach offensichtlich auch die Unterkunft sowie das Einkommen des Festungspfarrers, den es bis ins 19. Jahrhundert hinein gab. War schon die pastorale Arbeit auf der Veste kein Zuckerschlecken, so gab der Zustand der Kirche und des Pfarrhauses immer wieder Anlaß zu heftigen Klagen. Ihre heutige äußere Gestalt erhielt die Kirche in den Jahren 1909 bis 1913, wobei im wesentlichen die Dimensionen des Vorgängerbaus beibehalten und das Mauerwerk in schlichten Formen neu ausgeführt wurden. Mit den reich verzierten Holzarbeiten an Orgel, Kanzel, Gestühl und Herzogsloge wurde der Innenausbau 1923 beendet.

Seit dem Ende des 17. Jahrhunderts befand sich unterhalb des "Fürwitz" ein Friedhfof der Veste, der bis in die Mitte des 19. Jahrhundert hinein in Gebrauch gewesen ist.

Luther auf der Veste

Im Jahr 1530 erreichte Martin Luther im Gefolge seines Landesherren Johann des Beständigen Coburg. Der sächsiche Kurfürst war auf dem Weg nach Augsburg zum Reichstag. Da Luther mit Reichsacht und Kirchenbann belegt war, musste er aus Sicherheitsgründen auf der Veste zurückbleiben, was er selbst offenbar nicht recht einsehen wollte. Nach einigen Tagen nahm der Reformator  auf der Veste Quartier und ließ sich auf Wunsch des Kurfürsten sogar einen Bart wachsen, um nicht erkannt zu werden. Er fand für die Veste phantasievolle Umschreibungen wie "aus der Einöde" oder "in der Wüste", doch empfing er zugleich häufig Besuch und unterhielt überdies engen Kontakt zu seiner Familie und zur sächsichen Delegation in Augsburg.

Luthers Unterkunft mit Schlafkammer, Studierzimmer und "heimlich gemach" lag im ersten Stock der "Steinernen Kemenate". Mit der Verpflegung war Luther zufrieden. "Übrigens fehlt mir an nichts, was zu dem einsamen Aufnehtalt gehört" meinte er. 18 Eimer Wein, etwa 1200 Liter, sollen von Luther und seinen Begleitern bzw. Gästen während der 165 Tage seines Aufenthaltes konsumiert worden sein. Trotz des hohen Wohnkomforts fühlte sich Luther unwohl auf der Veste, er klagte über Kopfschmerzen, Zahnweh und Mattigkeit. Dennoch war sein Aufenthalt produktiv. Neben ungezählten Briefen verfaßte er Psalmauslegungen, Bekenntnis- und Streitschriften sowie Übersetzungen von Teilen der Bibel. Die Lutherstube als Ort der Erinnerung zog schon bald interessierte Besucher an. Gelegentlich ist ihm der Teufel erschienen und hat ihn derart beunruhigt, dass er ein Tintenfaß nach ihm geworfen hat. Der Tintenfleck an der Wand sei noch Anfang des 18. Jahrhunderts zu sehen gewesen sein und ist später bei einer Renovierung entfernt worden.

Vom Schloss zur Festung

In ihrer Blütezeit als Residenz erlebte die Veste 1521 die Geburt eines Thronfolgers, als nämlich Johann Ernst, Sohn von Johann dem Beständigen, dort das Licht der Welt erblickte. Bereits 1531 war die weitere Befestigung der Stadt und des Schlosses beschlossen worden. Es begann der Ausbau zur Landesfestung. Zeitgleich erbaute Johann Ernst eine Stadtresidenz mit dem Namen "Ehrenburg".

Der tiefgreifende Funktionswandel vom Schloss zur Festung brachte massive Umbaumaßnahmen mit sich, so wurde die "Hohe Basteí" 1533 mit steinernen Gewölben ausgebaut. Über einen langen Tunnel gelangte man damals beim "Roten Turm" in den Zwinger, von wo aus eine Holzbrücke über den Graben führte.

Der Umfang der militärischen Besatzung schwankte stark: während in Kriegszeiten die Garnison zwischen 200 und 800 Soldaten umfasste, lag die Mannschaft in Friedenszeiten deutlich daruner. 1552 bestand sie aus zehn Landsknechten, zwölf Wächtern, einem Hausvogt, Küchenmeister, Torwächter und Türmer. Bei ihrem Ausscheiden wurde der Mannschaft absolutes Stillschweigen auferlegt über alles, was sie auf der Veste erlebt haben. Gelegentlich beklagte sich die Garnison über schlechte Behandlung, wenig Stadturlaub oder zu hohe Preise für den auf der Veste kaufbaren Wein.

Die Veste im Dreißigjährigen Krieg

Unter Herzog Johann Casimir von Sachsen-Coburg (1564-1633) wurde der Ausbau von Coburg als Residenzstadt ebenso vorangetrieben wie die Fortifikation der Veste.

Johann Casimir, Herzog von Sachsen-Coburg

Er prägte das heutige Stadtbild am nachhaltigsten mit dem Ausbau des Stadthauses am Markt, mit Zeughaus, Casimirianum und mit den Ausbauten an der Ehrenburg. Er war zudem ein Förderer des Schulwesens, der Kunst und Musik, ein Anhänger der lutherischen Landeskirche, ein Neuordner von Recht und Verwaltung und nicht zuletzt ein besorgter Landesvater, der Krieg, Unmoral und Hexerei von seinen Untertanen fernhalten wollte. Doch als Mensch war er nicht einfach, belastet durch seine Kindheit mit einem geächteten Vater und durch eine recht schmachvolle Eheaffaire.

1567 verliert der Vater seine Herrschaft und Freiheit. Die Mutter zieht zu ihrem in Österreich gefangenen Mann während ihren beiden Söhnen 1572 das Fürstentum Sachsen-Coburg zugesprochen wird. Johann Casimir studiert an der Universität Leipzig und heiratet 1586 Anna, die Tochter des August von Sachsen. Für seinen Bruder wird das Fürstentum Sachsen-Eisenach eingerichtet während Casimir alleine in Coburg weiter regiert. 1593 läßt er sich scheiden wegen Ehebruchs seitens seiner Frau, die er bis zu ihrem Tode 1613 zuletzt auf der Veste Coburg gefangen hält.

1599 heiratet Casimir Margarethe, Tochter des Herzogs Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg. Die Ehe wird glücklich: "Wie küssen sich die zwei so fein... Herzogin Margarethe plaudert über ihren Mann" , eine Kunstverantaltung mit Kostümvorführung, die anläßlich des 450. Geburtstages des Herzogs im Jahr 2014 auf der Veste Coburg zu sehen war. Johann Casimir stirbt kinderlos, sein Erbe fällt an den Bruder Johann Ernst von Sachsen-Eisenach.

Der Dreißigjährige Krieg

Die Verbesserungsmaßnahmen zur Befestigung der Veste erlebten ihre erste Bewährungsprobe 1632, als die Veste einer Belagerung durch Wallenstein widerstand. Im Jahr darauf wurde der "Fürwirtz" abgetragen, weil er eine Gefahr darstellte: durch seine Höhe und die Nähe zur Veste wäre er ein idealer Ort für die Aufstellung feindlicher Kanonen gewesen.

Mit seinem Lebensmotto "Fried ernährt, Unfried verzehrt" konnte sich Johann Casimir lange Zeit von den Verwicklungen des Dreißigjährigen Krieges fernhalten.

Als sich die Truppen der Kaiserlichen Liga unter Wallenstein 1632 näherten, verließ Johann Casimir Coburg in Richtung Schloss Tenneberg, nachdem er zuvor gut für die Sicherung von Stadt und Veste gesorgt hatte. Die Besatzung der Veste zählte etwa 800 Mann, ein Zehntel von Wallensteins Truppen. Angesichts dieser Übermacht ergab sich die Stadt freiwillig und wurde geplündert. Die Veste hingegen leistete Widerstand. Es kam zu erbarmungslosen Kämpfen. Nachdem Wallenstein erkennen musste, dass eine Eroberung der Veste in kurzer Zeit nicht möglich war und obendrein die mit Coburg verbündeten Truppen des Herzogs Bernhard von Weimar anrückten, befahl er den Abmarsch.

Eine zweite Belagerung erlebte die Veste 1634. Die Stadt musste sich ergeben und Quartierlasten übernehmen. Etwa 1200 Mann belagerten die Veste. Nachdem die Drohung kam, dass der Belagerer die Veste in die Luft sprengen werde, übergab Oberst Georg Philipp von Zehm die Veste, die aber bereits Ende desgleichen Jahres durch die Vereinbarungen des "Prager Friedens" wieder in den Besitz von Herzog Johann Ernst zurückgegangen ist. Zehm, des Hochverrats beschuldigt, wurde aus Mangel an Beweisen freigelassen und verbrachte die letzten Jahren seines Lebens verarmt und verachtet in seinem Haus in der Coburger Herrenstrasse.

Die Veste als Garnison im 17. und 18. Jahrhundert

Seit dem Bau der "Ehrenburg" diente die Veste nur noch militärischen Zwecken. Zudem hatte Coburg nach dem Tod des kinderlosen Johann Casimirs 1633 für fast ein halbes Jahrhundert seine Funktion als Residenz verloren und war durch Vererbung in den Besitz rasch wechselnder Herzöge übergegangen. Der bauliche Zustand der Veste wurde vernachlässigt und die Garnison durfte keine großen Ansprüche stellen. Das Leben der Garnisonsangehörigen war wegen befürchteter Spionage oder Sabotage einer strengen Aufsicht unterzogen.

1662 bestand die Garnison aus 39 Mann, von denen 24 mit Frauen und Kindern auf der Veste lebten. Es war ein bunt zusammengewürfeltes Häufchen. Schon 1680 betrug die Stärke der Garnison nur noch 18 Mann. Die vorhandenen Geschütze dienten auch friedlichen Zwecken wie dem Schießen zu Feierlichkeiten oder dem Alarm vor Feuersbrünsten, so beim Brand der "Ehrenburg" im Jahr 1690.

Um einer längeren Belagerung gewachsen zu sein, richtete sich die Garnison auf eine weitgehende Selbstversorgung ein, wobei die Wasserversorgung an oberster Stelle stand, gefolgt von den Speichern für das Getreide.

Der Pfarrer auf der Veste hatte kein leichtes Leben - weil die Garnison keine fromme Schar war wie den Klagen über den schlechten Gottesdienstbesuch zu entnehmen ist. Aus gutem Grund ließ man Bewerber um die Stelle des Festungspfarrers vor der Garnison eine Probepredigt halten. Hatte jemand zu schnell oder zu leise gesprochen, wurde dies ausdrücklich bemängelt, doch bekam der Bewerber wie z.B. der Theologe Käßmann 1674 die Stelle dennoch.

1782 wurde im "Hohen Haus" eine Zuchtanstalt eingerichtet. Nunmehr teilten die Züchtlinge den Wohnraum auf der Veste gemeinsam mit den Soldaten. Im Jahre 1801 befanden sich 17 Züchtlinge, darunter sieben Frauen auf der Veste und später kamen in zunehmenden Maße auch Geisteskranke dazu.

Für die Erneuerung der Veste ab 1838 erwies sich das Vorhandensein der Anstalt als äußerst störend und schließlich erfolgte deren Verlagerung in die Orte der Umgebung.

Wasserversorgung

Die Versorgung mit Trinkwasser war existentiell wichtig für das Leben auf einer Burg. Nur wenn die Versorgung mit Trinkwasser gewährleistet war, konnte eine längere Belagerung überstanden werden. Aus Brunnen, die beachtliche Tiefen erreichten, konnte gesundes Quellwasser befördert werden, in Zisternen wurde Oberflächenwasser befördert. Das Wasser aus Zisternen war weniger gesund, alleine durch die Gefahr von Bakterien oder Fäkalien.

Nachdem die Veste ihre militärische Funktion eingebüßt hatte, spielte auch die Wasserverorgung keine zentrale Rolle mehr. Die Garnison bediente sich der Brunnen auch außerhalb des Geländes.

Verdeckte Gänge

Die Vermutung, eine Burg sei mit ihrer Stadt durch einen Geheimgang verbunden, ist vielerorts verbereitet. In Coburg gibt es für solche Vermutungen durchaus konkrete Hinweise. Verdeckte Gänge gab es in der Veste. Eine unterirdische Verbindung bestand wohl seit dem 16. Jahrhundert, diese Verbindung wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts vermauert.

Niedergang und neue Blüte.

Die Veste im 19. Jahrhundert

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts hatte die Veste ihre militärische Bedeutung verloren. Fast alle Geschütze wurden verkauft.

Obwohl die Bauten auf der Veste baufällig waren, wurden sie dennoch intensiv genutzt. In der Schule wurden auch Kinder aus der Umgebung unterrichtet. Staatliche Einrichtungen wie das Justizamt der Regierung hatten eine Dienststelle auf der Veste. Man darf sich also für das beginnende 19. Jahrhundert ein durchaus geschäftiges Treiben auf der Veste vorstellen.

Die romantische Geisteshaltung des beginnenden 19. Jahrhunderts kultivierte die Erinnerung an das Mittelalter nicht zuletzt im Zusammenspiel mit einen wachsenden Nationalgefühl im Kampf gegen die Vorherrschaft Napoleons. Burgen spielten dabei eine besondere Rolle als Zeugen einer stolzen Vergangenheit. Bereits 1817 hatten  national gesinnte Burschenschaften die Wartburg zum Ort einer bürgerlich-demokratischen Versammlung gewählt. Die Wiederherstellung der Wartburg vollzog sich im gleichen Zeitraum wie bei der Veste Coburg. Mitte des 19. Jahrhunderts begannen die Sanierungsarbeiten, die sich dann über ein halbes Jahrhundert erstreckten. Herzog Ernst I. stellte die Weichen zur Rettung der Veste, indem er ihr Repräsentationsaufgaben zuwies und sie der Öffentlichkeit zugänglich machte. Die umliegenden Schlösser und Burgruinen integrierte er in ein einheitliches landschaftsplanerisches Konzept. Ernst II. setzte diese Ideen des 19. Jahrhunderts fort, indem er den Hofgarten im Stil eines englischen Landschaftsparks so erweiterte, dass er  bis heute die Veste mit der Stadt und dem Schloß Ehrenburg verbindet.

Bären auf der Veste

Seit dem Mittelalter finden sich in Burg-und Stadtgräben Zwinger mit tweilweise seltenen oder auch wilden Tieren. Aus der Zeit Johann Casimirs ist in Coburg der Einsatz von Bären zu Schaujagden auf dem Marktplatz überliefert. Nachdem sich während des Dreißigjährigen Krieges das Raubwild in freier Natur stark vermehrt hatte, verringerte sich der Bestand im späten 17. Jahrhundert drastisch durch exzessives Jagen. Ende des 18. Jahrhunderts waren freilebende Bären in Thüringen ausgerottet und die in Zwingern gehaltenen Bären kamen seitdem aus osteuropäischen Ländern.

Nachweislich lebte auf der Veste in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine Bärenfamilie. Der Bärenbestand vergrößerte sich durch die Schenkung von zwei prächtigen Braunbären aus Südrußland. Die Bärenhaltung im Zwinger auf der Veste endete während des Ersten Weltkrieges.

Erneute Umgestaltung und Vollendung

Einen tragenden Pfeiler für die Finanzierung der erneuten Umgestaltung bildete eine Lotterie, an der sich mit dem Kauf von Losen Preußen, Coburg und Thüringen beteiligte. Der Berliner Archtitekt Bodo Ebhardt wurde mit der Planung und Duchführung der Maßnahmen beauftragt. Neben der statischen und baulichen Sicherung war es die Absicht des Architekten, die Bauten möglichst originalgetreu zu erhalten, sie von den entstellenden Details der vorausgegangenen Sanierung zu befreien und Räume für die verschiedensten Sammlungen zu schaffen.

1911 erfolgte der Anschluß an die städtische Stromversorgung und an die Kanalisation.

1918 tritt Herzog Carl Eduard von der Regierung zurück und überträgt seinen Besitz an staatliche Organe. Die Baulasten für die Veste sind vom Staat zu tragen während die Coburger Landesstiftung für die Abwicklung der Bauarbeiten zuständig wird.

Beim "Deutschen Tag" in Coburg nutzte Adolf Hitler im Jahr 1922 die Kulisse für die Abnahme der "Siegerparade. 2000 Nationalsozialisten zogen mit wehenden Fahnen in die uralte Burg ein. Nach Abschluß der Bauarbeiten fand im Jahr 1924 die Festungsweihe statt. Neben Ansprachen, Volksbelustigungen, Konzert, Festzug und Gottesdienst war ein Freilichtspiel zu sehen, das die Belagerung der Veste durch Gustav Adolf ausgiebig feierte.

Museum und Baudenkmal - die Veste seit 1924

Zu Beginn des zweiten Weltkrieges erfolgte die Auslagerung der wertvollsten Objekte. In den letzten Kriegstagen hatte sich die Wehrmacht in die Museumsräume einquartiert. Amerikanisches Militär begann mit der Beschießung der Feste. Obwohl sich die Kampftruppen ergeben haben und die weiße Fahne sichtbar aufgezogen war, wurde die Beschießung fortgesetzt. Einige Bauten erlitten starke Schäden, insgesamt aber hielten sich die Verluste in den Kunstsmmlungen in Grenzen. Unmittelbar nach Kriegsende erfolgte die Wiederherstellung der beschädigten Bauteile. Die letzte große Maßnahme auf der Veste Coburg stellt die Sanierung des "Fürstenbaus" dar, die vom Freistaat Bayern in Angriff genommen wurde und im Jahr 2007 ageschlossen werden konnte.

 

 

 

 

 

 

 

Verstorbene hinterlassen ihre Spuren auch dann, wenn sie nicht zu den berühmten Persönlichkeiten gehören. Vergleichbar den Malern können Dichter  mit ihrer metaphorischen Sprache die Kategorien der Zeit überwinden und Vergangenes in die Gegenwart zurückholen. Nicht nur historische Bauten erlangen durch eine tiefergehende Betrachtungsweise eine überraschende Aktualität, sondern auch die Menschen, deren Schicksal von den Lebensbedingungen einer bestimmten Zeit geprägt war.

"Und Zeit ist Meeres Sand, ist Sternenhimmel. Was ist Verwachsensein in Jahresringen, wo unsere Wahrheit sich begegnet."

                                                                                                         Philemon und Baucis

 

Der Burgenkundliche Lehrpfad

Der Burgenkundliche Lehrpfad umfasst insgesamt acht Burgen und Burgruinen, deren Geschichte wissenschaftlich fundiert durch einheitlich aufeinander abgestimmte Informationstafeln dokumentiert wird. Die Burgen sind durch speziell ausgeschilderte Rad- und Wanderwege miteinander verbunden.

Bild in Originalgröße anzeigen

In den 1980 er- Jahren betrieb die staatliche Denkmalpflege eine folgenschwere Politik der passiven Denkmalpflege: man kümmerte sich nicht weiter um die Burgruinen und überließ sie ihrem Schicksal mit der fatalen Folge, dass in den entlegenen Burgplätzen ungestört fast zwei Jahrzehnte lang alle denkbaren Arten von Vandalismus wucherten und den Verfall der maroden Mauern beschleunigte.

In Lichtenstein und Rotenhan hatten sich mehrere esoterische Gruppierungen festgesetzt, die entweder in den Burgruinen keltische Heil- oder Kultplätze sahen, durch ihren Klettertourismus oder durch das Abschlagen kleiner Stücke "Heilfelsen" jedoch ernstzunehmende Beschädigungen verursachten; zudem durchwühlten Raubgräber wiederholt die Burgareale auf der Suche nach vermeintlichen keltischen Fundstücken.

Auf Rotenhan etablierte sich bald auch noch ein ominöser "Voodoo-Kult", wohingegen Raueneck außer von Raubgräbern, die hier einen angeblich verborgenen Schatz finden wollten, schlimmer noch von Satanisten, den Mitgliedern eines Satanskult  aus der Death-Metal-Szene heimgesucht wurde. Mystische Stanszeichen wurden auf die Burgwände geschmiert, Blutopfer an schwarzen Hunden und Katzen begangen. Und sei all dies noch nicht genug, übten sich Jugendliche in Altenstein mit Kraftspielen wie Mauerbrechen und Steine schleudern während eine paramilitärische Gruppe auf der Burgruine Bramberg das Kriegsspiel "Gotcha" praktizierte und die Burgruine durch Beschuß mit Farbmunition ein ein "Picasso-Gemälde" verwandelte.

Und die Denkmalpflege betrieb eine "Vogel-Strauß Politik", indem sie ihren Kopf in den Sand vergrub.

Als ab 1994 die einsturzgefährdete Burgruine Lichtenstein durch den Landkreis Hassberge in einem mehrjährigen Sanierungsprogramm mustergültig gesichert wurde, schlug die Stunde des Burgenkundlichen Lehrpfades. Denn nun realisierte der besorgte Landkreis ein wissenschaftliches Konzept zum Schutze seiner Burgen und Burgruinen. Zugleich bot sich die Chance, durch einen attraktiv gestalteten Burgen-Rundweg eine neue touristische Attraktion zu schaffen.

Mit einem Kompaktangebot werden wir dem interessierten Besucher historisch begleitete Wanderungen zu allen Burgen und Burgruinen der Hassberge anbieten.

Bestandteil des Kompaktangebotes sind die Burgruinen Altenstein, Lichtenstein, Rotenhan, Bramberg, Raueneck, der Burgstall Gutenfels und der Schlossberg Königsberg sowie der Landschaftspark Bettenburg. Es lohnt sich, eine Urlaubswoche hierfür einzuplanen!

Abschließend sei eine Sage rund um die Entstehungsgeschichte von Lichtenstein erwähnt:

Knapp einen Kilometer südlich von Lichtenstein verbirgt der Wald einen hufeisenförmig, künstlich mit Graben und Mauern befestigten Fels, den sog. Teufelsstein. Der Teufelsstein verkörpert die letzten Überreste einer mittelalterlichen Vorgängerburg zu Lichtenstein.

Teufelsstein - Sage

Der Sage nach hatte ein Lichtensteiner Ritter seine Seele dem Teufel für Macht und Reichtum vermacht, bekam dann aber Skrupel und bot dem Teufel eine Partie Zwickmühle an: gewinne er, sei seine Seele frei; verliere er, dann dürfe der Teufel seine Seele sofort mitnehmen. Der sieggewohnte Satan sagte zu, wurde jedoch vom Ritter beim Mühlespiel so geschickt plaziert, dass ihn die untergehende Abendsonne blendete; vom Licht geblendet, machte der Teufel einen falschen Zug und verlor das Spiel.

Bemerkenswerterweise trägt der Fels tatsächlich ein eingeritztes, nachweislich uraltes Mühlebrett und es saßen hier tatsächlich im 11. und 12. Jahrhundert die Ahnherren der Lichtensteiner.

 

 

 

 

Lichtenstein - eine der besterforschten Burgen Bayerns

 eine althistorische Aufnahme

In der Nähe von Bamberg und Ebern liegend ist Lichtenstein eingebettet in eine einmalige Naturlandschaft voller Geschichte und Kultur. Aufgrund einer mustergültigen Sanierung gehört Lichtenstein heute zu einer der besterforschten und bestsanierten Burgen Bayerns.

Zur Vorgeschichte

Die Anfänge des fränkischen Adelsgeschlechts von Lichtenstein reichen bis ins Jahr 1215 zurück, als sich mit Degen II. ein Zweig der älteren Familie von Stein zu Altenstein nach der neu errichteten Burg Lichtenstein nannte. Urkundlich sind die beiden benachbarten Burgen Altenstein und Lichtenstein erstmals 1232 als castrum mit Kapelle belegt.

Die Baugeschichte von Lichtenstein beginnt eigentlich schon vor 1200, nämlich auf der namenlosen Vorgängerburg auf dem nahgegelegenen Teufelsstein. Die Vorgängerburg wurde um 1200 verlassen. Der neue Lageplatz bot erhebliche Vorteile: eine wesentlich bessere Fernsicht und Wasserversorgung, ein direkt vorgelagertes Hochplateau mit Platz für eine größere Vorburg und  fruchtbare Äcker, Wiesen und Felder sowie eine geschütztere Lage.

Der Baubeginn von Lichtenstein um 1200 ist sowohl archäologisch, bauhistorisch und historisch bestens gesichert, ebenso die nachfolgenden Bauphasen!

Bild in Originalgröße anzeigen

 

 

 

 

Bauphasen

Erste Bauphase um 1200

Die Nordburg als ältester Teil der Gesamtburg entstand übereinstimmend mit den Archivalien und Grabungsfunden zwischen 1200 und 1220/30. Damals wurde die unbesiedelte Felsformation, die drei große Rhätsandsteinblöcke umfasste, durch einen teilweise komplett aus dem Fels gehauenen Halsgraben vom dahinterliegenden Hochplateau abgeschnitten. Die Rhätsandsteinfeslen wurden mit einer hohen Ringmauer verbunden und mit einem Palas samt Kapelle, einem Bergfried und Holzbauten überbaut.

Der schlanke Bergfried, der damals viel höher war, überblickte die weithin sichtbare Burganlage und stellt noch heute den dominantesten Baukörper dar; erst um 1960 wurde die Höhe des Bergfriedes um sieben Steinlagen reduziert. Die verbliebenen Originalwände zeigen vorzüglich bearbeitetes Buckel- und Glattquadermauerwerk ohne Zangenlöcher. Der Zugang in den Turm lag etwa 4 m Höhe in der Nordseite. Solch ein Hocheingang war obligatorischer Bestandteil eines Bergfriedes und verstärkte seine Schutzfunktionen, verwandelte den Turm in Gefahrenzeiten in einen "Tresor" z.B. für Dokumente und Wertgegenstände.

Der Lichtensteiner Bergfried zählt zu den kleinsten Vertretern seiner Art. Da der winzige Innenraum kaum Platz ließ für den Einbau einer Treppe, geschweige denn einer Wehrplattform, scheiden Wehr- und Schutzfunktionen für diesen Bergfried weitgehend aus. Analog zu vielen anderen Bergfrieden war der Lichtensteiner Turm in erster Linie ein eindrucksvolles Machtsymbol, ein "Imponierbau". Darüber hinaus bot er einen idealen Auslug an, sogar über das rückseitige Hochplateau.

Ursprünglich bildeten Palas und Kapelle eine Einheit. Die Kapelle befand sich im südwestlichen Teil des Obergeschosses, von wo aus das alte Burgtor überschaut werden konnte. Derart tornahe Positionen nahmen Kapellen öfters ein, um den Burgeingang auch im symbolisch-abwehrenden Sinn mitzuschützen. Nach Osten hatte der Kapellenturm einen vortragenden, halbrunden Apsiserker, der noch vor 1900 auf die darunterliegenden Brunnenkammer stürzte.

Vom ersten Palasbau hat sich kaum noch etwas erhalten. Anzunehmen ist das übliche Arrangement mit Lagerraum und Küche im Erdgeschoss, der repräsentativen Halle im 1. Stock sowie Wohn- und Schlafgemächer für die Familie des Burgherren im 2. Stock.

Der Zugang zur Hauptburg erfolgte vom Süden her, wo sich damals die erste Vorburg erstreckte. Eine Holzbrücke führte über den Halsgraben zu einem kleinen Tor in der Mitte der Westseite, das erst 1994 archäologisch entdeckt wurde. Dieses aus dem Sandstein gehauene Burgtor war so eng, dass nur kleinere Wagen und Karren in die Hauptburg gelangen konnten- ein Manko, das man erst 1417 beseitigte, als das Burgtor an die leichter zugängliche Südseite verlegt wurde.

Die extrem unregelmäßige Oberfläche des Burgplatzes bedingte Rampen und Aufschüttungen. Eine solche Rampe führte vom Tor zum tieferliegenden Burghof hinab. Der Burghof war winzig, eng und dunkel, da ihn Felsklötze und Gebäude dicht umsäumten. Nach Osten hin begrenzte ihn ein Steinhaus, das sich gegen den östlichen Felsen lehnte; seine Fundamente wurden 1994 zusammen mit dem alten Hofpflaster freigelegt. Das Hofpflaster zeigte eine derart grobe Oberfläche aus Sandsteinen, Sand und Lehm, dass wir unsere Vorstellung eines weiten, hellen und schön gepflasterten Burghofes aufgeben müssen - wie bei vielen anderen Burgen übrigens auch.

Vom Burghof aus führte eine schmale Rampe zum Palas empor. In ihrer Seite ist eines der vielen ösenförmigen Löcher zu erkennen, die man auf Lichtenstein öfters in den Burgfels höhlte. Diese Ösenlöcher dienten dort, wo sich einst dunkle Korridore entlangzogen, zur Aufhängung von Talglämpchen, im freiliegenden Außenbereich dagegen zum Anbinden von Pferden und anderen Nutztieren.

Zweite Bauphase (14. Jahrhundert)

Gegen 1345 begann der Ausbau der Nordburg zu mindestens drei Ganerbensitzen. Gleichzeitig ersetzte man die Vorburg durch die großgeräumige Südburg, die gleichfalls drei Kemenaten enthielt. Zwei von diesen sind heute noch als Wohntürme sichtbar. Nordburg und Südburg verband ein gemeinsamer Bering (Gesamtheit der Ringmauer).

Ungleich schwieriger gestaltete sich der Ausbau der alten Kernburg - die heutige Nordburg - zu einer Ganerbenburg. Dies gelang letztlich nur, indem man die besonderen Geländeeigenschaften (topographische Gegebenheiten) geschickt nutzte. Der Palas wurde durch zwei kurze Schenkelmauern vom Rest der Burg so abgetrennt, dass eine eigene Kleinburg entstand, die wohl von den Lichtensteinern selbst bewohnt wurde. Um die Kleinburg unabhängig vom Burgbrunnen notdürftig mit Wasser zu versorgen, schlug man in den Fels des Palasvorplatzes ein kleines Wassersammelbecken bzw. Tankzisterne ein, der man Regenwasser über Felsrinnen zuleitete. Die ca. 150 Liter Wasser, die dieses Becken aufnahm, deckten vermutlich nicht einmal den täglichen Grundbedarf.

Ein zweiter Ganerbensitz beanspruchte das Areal um den Ostfels.

Die Bebauung des Innenhofes setzte allerdings den Abbruch der einsturzgefährdeten Nordwand voraus. Hier hatte man die Ringmauer des frühen 13. Jahrhunderts auf dem steilen Fels so schlecht fundamentiert, dass sie umgehend verkippte und einzustürzen drohte. Daher trug man sie weitgehend ab, um sie dann mit dem Abbruchmaterial neu aufzumauern; zugleich versah man sie mit einem Abtritterker und einem Gitterfenster für das Innengebäude.

Ein dritter Ganerbensitz entstand im Südwesteck, wo man eine Kemenate errichtete mit hölzerner Obergeschoßstube und mit einer sechsteiligen Kleinfenstergruppe.

Dem 14. Jahrhundert entstammt auch der heutige Burgbrunnen, den man so plazierte, dass er für alle drei Ganerbenfamilien zugänglich war. Er führte bei einer Tiefe von 23 m gelegentlich schon in halber Höhe Wasser. Da es sich um Schichtenwasser handelte, litt man häufig unter Wassermangel. Nach einer Elektrifizierung im Jahr 1938 versorgte der Brunnen noch bis 1962 sieben Dorfanwesen mit Wasser. Er besaß einst eine schlichte Brunnenkammer aus Fachwerk. Das Mauerwerk dieser Ausbauphase bestand aus gut behauenen Glattquadern mit Zangenlöchern und vielen wiederverwendeten, daher an Kanten und Ecken beschädigten Steine.

Dritte Bauphase (1417-1436 Hussitenzeit)

Die nächste größere Bauphase lag zwischen 1417 und 1436. 1417 wurde wohl aus Gründen der Bequemlichkeit ein neues Haupttor mit vorgelagertem Torbau an der Südseite angelegt. Allerdings erforderte dies die Verschiebung der dortigen Kemenate um einige Meter nach Westen. Bei dieser Gelegenheit wurden die Kleinfenster der ehemaligen Stube vermauert, die Bohlenstube selbst wurde aufgegeben. Der Halsgraben wurde für den Bau des neuen Torbaus zur Hälfte verfüllt. Zur Südburg hin bewehrte man den neuen Torbau mit einer Zugbrücke, die man im Gefahrenfall wegnehmen konnte.

Bild in Originalgröße anzeigen

 

Bild in Originalgröße anzeigen

 

Bild in Originalgröße anzeigen

 

 Bild in Originalgröße anzeigen

 

 

 

An der Nordseite, wo sich die neue Nordmauer wieder zu neigen begann, entschloss man sich zu einer aufwendigen, aber wirkungsvollen Notaktion: man planierte lehmverdichtetes Erdreich und Bauschutt von außen gegen die Wand und stoppte dadurch deren Wanderbewegung. Diese massive Aufschüttung hatte zur Folge, dass die Mauer nun zu einem Drittel im Boden steckte und der hier vorhandenen Abtritt statt wie ursprünglich 8m nun nur noch in  3 m Höhe auskragte. Also musste man ihn aus Sicherheitsgründen vermauern.

Die großflächige Anschüttung nutzte man sinnvollerweise, um die Burg rückseitig durch ein neues Tor mit vorgelagertem Torbau zu erschließen. Dieser Torbau war bauidentisch mit dem Südtorbau; er war außerdem mit nasenartigen Schießscharten bewehrt. Das Innentor wurde durch die ältere Ringmauer gebrochen, es war gesichert durch zwei direkt hintereinander liegende Holztore, die sich nach innen öffneten. Lichtenstein hatte nun ein Süd- und ein Nordtor.

Auch am Nordwesteck, wo die erneuerte Palaswand schon wieder ins Tal gestürzt war, kämpfte man mit statischen Problemen. Im Jahr 1417 trug man schließlich den Fels hier großflächig zu einer tiefer liegenden Terasse ab und erweiterte sie auf heutige Größe. 

Hakenbüchsenturm

Während der Hussiteneinfälle im Jahr 1430 war das besorgte Bistum Würzburg darum bemüht, die Burg wehrtechnisch zu verstärken. Die eigentliche Schwachstelle der Burg war das dem Dorf zugewandte, kaum bewehrte Südosteck. Genau hier errichtete Apel von Lichtenstein einen halbrunden Schalenturm, den er mit zwei über 3 m hohen Schlitzscharten versah. Aus diesen Schießscharten konnten zwei Verteidiger gleichzeitig, da übereinander stehend mit ihren Hakenbüchsen herausschießen. Prellhölzer waren in der Scharte eingelegte oder eingemauerte Querhölzer, an denen die Hakenbüchsen mit ihrem unten angebrachten Haken eingelegt werden konnten, um den gewaltigen Rückstoß beim Abfeuern abzuschwächen. Im Obergeschoß des Hakenbüchsenturms öffneten sich vier kleine Schießfenster. Der Turm wurde eindeutig in die Zeit um 1430 datiert. Eine kleine Baufuge gleich südlich des Turms markiert jene Stelle, wo man die Ringmauer für den Einbau des Hakenbüchsenturms durchbrach.

Verfall

Nach größeren Beschädigungen im dt. Bauernkrieg 1525 und in zweiten Markgrafenkrieg 1552 setzte man die Nordburg nur noch notdürftig instand. Gebaut wurde vor allem an der besser erhaltenen Südburg.

Vierte Bauphase (16. Jahrhundert)

An der Nordburg wurden nur noch vereinzelt Instandsetzungen durchgeführt. So wurde die Nordwand durch einen Wehrgang mit zangenförmigen Schießfenstern aufgestockt; an ihrer Innenseite entstand ein gewölbter Neubau. Die Mauerwerksqualität des 16. Jahrhunderts degenerierte zu stark ausgezwickten Bruchsteinen und zweitverwendetem Baumaterial.

Fünfte Bauphase (nach 1845)

Im 18. und 19. Jahrhundert muss es wiederholt zu umfangreichen Abbruchtätigkeiten gekommen sein, denen viele Baulichkeiten zum Opfer fielen. Trotz der aufwendigen Felsbearbeitungen von 1417 war auch der Palas wieder ins Tal abgerutscht, insgesamt zum dritten Mal.

Lichtenstein war schon damals eine wildromantisch zerklüftete Burgruine, deren marode Silhouette Künstler und Poeten anzog. Daher verwundert es nicht, dass es nach 1845 zu einer historisierenden Umgestaltung des Burgareals inclusive des Waldes kam. An mehreren Stellen wurden "Fratzen", sog. Maskarons eingehauen, darunter der berühmte "heidnische Wächterkopf" an der sog. "Christenmarter". Die Felsköpfe wurden durch Stufen erschlossen, die Höhlen zu typischen fränkischen Kellern erweitert. Unterhalb der Burg schuf man ein Felslabyrinth.

Eine weitere gravierende Veränderung in der Topographie bewirkte der Abbruch der südöstlichen Ringmauer mit weitgehender Verfüllung des Halsgrabens. Dadurch entstand dorfseitig ein zweiter Zugang. Zugleich planierte man das Burginnere auf.

Sechste Bauphase (ca 1920-1988)

Statische Schäden erforderten mehrere Sicherungsmaßnahmen am Bergfried. Um 1960 reduzierte man seine Höhe. In nachfolgenden Sanierungen wurde der Südtorbau, der Kapellenbau und der Hakenbüchsenturm neu verfugt. Als anläßlich der Elektrifizierung des Burgbrunnens im Jahr 1938 Leitungen durch den gesamten Burghof gelegt wurden, durchschlug man rücksichtslos vergrabene Mauern.

Burgkirche

Die protestantische Burg- und Dorfkirche entstand nach 1710. Sie ersetzte vermutlich eine Vorgängerkirche, die im 14. Jahrhundert allen Ganerben zugänglich war.

Lichtenstein und die Esoterik

Die Burgruine Lichtenstein wurde gemeinsam mit ihrer Nachbarburg Rotenhan in den letzten Jahrzehnten von einem vielfältigen Esoteriktourismus heimgesucht, der den intensiven Felsbearbeitungen fälschlicherweise einen vorgeschichtlichen Heil- und Kultplatz zuweist. Die archäologischen und baugeschichtlichen Forschungen belegen eindeutig, dass es an dieser Stelle keinerlei vorgeschichtliche Besiedlung gab und dass alle Felsbearbeitungen tatsächlich mit verschwundenen oder bestehenden Burgbauten zusammenhängen.

Die sog. "Odalrune" am Fuße des Hakenbüchsenturms ist nicht keltischen Ursprungs, sondern wurde Augenzeugenberichten zufolge Mitte der 50 er Jahre von einer Jugendgruppe in den Felsen eingeritzt. Ähnliches gilt für ein lilienförmiges Zeichen in der Kapellentrennwand, das angeblich zu einer keltischen Gestirnsbeobachtungsstätte gehören soll, tatsächlich aber erst 1958 von einem Dorfjungen eingeritzt wurde.

Auch der angeblich "keltische Wächterkopf" entstand nachweislich erst nach 1845.

Bild in Originalgröße anzeigen

 

 

 

Eine Lichtensteiner Sage

Im inneren Burgareal stehen zwei große Hauptfelsen sehr dicht beieinander; sie sollen auch im alten Lichtensteiner Wappen abgebildet sein. Wenn sie sich berühren, so heißt es von alters her, dann sterben die Lichtensteiner aus. Dies taten sie allerdings 1691 ungeachtet der Felsen, die sich bisher noch immer nicht berührt haben.

 

Raueneck - die großflächige Burganlage Frankens

File:Burg Rauheneck Palas.jpg

Die Burgruine Raueneck gehört aufgrund ihrer sich weit erstreckenden Vorburgen zu den großflächigsten Burganlagen Frankens. Die ungewöhnlich große Vorburg war in eine äußere und eine höher gelegene innere Vorburg aufgeteilt. Die innere Vorburg enthielt Stallungen, Speicher, Scheunen, Gesindebauten und eine hussitenzeitliche Umwehrung mit Zisternenturm.

File:Burg Raueneck 5.jpg

Es handelt sich um einen kleinen Viereckturm, der eine Zisterne enthielt, in der Regen- und Schmelzwasser gesammelt wurde.

Die äußere Vorburg enthielt nachweislich mehrere große Gärten und einen Brunnen, eine Felsquelle, die heute noch zu sehen ist, umwoben mit einer Sage "Von der Brunnennixe zu Raueneck".

Zur Geschichte der Burg

Die Burg stand einst in Sichtverbindung mit den Burgen Altenstein. Lichtenstein und Bramberg, wobei sie das gesamte Baunachtal überblickte. Heute verbirgt dichter Bewuchs die geheimnisvollen Mauerreste.

Im Jahr 1231 wird die Burg Raueneck erstmals urkundlich erwähnt, als der edelfreie Ludwig von Ruheneke u.a. sein halbes castrum dem Würzburger Bischof antrug. Die durchaus wohlhabenden Rauenecker standen in direkter Nachfolge der edelfreien Herren von Bramberg und schufen hier nach der Zerstörung ihrer Stammburg Bramberg (1168) ein neues Herrschaftszentrum.

Von 1378 - 1476 hielten die Marschalks als Erbburgmannen und Amtsmänner die mittlerweile von mehreren Familien bewohnte Ganerbenburg. Nachdem Dietz von Marschalk eine stolze Summe Geld an der Burg verbaut hatte, erwarb erFile:Pfarrweisach Rauheneck.jpgnach und nach alle anderen Besitzanteile. Wiederum viel Geld floß 1430 in die hussitenzeitliche Verstärkung der Befestigung. Bald nach dem Aussterben der Marschalks vereinte man um 1560 Bramberg und Raueneck zu einem Doppelamt.

Die Burg überstand den Bauernkrieg und den Dreißigjährigen Krieg weitgehend ohne Schäden, wurde aber 1632 von den Schweden geplündert, wobei man die Kapelle ausräuberte und darin vergrabene Kelche mitnahm.

Ab 1720 verfiel die Burg, kam dann 1829 an die Familie Rotenhan, in deren Besitz sie teilweise weiterhin ist. Nach einer ersten Notsicherungsmassnahme durch den Landkreis Hassberge im Jahr 1990 wurde die Grundlage geschaffen für weitere Sanierungsarbeiten.

Begehung der Burgruine

Viele Wege führen nach Rom, so auch zur mystisch im Wald verborgenen Burgruine Raueneck. Es gibt Wege, die uns durch ein Meer von Brennesseln, holprigen Steinen und kaum zu erklimmenden Höhenwegen nahe dem Abgrund von steilen Felsen zur Ruine führen; das waren die mittelalterlichen Zugangswege, auf die wir heutzutage gerne aus rein gesundheitlichen Gründen verzichten.

Wir wollen lieber vom Schloss Eyrichshof einen relativ gut besfestigten Wanderweg zur Ruine hin einschlagen, der uns nach gut einer Stunde Gehzeit zur Burgruine führt. Dort erwartet uns eine historisch Führung der Burgruine.

Ab 1550/60 überquerte man den mächtigen Halsgraben auf einer steinernen Brücke. Der ursprüngliche Zugang erfolgte hingegen von der anderen Seite durch die beiden Vorburgen und führte neben der Kapelle, deren Reste heute noch zu sehen sind, in die Hauptburg. Vermutlich existierte aber auch zum Hochplateau gleich nördlich der Steinbrücke ein Nebenzugang, da die Ringmauer hier ein schmales, später vermauertes Rundbogentor aufweist.

Imposant und burgenkundlich relevant ist die äußere Umwehrung, die im Jahr 1430 gegen die Hussiten errichtet wurde.

File:Burg Raueneck Jan 2005 2.jpg

Sie wurde durch zwei große Wehrereker mit seitlichen Schießscharten sowie durch zwei runde Schalentürme bewehrt und integrierte zudem einen kleinen Zisternenturm. Während einer der Erker um 1550/1600 durch die heutige Brücke überbaut wurde, blieb der südliche Erker erhalten.

Einige Meter hinter der Zwingermauer hat sich fragmentarisch eine ältere Ringmauer erhalten.

File:Burg Rauheneck Erker.jpg

Ihr Schalenmauerwerk besteht aus sehr fein gearbeiteten, großen Sandsteinquadern ohne Zangenlöcher. Die Ringmauer zeigt in ihrem Kern, dem sog. Füllwerk, fischgrätenartig bzw. ährenförmig angeordnete Steinlagen, das sog. opus spicatum. Diese Mauerwerktechnik geht auf die Antike zurück. Sie wurde im 11. Jahrhundert wiederverwendet und kennzeichnet oft hochmittelalterliches Mauerwerk, wobei sie meist in den Außenschalen der Mauer auftaucht. Dieses Mauerwerk ist sehr gut um 1200 zu datieren und wurde damals zeitgleich mit Lichtenstein und Altenstein erbaut.

Im Zuge einer Lehrgrabung wurde 2006 ein Küchentrakt entdeckt mit gepflastertem Boden und Ausgusstein in der Ringmauer. Die Küche stammt wohl aus der Zeit um 1500, der Ganerbenzeit.

File:Burg Raueneck 153.jpg

Heute dominiert der dreigeschossig aufragende Wohntrakt die Hauptburg. Er ist in mehreren Aus- und Umbauphasen entstanden. Ältester Bestandteil der Gründungszeit sind mehrere Buckelquader am Nordeck, die vielleicht auf den damaligen Palas verweisen.

File:Burg Raueneck 8.jpg

Sicherlich vom Palas stammt ein spitzbogiges Doppelfenster, das man 1378 beim Bau des Wohnturms abbrach und neu versetzte. Wohl Anfang des 15. Jahrhunderts erweiterte man den Wohnturm durch eine Kapelle mit Sakristei und Wächterstube. Im späten 16. Jahrhundert brach man in die Fassaden dieses Gebäudetraktes riesige Renaissancefenster ein, die heute aufgrund ihres Substanzverlustes statische Probleme bereiten.

Zur Gründungszeit des frühen 13. Jahrhunderts gehörte auch ein quadratischer Bergfried. Seine Position gleich südwestlich des Wohnturms wurde durch eine Raubgrabung bestätigt. Raubgräber legten 2011 die Reste des Bergfrieds frei.

Auch an anderen Stellen des Burghofes erheben sich gegen die Ringmauer gewölbte Gebäude.

File:Burg Raueneck.jpg

Sie dürften noch aus der Ganerbenzeit stammen, als der Burghof mehrere Burgmannenhäuser aufnahm.

Um die mystischen Reste von Raueneck weben sich viele Sagen, die von vergrabenen Goldschätzen berichten und dadurch leider auch Raubgräber angezogen haben. So soll einst ein Turm mit unermeßlichen Schätzen in den Boden versunken sein. Eine andere Geschichte berichtet von unterirdischen Gewölben mit Fässern voller Wein.

Vor allem in den 90-er Jahren wurde Raueneck obendrein von Satanisten heimgesucht, die in der teils düsteren Burgruine stanistische Graffiti hinterließen. Nur über die Einbindung der Burg in den Burgenkundlichen Lehrpfad gelang es, diese unerfreulichen Aktivitäten zu stoppen.

Am Südende der Hauptburg steht die jüngste aller hier einst vorhandenen Burgkapellen.

File:Burg Raueneck 10.jpg

Sie wurde um 1500 errichtet und noch bis 1745 genutzt. Auch die Burgkapelle war Opfer eines vielseitigen Vandalismus, der sich viel zu lange ungestört in der Burgruine ausbreiten durfte: die Wände der Kapelle waren verschmiert mit magischen Beschwörungsformeln und religiösen Gegenparolen; auch die Weihekreuze waren übermalt und die Wandnischen rußverschwärzt durch Kerzenlicht.

Da hier nachweislich während des Dreißigjährigen Krieges wertvolle Kelche aus dem Boden gestohlen wurden, durchwühlten moderne Raubgräber das Erdreich so heftig, dass das Landesamt für Denkmalpflege eine Notgrabung durchführen musste. Dort, wo der Putz erhalten blieb, sehen wir heute die von den Schmierereien gereinigten Weihekreuze. An manchen Stellen hat sich die Einstichstelle des Zirkels erhalten. Diese Weihekreuze sind als Segenszeichen zu deuten.

Unterhalb der Kapelle befand sich ein Friedhof. Insgesamt sind drei Burgkapellen auf der Raueneck nachweisbar: die erste Kapelle, die kurz nach 1200 erbaut wurde, ist nur schriftlich bekannt; die älteste Kapelle befand sich wohl im Palas, dann am Wohnturm Anfang des 15. Jahrhunderts und danach im Süden. Alle drei sind dem hl. Johannes d. Täufer gewidmet.

Die älteste Burg der Hassberrge

Von einem gemütlichen Rastplatz inmitten des Waldes begeben wir uns über einen gepflegten Waldweg zur Burgruine. Nach ca. 20 Minuten Gehzeit überqueren wir zwei mächtige Gräben des 11. Jahrhunderts, die heute weitgehend verfüllt sind. Über ein Torvorwerk, eine sog. Barbakane betreten wir das Burgareal, auf dem früher die Vorburg stand.

Zur Geschichte der Burg

Die Burgruine gehört heute den Bayrischen Staatsforsten. Nach mehreren unglücklichen Sanierungen erfolgte 2008 eine eingehende Bauuntersuchung mit dem Ziel einer sensiblen Nachsanierung.

Bramberg ist die höchstgelegene und vermutlich auch die älteste Steinburg der Region, im 11. Jahrhundert erbaut auf dem dominanten Basaltkegel durch die edelfreien Herren von Bramberg. Macht bezeugten die bedeutenden Adelsgeschlechter des Hohen Mittelalters dadurch, dass sie sich durch den Bau mächtiger und vor allem hoch gelegener Burgen deutlich von ihrer Umgebung abhoben.

In Diensten des Bamberger Domkapitels stehend gerieten die edelfreien Ritter von Bramberg schon bald in Konflikt mit dem expansionsfreudigen Bistum Würzburg, desssen territorialen Machtbestrebungen durch die Herrschaft Bramberg behindert wurden. Nicht gerade zimperlich in seinem Methoden, beschuldigte der Würzburger Bischof Erhold im Jahre 1168 auf einer Reichsversammlung die Herren von Bramberg, ihm mannigfaltig Schaden zugefügt zu haben. U. a. beschuldigte er die Bramberger, ihre Untertanen zu erschlagen. Nichts davon stimmte, es waren intrigante Falschbezichtigungen, doch Kaiser Friedrich I. (Barbarossa) glaubte dem Bischof , er ließ die Burg 1168 schleifen und überschrieb sie samt Berg dem Hochstift Würzburg - allerdings mit der Auflage, hier keine eigene Burg zu errichten.

Das Geschlecht der Bramberger gründete einige Jahrzehnte später kurz nach 1200 die Burg Raueneck, allerdings nun als würzburgische Vasallen.

Ungeachtet des Verbots eines Wiederaufbaus errichtete das Hochstift Würzburg in ausreichend zeitlichem Abstand die Burg ca. um 1250 zumindest in Teilen neu. So erwähnt eine Urkunde aus dem Jahr 1338 das "Haus und die Kemenate" oberhalb des Burgtores Bramberk".

Unter dem Amtmann Caspar von Bibra wurde 1425 die Magdalenenkapelle zu einer eigenen Pfarrei erhoben. Von der Kapelle ist heute nichts mehr zu sehen. Sie befand sich in der ehemaligen Vorburg. Amtmann Valentin von Bibra musste 1483 drei Kriegsknechte und vier Pferde halten, außerdem einen Torwart, Türmer und Wächter samt Gesinde entlohnen und verköstigen.

1525 beschädigten die Bauern die Burg, die danach nochmals repariert und wehtechnisch verstärkt wurde. Nachdem Bramberg und Raueneck um 1560 zu einem Doppelamt mit dem Hauptsitz auf Raueneck vereinigt wurden, begann der Verfall der Burg.

Wiederholt wurde Bramberg mit ernsthaften Bedrohungen konfrontiert. Neben der bewussten Zerstörung durch den Menschen waren es in den 1950 er Jahren skrupellose Unternehmer, die Steinbrüche in den Basaltkegel trieben und dadurch neben Teilen der Vorburg ausgerechnet den ältesten Bestand der Hauptburg eliminierten. Erst im letzten Moment konnten 1954 eine Bürgerinitiative und das Landesamt für Denkmalpflege den Komplettabbruch der Burg verhindern. Dieser Potestbewegung haben wir es zu verdanken, dass heute noch alte Reste der Burg erhalten geblieben sind.

Zu allem Überfluss stürmte 1995 eine paramilitärische Gruppe die Burg und amüsierte sich dort mit dem aus Amerika importierten Kampfspiel "Gotcha". Mit Farbminition verteidigte die eine Gruppe die Burg während die andere Gruppe die Burg mit Farbmunition angriff. Auf diese Weise verwandelten sich die alten Mauern zu einer Art "Picasso-Gemälde".

Begehung der Burgruine

Nach dem Eintritt durch das Torvorwerk befinden wir uns nun direkt auf dem hochgelegenen Burgareal. Linkerhand erstreckt sich ein langes Gebäude, das im 16. Jahrhundert ein älteres Gebäude ersetzte und vermutlich als Stallung und Wirtschaftsbau diente. Sein Nordende fiel dem modernen Steinbruch zum Opfer.

Rechterhand erhebt sich das große Hauptgebäude, das zur Hussitenzeit um 1420 errichtet wurde, an seinem Ostende finden wir allerdings noch wesentlich ältere Bausubstanz aus dem 11. Jahrhundert. Der große Viereckturm am Hauptgebäude ist keineswegs ein Bergfried - wie oftmals angenommen - sondern einfach nur ein angebauter Torturm aus dem 16. Jahrhundert , errichtet zur besseren Bewehrung des Hauptzugangs. Seine Rückseite besteht aus einem Mauerzug des 11. Jahrhunderts.

In diesen Mauerzug hat man 1420 ein spitzbogiges Tor mit Fallgitter eingebaut. Klauensteine zur Führung des Fallgitters sind heute noch zu sehen!

Im ersten Stock waren die herrschaftlichen Räume, darunter die Lagerräume untergebracht; große Fenster gehörten zum ehemaligen Saal.

Das Gebäudeinnere läßt noch die Ansätze mehrerer Gewölbe erkennen, die später abgebrochen wurden und einst das Erdgeschoss überspannten. Innerhalb des Gebäudes steigt das Gelände jenseits eines Mauerzugs aus der Zeit um 1250 befremdlich steil nach Süden an. Dies ist der letzte Mauerzug einer älteren Hauptburg, die sich über den höchsten Punkt des Gipfelplateaus weiter südwärts erstreckte, dort allerdings schon früh durch einen Steinbruch restlos beseitigt wurde.

Wir haben es folglich mit einer Burg zu tun, die höchstgelegen schon früh von einem Steinbruch stark beschädigt wurde und deshalb weitgehend abgebrochen und um 1420/30 in tieferer Position neu errichtet wurde. Dabei nutzte man ältere Mauern geschickt als Punktfundamente. Von diesem neuen Hauptgebäude springt rückseitig ein kleiner Rundturm aus dem 16. Jahrhundert hervor, durch den ein gewölbter Korridor ins Burginnere führt. Den Korridor können wir heute aus Sicherheitsgründen nicht betreten, doch wenn wir auf diesem höchsten Punkt des Gipfelplateaus stehen, eröffnet sich bei schönem Wetter ein einmaliger Blick auf Lichtenstein, Altenstein, Raueneck und Umgebung. Die Burgbewohner haben sich damals aus der Ferne sehen können, weil alles freigerodet war.

Datei:Naturpark Haßberge Burgruine Bramberg .jpg