Burgruinen
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Heute erheben sich nur noch drei große Felsklötze etwa 100 Meter oberhalb des Baunachtals. Bei näherem Hinschauen entdecken wir hier die Reste einer der eindrucksvollsten Felsburgen Bayerns.
Die steinerne Burg, die sich einst zwischen und über diesen Felsen erhob, war vermutlich bereits ab 1170/80 Stammsitz des edelfreien Adelsgeschlechts derer von Rotenhan, die ihre Burg nicht nach einem "roten Hahn" benannten, sondern nach dem "gerodeten Hagen" - einer freigeholzten Umfriedung. Kein Baum störte damals die Sicht auf das Tal. Zuerst hob man den heute noch sichtbaren Graben aus, der sowohl Hauptburg wie auch Vorburg sicherte. Die innere Vorburg legte man talwärts an wobei sich auch hangwärts ein größerer Burgvorbereich erstreckte - eine Art äußerer Vorburg.
Das Adelsgeschlecht derer von Rotenhan
Die Rotenhan waren damals eines der wichtigsten Adelsgeschlechter der Region und hatten u.a. das prestigeträchtige Amt der Bamberger Schenken inne bis 1322/23. In diesem Jahr spielte sich hier ein unglaubliches Drama ab. Schon seit langem strebte das machthungrige Bistum Würzburg danach, seine Terrritorien und Machteinflüsse im Eberner Raum auszuweiten. Und so geschah das Unfassbare: 1322/23 bezichtige Bischof Wolfram von Würzburg die Rotenhan der Falschmünzerei, des Totschlags einiger Stiftsbürger und des Viehraubs.
Daraufhin zog er mit kaiserlicher Genehmigung vor die Burg, eroberte sie und machte sie dem Erdboden gleich. Eine vertragliche Regelung untersagte den Rotenhan den Wiederaufbau ihrer Stammveste - obendrein mussten sie in den Dienst des Würzburger Bistums wechseln, eine doppelte Demütigung. Die Burg ist seitdem eine Ruine.
Das Adelsgeschlecht derer von Rotenhan errichtete nach der Zerstörung ihrer Burg in nahegelgenen Eyrichshof aus den Steinen der Stammburg einen Wohnturm als neuen Wohnsitz, der seitdem schrittweise zu einemn stolzen Burgschloss ausgebaut wurde. Ebenso erbaute ein anderer Familienzweig im benachbarten Fischbach eine kleine Burg, weitere Familienmitglieder lebten als Ganerben auf der Burg Lichtenstein.
Diese einmalige Felsburg existierte also nur ca. 150 Jahre, blieb nach ihrer Zerstörung wüst, wenngleich vereinzelte Keramikfunde dafür sprechen, dass sich später sporadisch Hirten zwischen den Felsen niederließen.
Nachdem auch auf Rotenhan in den 1990 er Jahren verstärkt Vandalismus zu konstatieren war und fehlgeleitete Esoteriker im Irrglauben, einen keltischen Heilplatz vor sich zu haben, eifrig "Heilsteinchen" von den Felsecken abschlugen, wurde diese außergewöhnliche Burganalge zu ihrem Schutz in den Burgenkundlichen Lehrpfad integriert. Seitdem schützen der Eigentümer - die Rotenhans, der Landkreis und der Burgenforscher Dr. Joachim Zeune die Ruine vor Beschädigungen seitens einer Esoterik, deren Aktivität alles andere als meditativ ist.
Im Jahr 2010 erhob man die Ruine zu einem der 100 wichtigsten Geotope Bayerns.
Die Burgenarchitektur
Auffallend bei Rotenhan ist eine intensive und überaus hochwertige Felsbearbeitung als Zeugnis anspruchsvollster Burgenarchitektur.
Geschickt nutzte man hier drei große, leicht zu behauene Rhätsansteinfelsen, um sie zu einer kleinen Ringmauerburg auszugestalten mit Bergfried, Turm, Palas, Torbau und Kapelle. Die besonderen Schutz- und Wehrelemente massierten sich an der ansteigenden Hangseite: Bergfried und hohe Ringmauer sowie zwei vorgelagerte Halsgräben. Ein weiterer Halsgraben trennte Vorburg und Hauptburg.
Eine Kluft im südlichen Felsklotz wurde künstlich auf etwa vier Meter Breite erweitert, um als Haupttor für Karren und Reiter zu dienen.
Die Tordurchfahrt war einst durch eine Holzdecke überdacht und. Einige Meter daneben öffnete sich die Fußgängerpforte.
Verschloss man abends das Haupttor, so benutzten späte Ankömmlinge diese Nebentür - ein häufig aufzufindendes Arrangement im Mittelalter auch bei Stadttoren.
Die Fußgängerpforte wurde aus Sicherheitsgründen etwas erhöht angelegt und ist komplett aus dem Fels herausgehauen, ebenso wie der Eingangskorridor, an dessen Ende zwei Türen zu einer Seitentreppe führen.
Es liegt nahe, über dem Torbau die 1232 beurkundete steinerne Burgkapelle zu vermuten, die wohl das Tor - ähnlich wie in Lichtenstein - in symbolischen Sinn mitbeschützt hat. Die hofseitige Tür zeigt einen schönen Spitzbogen - wohl in einer späteren Umbauphase entstanden.
Der westliche Felsklotz war gleichfalls massiv überbaut, gut zu erkennen an den Fundamentabtreppungen . Diese künstlich geschaffenen Abtreppungen waren keineswegs Heilbänke eines "vorgeschichtlichen Sanatoriums", sondern in den Fels gehauene Abtreppungen. Sie gewähren den Mauern auf dem steilen und schrägen Fels einen wesentlich besseren Halt.
Eine Besonderheit dieses Felsens ist eine flaschenförmige Tankzisterne auf der Höhe des ehemaligen Zwischengeschosses. Sie wurde von vorne in den Felsen eingehauen, mit einer dünnen Mauer verschlossen und diente dem Sammeln von Regen- und Schmelzwasser. Eine formidentische Tankzisterne findet sich auf der Burgruine Altdahn in Rheinland-Pfalz.
Auf dem Fels stand damals ein kleiner, mehreckiger aber starker Turm.
Die Wasserversorgung ergänzte ein zweiter Brunnen im Burghof, damals ein hölzernes Brunnenhaus. Heute noch zu sehen ist der mindestens 10 Meter tiefe Brunnenschacht sowie eine in die Felswand gehauene Wasserrinne.
Der winzige Burghof trug wahrscheinlich im Gegensatz zur jenem der Vorburg wenig Nebengebäude. Vom breiten Ostfels ragten einst ein mächtiger quadratischer Bergfried und ein palasartiges Gebäude auf.
Die Burg Rotenhan ist für Bayern einzigartig, eine Ausnahmbeburg, denn während man andererorts einfach auf den Fels baute, hat man hier sogar tief inden Fels hineingebaut. Ähnlich in den Fels eingearbeitete Burganlagen kennen wir nur aus anderen Sandsteingebieten wie dem Elsaß, den Vogesen, der Pfalz oder dem Elbsandsteingebirge.
Die heute mystisch im Wald verstreuten Felsen lassen kaum erahnen, wie mächtig sich diese starke Burg 150 Jahre lang vom freigerodeten Hang des Baunachtals erhob, wo sie einen wichtigen Fernweg von Bamberg nach Fulda überblickte und ein Zeugnis von der Macht ihrer Erbauer ablegte.
"In völliger Verkennung der architektonischen Formensprache wurde diese völlig vom Wald verborgene Burgruine immer wieder als "Primitivburg" bezeichnet. Tatsächlich war Rotenhan das absolute Gegenteil hiervon: eine hochrangige, spektakuläre und in ihrer Herstellung sündhaft teure Burg, eine Machtdemonstration, die ihresgleichen suchte"
Dr. Joachim Zeune
Der Burgstall und das Burgensterben
Der Burgstall liegt versteckt an einem dicht bewaldeten Hang in der Nähe von Lichtenstein und dem Örtchen Buch.
Geht man bei der eher unauffälligen Grupierung einiger Felsen hangaufwärts, so stößt man auf einen gewaltigen Halsgraben. Bereits dies ist das Zeugnis einer einst zweifelsohne stattlichen Burg.
Breite und Tiefe der Burggräben waren nicht nur wehrtechnisch begründet, sondern auch ein wichtiges Statussymbol. Außerdem lieferten sie - sofern aus dem Fels gehauen - reichlich Baumaterial.
Nur ein einziges Mal begegnet uns diese Burg in den mittelalterlichen Urkunden, nämlich im Jahr 1225. Damals schenkte Hermann von Arnstein mehrere Besitzungen im Umkreis von Merzbach dem Kloster Banz. In der Schenkungsurkunde wird neben den Besitzungen auch der Platz genannt, nicht mehr die Burg; damit wird klar, dass die Burg damals schon eine Ruine war.
Von der einst stattlichen Burg sind heute nur noch der Halsgraben und wenige Steine übriggeblieben. Solche Burgen, die nur noch an Bodenspuren zu erkennen sind, bezeichnet man heute als "Burgstall" - als Stelle einer Burg. Im Mittelalter war der Begriff "Burgstall" dagegen ein Synonym für eine im Verfall begriffene Burg.
Als die Burg 1956 wiederentdeckt wurde, hatte sich schon ein Steinbruch tief in ihr Inneres hineingefressen.
Für die frühe Burggründung spricht schon alleine der Lageplatz an einem steilen Hang. Eine ähnliche Hanglage finden wir bei der Burgruine Rotenhan. Direkt jenseits des Halsgrabens steigt das Gelände steil an und überhöht rasch die Burg. Dass man so große militärische Nachteile in Kauf nahm, zeigt die untergeordnete Bedeutung wehrtechnischer Aspekte beim Bau der Burg.
Der Zugang lag an der Südseite, wo heute eine schmale Eingangsschneise auf die Felsformation führt. Die Schneise diente im 18./19. Jahrhundert der Erschließung eines Steinbruchs, der vor allem die östliche Burghälfte stark in ihrem Bestand reduzuerte.
Der Burgstall zeigt alle Merkmale einer früh abgegangenen Burg:
- an den Felsen sind Spuren einer künstlichen Absteilung zu erkennen
- auch sind Spuren einer ihrem Rand aufsitzenden Ringmauer zu erkennen.
Die ehemalige Ringmauer zeigt ein Zweischalenmauerwerk aus kleinen, gut behauenen Sandstein-Quadern. Diese Bauweise ist typisch für Burgen des 11. und frühen 12. Jahrhunderts. Die Burgen besaßen zumeist ein Zweischalenmauerwerk: eine Außen- und Innenseite aus größeren Steinen, dazwischen ein Füllwerk aus Bruchmaterial und Kalkmörtel. Im 11. und 12. Jahrhundert bestanden die Schalen meist aus sehr kleinen, gut zugehauenen und sorgfältig geschichteten Quadern, sog. Handquader. Diese kleinen Handquader finden wir heute noch auf dem Burgstall, sie sind über das gesamte Burgareal verstreut.
Die Vorburg dürfte sich talseitig hangabwärts erstreckt haben, da nach Norden jegliche Spuren fehlen.
Das Burgensterben
Etliche Burgen wurden noch während des Hochmittelalters, d.k. kurz nach ihrer Erbauung aufgegeben oder verlagert. Dafür gibt es viele Gründe:
* schlechter Baugrund und deshalb Probleme mit der Standfestigkeit, es kam zu Substanzschäden wegen Fundamentproblemen
* schwierige Wasser- und Wirtschaftsversorgung
* Stadtgründungen: das Leben verlagerte sich von der Burg hinein in die Täler und Städte
* Bau neuer wichtiger Straßen an anderer Stelle
* seltener ist die bewusste Zerstörung durch den Menschen wie im Fall von Bramberg und Rotenhan
* die Verlagerung territorialer Interessen oft im Zusammenhang mit problematischen politischen Konstellationen scheint bei Gutenfels zur Aufgabe der Burg geführt zu haben.
Die Herren von Arnstein haben ihre Aufmerksamkeit dem Kernbesitz im Nordjura bei Kulmbach zugewandt und konnten deshalb den Wiederaufbau ihrer Burg Gutenfels nicht mehr bewerkstelligen.
* Auch Naturkatastrophen wie Erbeben oder Feuer konnten zum Untergang einer Burg führen.
Es wird angenommen, dass ein Blitzschlag oder ein Funkenflug vom Küchenkamin Burg Gutenfels schon im 12. Jahrhundert zerstört hat.
Burgruine Altenstein
der Burg- und Geschichtsverein …
Um die alten Burgruinen ranken sich nicht nur Sagen, es entwickeln sich weit darüber hinaus hochaktive Heimat- und Geschichtsvereine, die das damalige Leben zurückführen in unsere Gegenwart, um die Zukunft fundamental neu gestalten zu können.
www. burg-und heimatverein altenstein.de
Der Burg- und Heimatverein Altenstein lädt Sie ein zu einem Besuch in das einmalig schön gelegene Bergdorf an der Burgenstrasse. Es erwartet Sie ein Ort mit einer weit zurückreichenden und bewegten Geschichte. Beim Betreten des Dorfes und seiner Ruine werden Sie am Ende belohnt mit einer Fernsicht bis nach Bamberg und der Rhön, weit nach Thüringen und zur Heldburg. Die verschiedensten Spazier- und Wanderwege in der unmittelbaren Umgebung sind ein weiterer Grund für den Besuch von Altenstein.
Historisch geführter Rundgang über die Burgruine
Einführung
Die Burgruine lag damals an einem wichtigen Handelsweg zwischen Bamberg, Fulda und Hessen. Der exponierte Lageplatz macht die Burg nicht nur zu einem herausragenden Landschaftsmerkmal der Haßberge, sondern veranschaulicht auch die hohe Bedeutung ihrer Burgbesitzer im Mittelalter.
Der Name Altenstein deutet darauf hin, dass vor der heute sichtbaren Burganlage hier bereits etwas Älteres exisitiert haben könnte. Möglicherweise war das ganze Gipfelareal befestigt, denn es gibt Hinweise in Form von behauenen Felsen auf eine große Vorgängerburg, die sich bis hin zum heutigen CVJM-Heim erstreckte. Einen ähnlichen Sachverhalt finden wir in Bamberg mit der Altenburg. Dort muss es eine vorgeschichtliche Befestigung gegeben haben. So ist es durchaus denkbar, dass schon lange vor der urkundlichen Ersterwähnung eine Burg namens Altenstein hier erbaut wurde, indem man den Felssporn durch einen Halsgraben abgrenzte.
Gesichert ist, dass 1225 ein "Marquard der Große vom alten Stein" auf der Burg lebte. Die Edelfreien von Stein residierten ursprünglich wohl nahe Lichtenstein auf der Burg Teufelsstein, heute ein Burgstall. Vermutlich um 1200 spalteten sie sich in zwei Linien, die umgehend die Burgen Lichtenstein und Altenstein gründeten. Vermutlich begab sich die Familie der Stein zu Altenstein rasch in den Dienst des Hochstifts Würzburg.
Die Burg steht auf einem Gebiet, in dem ab dem 12. Jahrhundert die territorialen Interessen der Bistümer Bamberg und Würzburg massiv aufeinander prallten, sie stritten sich um die Besitzrechte. 1254 soll Würzburg die Burg gewaltsam in seinen Besitz gebracht haben. Insgesamt verhielt sich das Hochstift Würzburg skrupellos, indem es sich der Falschbezichtigungen wie Landfriedensbruch oder Falschmünzerei bediente, um so wichtige bambergsche Burgen wie Bramberg (1168) und Rotenhan (1323) einzuverleiben.
1232 wurde die Burg direkt als castrum mit einer ecclesia (Burgkirche) urkundlich erwähnt.
Ganerben
Das Bistum Würzburg förderte offenbar das Ganerbentum, denn alle ihm zugehörigen Burgen des dt. Burgenwinkels befanden sich im 14. Jahrhundert im Besitz von Ganerben. Bei kleineren Burganlagen wie Altenstein, Lichtenstein und Raueneck musste man hierfür das kleine Burgareal geschickt aufteilen, um mehrere Familiensitze unterbringen zu können. Auf Altenstein saßen bereits Ende des 13. Jahrhunderts acht Familien. Ein Burgfriedensvertrag von 1441 erwähnt 10 Brüder und Vettern aus insgesamt fünf Familien, die verschiedene Kemenaten besaßen. Von ihnen zeugen heute noch die vielen Gewölbekeller.
Im Laufe des 14. und vor allem des 15. Jahrhunderts gelang es den Stein zu Altenstein, ein kleines Herrschaftsterritorium zu errichten, dessen Zentrum Altenstein war. Die aufwendigen Bauformen der Burg stammen aus dieser Zeit und veranschaulichen den Wohlstand der Burgbesitzer.
Im Jahr 1525 zerstörte und plünderte ein aufrührerischer Bauernhaufen die Burg.
1549 belehnte Kaiser Karl V. die Stein zu Altenstein mit der Blutsgerichtsbarkeit, der hohen Geichtsbarkeit, d.h. bei schweren Straftaten konnte das Todesurteil ausgesprochen und durchgeführt werden. Am 3. April 1778 wurden auf der Richtstätte südlich des Bergdorfes die letzten zwei Todesurteile vollstreckt.
1567 ließ Wolf Dietrich von Stein die beschädigten Baulichkeiten der Burg instand setzen im gleichen Jahr, als sich Wilhlem von Stein während der sog. "Grumbacher Händel" gegen das Hochstift Würzburg stellte und daraufhin auf dem Marktplatz zu Gotha enthauptet wurde.
Im Jahre 1695 wurde Johann Casimir von Stein in den Freiherrenstand erhoben. Dies führte auch zu einer Erweiterung des Familienwappens. Das Stammwappen mit den drei Hämmern wurde nun in einem deutlich größeren quadrierten Schild angeordnet. Die drei Hämmer symbolisieren höchstwahrscheinlich Steinbearbeitungswerkzeuge.
Kaum wiederhergestellt, legte der Dreißigjährige Krieg 1632 die Burgmauern erneut nieder, wobei auch das Dorf und das gesamte Umland schwer in Mitleidenschaft gezogen wurden.
Gut recherchierte Details zum Schicksal der Burg während der Kriege (Hussiten, Bauern, Dreißigjähriger) findet der interessierte Leser auf der homepage des Burg- und Heimatvereins unter dem Kapitel: Historie "Eine kleine Geschichte von Altenstein und seinen ehemaligen Herren, der Familie von Stein zu Altenstein sowie einige Hintergründe".
Die Familie der Stein zu Altenstein geriet verstärkt in finanzielle Nöte und ignorierte deshalb vermutlich den Befehl des Hochstifts Würzburg, die alte Burg wieder aufzubauen. Statt den Auf- und Ausbau der Burg zu beginnen, bezog die Familie von Stein 1703 ihr Schloss im nahegelegenen Pfaffendorf. Auf der Stammburg unterhielt man nur noch notdürftig einige Kemenaten. Berühmtheit erlangte auch Karl Freiherr von Stein zum Altenstein (1770-1840) als engagierter preußtischer Kultusminister.
Um 1800 befand sich die Burg in einem erbärmlichen Erhaltungszustand und gelangte nach dem Aussterben der Familie von Stein (1872 verstarb Hugo von Stein, 1875 Luise von Stein, eine Seitenlinie exisitierte noch vor einigen Jahrzehnten in Belgien) vorübergehend an die Barone von Rotenhan. Diese schenkten die marode Ruine 1972 dem heutigen Landkreis Haßberge. Nach Abschluß der Sanierungsarbeiten an der Burgruine Lichtenstein stellte sich der Landkreis seiner zweiten großen "Burgen-Aufgabe" und begann 1999 mit einem mehrjährigen Sanierungsprogramm.
Die Burg steht auf einem rutschanfälligen Rhätsandstein, der seit Jahrhunderten erhebliche statische Probleme mit sich bringt, weil die östlichen Felsblöcke hangabwärts driften. Dies führte zum Absturz des Kapellenchors und zum Einsturz aller Gewölbe am Südostfels.
Die Driftbewegungen des Felsens stellte auch das Landratsamt Hassberge vor die Frage, ob sich Investitionen auf der Burg noch lohnen würden. Es wurden Untersuchungen durchgeführt und schließlich Bewegungen von bis zu 2 Millimetern pro Jahr festgestellt. Statiker und Bauingenieure begutachteten die Anlage und entwickelt ein erfolgreiches Sanierungskonzept. Das Mauerwerk ist nun sicher befestigt und der Besucher kann angstfrei unbeschwert die Ruine betreten.
Rundgang
Heute betreten wir das Burgareal durch einen gewölbten Torbau des 17./18. Jahrhunderts, der Bestandteil einer Vorburg ist, die wahrscheinlich auf das 13. Jahrhundert zurückgeht.
Eindrucksvoll ist die Frontseite der Hauptburg mit ihrer schönen Steinbrücke des 18. Jahrhunderts, dem stolzen Doppelturmtor, den wuchtigen Ecktürmen des Nordzwingers und dem sich mächtig im Burginneren auftürmenden Bergfried.
Zwischen den schlanken Rundtürmen des Doppelturmtores öffnet sich das Burgtor, das 1567 seine heutige Form erhielt. Es war einst durch eine Zugbrücke und einen Wurferker sowie flankierende Schießscharten gut geschützt. Eine einst am Wurferker angbrachte, leider schlecht erhaltene Wappentafel zeigt die drei Hämmer der Stein zu Altenstein und zwei seitliche Schildknappen.
Aus der Hussitenzeit (ca. 1420/30) stammen die beiden Torttürme sowie der östlich anschließende Teil inclusive Eckturm. Die drei hussitenzeitlichen Türme enthielten drei Wehrgeschosse mit T-förmigen Schlüsselscharten oder T-Scharten. Ihre Obergeschosse sprangen leicht über Kragbänke vor, die von Wurf- und Schussschächten durchbrochen wurden. Der westliche Teil des Nordzwingers geht auf eine Erneuerungsmaßnahme von 1567 zurück und unterscheidet sich markant vom älteren Ostteil durch seine schlichten Kragsteine.
Hinter dem Nordzwinger erhebt sich die mächtige Nordwand des einst quadratischen Bergfrieds. Leider hat sich lediglich die Außenschale aus sorgfältig behauenen, eng versetzten Sandsteinquadern mit sanft gebuckelten Oberflächen erhalten. Die Quader wurden mit dem "Wolf" versetzt, einem alten Hebewerkzeug, das sich in die Oberseite der Steine verkeilte und spätestens 1230/50 von der Steinzange abgelöst wurde, die seitlich in die Quader eingreift. Das offen liegende Füllwerk zeigt fischgrätenartig versetzte Steine, sog. opus spicatum.
Wie hoch der Bergfried ursprünglich aufragte, bleibt spekulativ, doch dürften es sicherlich einige Meter mehr gewesen sein. Während die Nordwand keinerlei Fensteröffnung zeigt, dürfte hofseitig der obligate Hocheingang gewesen sein. Interessant ist eine Fäkalienöffnung im Nordfuß des Turmes, die anzeigt, dass der Bergfried zumindest zeitweise bewohnt wurde.
Die Gründungsburg des frühen 13. Jahrhunderts war etwas kleinflächiger, ihr Graben reichte ursprünglich bis direkt an den Bergfried. Erst der Bau der Artillerieumwehrung ermöglichte das Anschütten des Nordzwingers.
Beim Eintritt in das Burginnere passieren wir zuerst zwei tief liegende Gewölbekeller des 16. Jahrhunderts, dann das zeitgleiche Erdgeschossgewölbe eines ehemaligen Ganerbenhauses.
Im Burghof fällt der Blick sofort auf die anmutigen Reste der ehemaligen Burgkapelle, deren Chor vom Hauptbau durch eine breite Felskluft abgetrennt ist und aufgrund der Rutschbewegung des östlichen Felsens eine deutliche Schrägstellung aufweist. Durch Stahlanker wurde dieser zuvor stark einsturzgefährdete Bauteil statisch gesichert.
Erhalten haben sich von der ehemaligen Burgkapelle u.a. die hohen spitzbogigen Fenster mit Resten filigranen Maßwerkes und ein mächtiger Triumphbogen, allesamt feinste Steinmetzarbeit.
Unter dem Chor befand sich eine gewölbte Gruft. Einem Bericht von 1835 zufolge wurden darin mehrere geöffnete Sarkophage mit Grabinschriften gefunden. In ihnen ruhten Ritter, die noch Schwerter in ihren Händen gehalten haben sollen. Durch die Driftbewegung des Ostfelsens stürzte die Gruft später ein.
Die Kapelle ist dem St. Niklas und der hl. Jungfrau Maria gewidmet. Sie wurde 1438 erbaut, als der Würzburger Bischof Johann von Brunn die Burgkapelle zur eigenen Pfarrkirche erhob. Die Burgkapelle hatte jedoch nicht lange Bestand. Sie verfiel schnell und wurde bereits 1561 durch eine neue Ortskirche ersetzt, der wiederum 1908/09 der jetzige neuromanische Kirchenbau nachfolgte.
Die Kapelle ruht an ihrem Ostende auf einem älteren Mauerzug der Hussitenzeit, an ihrem Westende auf einem mächtigen Tonnengewölbe. Dieses Tonnengewölbe überspannte das Innere einer fast 40 m langen Toreinfahrt.
Die Toreinfahrt wurde im 14. Jahrhundert angelegt, als die Ganerben einen bequemeren Weg in ihre Burg benötigten. Man erweiterte eine Kluft im Fels und überspannte sie durch zwei Gewölbe. Sowohl der äußere wie auch der innere Torbogen sind noch erhalten, wobei der innere Torbogen direkt unter der Burgkapelle liegt. Dort mündete der Torweg in einen tiefer liegenden kleinen Burghof. Offensichtlich existierte der Südeingang nur bis zur Hussitenzeit. Aus Sicherheitsgründen hat man ihn damals an beiden Enden vermauert und den Hauptzugang wieder zurück an die Nordseite verlagert.
Durch die Driftbewegungen des südöstlichen Felsens stürzten die Gewölbe wiederholt ein und wurden mehrmals erneuert. Die weite Felskluft der Tordurchfahrt mit ihren diversen Gewölbeanssätzen bietet einen aufregenden Anblick zusammen mit dem jüngsten Gewölbe, das 1960 eingestürzt ist.
Vor der Kapelle steht ein Brugbrunnen, der zur Hussitenzeit abgeteuft wurde und in einer Tiefe von ca. 12 m Schichtwasser erreichte.
Der Palas ruht auf den Fundamenten des 13. Jahrhunderts und wurde im 15. Jahrhundert erneuert. Sein Ostende ist infolge der Hangerosion komplett abgegangen. Der Palas hatte früher mindestens drei Geschosse und enthielt vermutlich - analog zu Lichtenstein - die 1232 erwähnte Burgkapelle.
Direkt unter dem Untergeschoss des Palas liegt ein zweiter - heute unzugänglicher - Gewölbekeller. Auch das Burgareal hinter dem Palas enthält zwei kleine, teilweise aus dem Fels gehauene Gewölbekeller des 16. Jahrhunderts; beide werden über eine steile Treppe erreicht. In den beiden Gewölbekellern sind heute zwei von den insgesamt 14 Erlebnisstationen untergebracht: "Wehr und Waffen" sowie die "mittelalterliche Speise-Installation".
Bemerkenswert an Altenstein ist die intensive Miteinbeziehung des zerklüfteten Burgfelsens in die Burgarchitektur, indem man z.B. breite Spalten durch Gewölbe überbrückt hat. All dies verdeutlicht, wie sehr sich die Ganerben des 14. bis 16. Jahrhunderts bemühten, die Burg kontinuierlich den wachsenden Raumansprüchen anzupassen.
Burgenregion Allgäu
Historische Einführung
Bedeutsame Burgenlandschaften erkennt man heutzutage vor allem nachts, wenn die Burgen und Burgruinen hoch oben auf den Hügeln angeleuchtet werden. Wer im Füssener Raum übernachtet, sieht den “leuchtenden Burgenkranz” aus Neuschwanstein, dem Hohen Schloss in Füssen, Falkenstein, Eisenberg und Hohenfreyberg.
Die Burgenregion Allgäu zeichnet sich aus durch eine beeindruckende Vielfalt an Burgentypen aus allen Jahrhunderten. Im Allgäu massieren sich auf engem Raum über 300 Befestigungsanlagen, davon 60 erhaltene Burgen, Schlösser mit mittelalterlichem Kern, Burgruinen sowie eine Vielzahl an Burgställen, d.h. früh abgegangene Burgen.
Dank des LEADER- Plus- Projektes ergab sich die Möglichkeit, diese Burgenlandschaft für den Kulturtourismus attraktiv zu erschließen.
Burgengeschichte ist eine Geschichte über Herrschaftsansprüche. Der Bau von Burgen war bis ins 13. Jahrhundert ein königliches Vorrecht. Schon bald gaben Bischöfe, Äbte und Äbtissinnen sowie Fürsten und Grafen ihren Dienstmannen die Erlaubnis oder sogar den Befehl zum Burgenbau. Burgenbau war die wichtigste Methode zur Sicherung der Herrschaft und zur Erschließung von neuen Siedlungs- und Anbauflächen. Die Burgen mit ihren oftmals in der Vorburg gelegenen Höfen waren die wirtschaftlichen und verwaltungstechnischen Zentren der umliegenden Dörfer.
Im Mittelalter wurde die Geschichte des Allgäus vor allem geprägt von zwei großen geistlichen Institutionen, dem Fürststift Kempten und dem Hochstift Augsburg. Vom 8. Jahrhundert bis zum Ende des Alten Reiches im Jahr 1806 waren sie die bedeutendsten Herrschaftsträger der Region mit einem umfangreichen Besitz und zahlreichen Dienstleuten. Unter den Dienstleuten waren ehemals unfreie Ministerialen, die Verwaltungsaufgaben erfüllten und Berufskrieger, von denen einige den Rittertitel erlangten. Klöster wie Füssen, Ottobeuren, Irsee, Lindau oder St. Gallen versuchten ebenfalls, ihre Herrschaft im Allgäu mit Hilfe von Familien zu festigen, die in den Niederadel aufgestiegen waren. Diese Adelsfamilien knüpften im Lauf der Zeit überregionale Kontakte.
Dem Fürststift Kempten gelang es bis zur Neuzeit ein geschlossenes Territorium aufzubauen. Auch das Hochstift Augsburg konnte im Lauf der Zeit weiteren Besitz an sich binden. Unter den weltlichen Herrschaftsträgern dominierten zwei Familien des Hochadels: die Markgrafen von Ronsberg und die grafengleichen Nobiles von Rettenberg mit ihren Seitenlinien.
Beide Adelsfamilien gehörten zum Umfeld der Welfen, die 1191 als Erben die Staufer einsetzten, mit denen neue Adelsfamilien ins Allgäu kamen. Nach dem Ende der Stauferzeit rangen vor allem im Ostallgäu mächtige Herren um die Verteilung der Güter, Rechte und Einflusszonen, unter ihnen Graf Meinhard II. von Tirol, der Bayernherzog Ludwig II. und Bischof Hartmann von Augsburg. Auch die Habsburger, die mit Rudolf I. ab 1273 zum ersten Mal den deutschen Kaiser stellten, bauten ihre Beziehungen zum Allgäu immer weiter aus. Im Spätmittelalter wuchs die Einflussnahme Österreichs. Viele Adelige waren über Dienstverpflichtungen an Herzog Sigismund oder später an Kaiser Maximilian gebunden.
Der gesellschaftliche Umbruch des 16. Jahrhunderts beendete die Burgenzeit. Viele kleinere Anlagen waren bereits aufgegeben worden, andere wurden nach den Zerstörungen im Bauernkrieg nicht mehr neu errichtet, nur wenige baute man zu Schlössern um.
Die Entwicklung des Allgäuer Burgenbaus verlief analog zum mitteleuropäischen Burgenbau. Auch im Allgäu begann der Burgenbau mit dem 11. Jahrhundert. Eine Besonderheit des Burgenbaus im Allgäu sind die winzigen Burgställe in schwer zugänglichen Höhenlagen, deren Alter und Gestalt ohne die archäologische Forschung rätselhaft bleiben.
Bei der Burg Schwanstein, dem heutigen Schloss Hohenschwangau wurde 1363 ein Rundturm erwähnt. Die späteren Umbauten der Burg haben diesen Rundturm verschwinden lassen.
Im Laufe des 15. Jahrhunderts stellte sich die Wehrarchitektur auf die immer populärer werdenden Feuerwaffen um. Damit taucht im süddeutschen Raum eine neue Schießschartenform auf, die sog. Schlitzmaulscharte. Diese eher rare Schießschartenform existierte nur für kurze Zeit und ist heute im Allgäu an zwei Burgen vertreten: am Artilleriedonjon von Laubenbergerstein und am nahe gelegenen Torbau der Burg Werdenstein. Ab 1480 gehören Artillerierondelle, Zwinger (vorgelagerte Mauerringe) sowie schlüssel- oder maulförmige Schießscharten zum Standard beim Burgenbau. Allerdings konnten sich nicht alle Burgherren diese teuren Modernisierungsmaßnahmen leisten.
Mit der kontinuierlich verbesserten Reichweite und Durchschlagskraft der Geschütze musste die mittelalterverhaftete Wehrarchitektur allmählich dem Festungsbau weichen.
Mittelalter- und Burgenrezeption
Um dem nüchternen Geist der Aufklärung und dem strengen Beamtentum zu entkommen, setzte Ende des 18. Jahrhunderts eine Mittelalter - und Burgenrezeption ein, die bewusst ein falsches Bild vom Mittelalter schuf. Einerseits wurde das Mittelalter als kriegerisch und blutrünstig dargestellt; die Burgen degenerierten zu Kriegsmaschinerien ungeachtet der Tatsache, dass sie zur damaligen Zeit wichtige Zentren der Verwaltung, der Rechtssprechung, des Wirtschaftslebens und der höfischen Kultur waren. All diese Fiktionen des 18. und 19. Jahrhunderts haben uns bis in die Gegenwart hinein so fasziniert, dass sich erst allmählich ein realistisches Bild vom damaligen Leben auf den mittelalterlichen Burgen durchsetzt. In der Realität existierten riesige Kriegsburgen nicht, richtig ist allerdings, dass Burgen vorrangig der Machtdemonstration dienten.
Im 19. und 20. Jahrhundert kam es dann entsprechend der Fantasien vom Mittelalter zu entsprechenden Neu- und Umbauten. Erneut waren es die Königshäuser, die Fürsten und Grafen, nun ergänzt durch reiche Industrielle, die herausragende Neukreationen schufen.
Allen voran König Ludwig II. von Bayern, der 1868 die mächtige Ruine Hohenschwangau komplett wegsprengen ließ, um Neuschwanstein nach eigenen Vorstellungen zu erbauen. Und auch seine unrealisiert gebliebene Vision von der Raubritterburg Falkenstein am Platz der gleichnamigen Ruine wies kaum eine Ähnlichkeit mit hochmittelalterlichen Burgen auf.
König Ludwig II.
war sicherlich ein bedeutender Visionär der menschlichen Architekturgeschichte. Von Kindheit an begeistert von den mittelalterlichen Sagen, inspirierten ihn die historischen Opern Richard Wagners zu fantastischen Visionen. Unabhängig davon, ob Besucher Neuschwanstein als Kunst oder Kitsch wahrnehmen, liegt seine Bedeutung als erklärtes Weltkulturerbe zweifellos darin, dass es das Meisterstück der Burgenrezeption des 19. Jahrhunderts ist. Es zeigt allerdings auch, in welchem Ausmaß im 19. Jahrhundert das Mittelalter verklärt und die Burgen monumentalisiert wurden. Neuschwanstein war auch 18 Jahre nach Baubeginn beim Tode König Ludwigs noch immer nicht fertig gestellt. Heute ist Neuschwanstein ein Publikumsmagnet, eine der letzten Bitten Ludwigs lautete, man möge seine Schlösser als private Heiligtümer nicht profanieren. Angesichts der erfolgreichen Vermarktung mit Millionen von Besuchern war dies wohl ein verständlicher, wenn auch unrealistischer Wunsch.
Die letzten Burgneukreationen wurden vom nationalsozialistischem Regime für Schulungszwecke geschaffen. Hierfür stattete man Kasernen mit Türmen und Doppelturmtoren aus.
Neben Neuschwanstein besitzt das Allgäu einen zweiten hervorragenden Vertreter der Burgenrezeption: die 1418 -32 erbaute Burg Hohenfreyberg. Hier schuf der damalige Bauherr mit Absicht eine stauferzeitliche Höhenburg zu einer Zeit, als die Feuerwaffen bereits starken Einfluss auf die Wehrarchitektur nahmen.
Der vorliegende Text bezieht sich auf die Veröffentlichung von Dr. Joachim Zeune: Burgenregion Allgäu. Ein Burgenführer. Ausführliche Informationen sind einzusehen unter
Der Autor , geb. 1952, promovierte 1986 an der Universität Bamberg über den schottischen Burgenbau des 15. bis 17. Jahrhunderts. Seit 1995 unterhält er ein Büro für Burgenforschung mit Hauptsitz in Eisenberg/Ostallgäu, wo er mit seiner Frau Ruth und seinen drei Kindern Naemi, Jakob und Elias lebt.
Seit 2004 ist Dr. Joachim Zeune 1. Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats der Deutschen Burgenvereinigung e.V. und Kurator des Europäischen Burgeninstituts.
Die Burgenstrasse von Mannheim bis Prag
eine Z e i t r e i s e
Die Burgenstrasse zwischen Mannheim und Prag bietet viele Möglichkeiten, in die “gute alte Zeit” einzutauchen sei es in Form einer gesamten Tour oder auch in einzelnen Passagen.
Das Neckartal und der Verlauf der Tauber zählen zu den zauberhaften Eindrücken entlang der Strasse bevor wir mit Nürnberg etwa den halben Weg zurückgelegt haben. Anschließend begleiten die charmanten Landschaften der Fränkischen Schweiz, des Mains, des Frankenwaldes und des Fichtelgebirges die Burgenstrasse, bevor Böhmen den Gast empfängt. Dort führt der Weg zu mächtigen Burgen sowie prächtigen Schlössern und am Ende der Reise setzt Prag der Burgenstrasse die Krone auf.
Eine Reise entlang der Burgenstrasse ist immer auch eine Reise durch die Epochen der Geschichte. Vom tiefsten Mittelalter über den glanzvollen Barock bis hin zum strengen Klassizismus begegnen wir den verschiedenen Epochen.
Freie Reichsstadt Nürnberg im Mittelalter
Wie könnte der Alltag in dieser Stadt wohl damals ausgesehen haben?… einer Stadt, die damals ihre Blütezeit erlebte, Kaiser und Könige zu den Reichstagen auf der Kaiserburg empfing und große Söhne wie Albrecht Dürer, Hans Sachs und Veit Stoß hervorbrachte.
Albrecht Dürer lebte hier in seinem Haus am Tiergärtnertorplatz, schuf seine weltberühmten Werke und nahm seinen Feierabendschoppen im “Goldenen Posthorn” im Schatten der Sebalduskirche ein. Das stattliche Haus ist heute ein Museum mit Erlebnis-Charakter: wer es besucht, macht leibhaftig Bekanntschaft mit seiner Frau, der “keifenden Agnes”. In historischer Hausfrauenrobe führt Frau Dürer durch das Haus und plaudert aus dem Nähkästchen, sie erzählt Details aus dem Leben in einem Künstlerhaushalt, von ihrem Umgang mit Geld und von ihrer schwierigen Beziehung zu Albrecht.
Klapprige Pferdefuhrwerke bahnen sich ihren Weg durch enge Gassen, zerlumpte Kinder und ärmlich aussehende Frauen bevölkern die Plätze, mittendrin prüft angewidert ein prächtig gekleideter Patrizier seine vom Dreck verschmutzten Schnabelschuhe. Eilenden Schrittes entfernt er sich von den Gassen und geht hinauf zum Burgviertel, zu seinem herrschaftlichen wenn auch schlecht beheizbaren und zugigen Wohnsitz am Tiergärtnertor zu Füßen der Kaiserburg.
So oder so ähnlich könnte er ausgesehen haben, der Alltag in Nürnberg während des Mittelalters.
Rothenburg ob der Tauber
Weltweit bekann ist die mittelalterliche Romantik von Rothenburg ob der Tauber. Eine wehrhafte Stadtmauer mit zahlreichen Türmen und Toren umgibt noch heute die Stadt und auch heute noch rumpeln Fuhrwerke und Kutschen über das holprige Pflaster. Im berühmten Kriminalmuseum der Stadt sorgen Folterinstrumente, Schandmasken und Henkerbeile für manchen Grusel.
Der Nachtwächter von einst ist heute als historischer Stadtführer im Einsatz und weiß viel zu erzählen über die Geschichte Rothenburgs. Der einstündige Spazierganz mit dem Nachtwächter findet von April bis Weihnachten täglich um 21.30 Uhr statt.
Im Mittelalter hatte es der Nachtwächter zu tun mit lichtscheuem Gesindel, Dieben und Betrunkenen. Sein Aufgabe war es, für Ruhe und Sicherheit der Bürger innerhalb der Stadtmauern zu sorgen, ein manchmal durchaus gefährlicher Dienst.
Zwischen Rothenburg ob der Tauber und Nürnberg liegt nahe Ansbach der kleine Ort Wolframs-Eschenbach. Sein Name erinnert an den prominenten Poeten des Hochmittelalters - Wolfram von Eschenbach. Er wurde im gleichnamigen Städtchen geboren und begraben. Das Wolfram von Eschenbach Museum setzt Leben und Werk des Dichters in Szene.
Zwischen Bamberg und Coburg erinnern eine große Zahl von Festungen wie auch kleinen Ritterburgen an das Mittelalter. Auf dem heute tschechischen Gebiet der Ferienstrasse begegnen uns Burgen mit teils wertvollem Interieur. Damals bezog Kaiser Karl IV. hier häufig sein Quartier auf dem Weg von Nürnberg nach Prag. Auf seiner Burg Karlstein unweit von Prag zog er sich gerne zu “geistiger Versenkung” zurück. Teile seiner Jugend verbrachte er auf Burg Krivoklat, die zu den ältesten und bedeutendsten Burgen der böhmischen Fürsten gehört.
Aufbruch in eine neue Zeit
Mit der Reformation Martin Luthers, der 1530 während des Augsburger Reichstags unter päpstlichem Bann stand und ein halbes Jahr auf der Veste Coburg Zuflucht fand, endete das Mittelalter und die Renaissance läutete die Wende zur Neuzeit ein. Das mittelalterliche Welt- und Menschenbild wurde überwunden und die Renaissance brachte eine verstärkte Hinwendung zum Humanísmus mit sich. In der Architektur kam es zu einer Wiederbelebung klassischer Formen, die ursprünglich von den alten Griechen und Römern entwickelt worden waren.
In jener “Zeit des Aufbruchs” wurden in alten Städten viele bedeutende Bauwerke komplett im neuen Stil der Renaissance umgestaltet. Ein Beispiel ist das Heilbronner Rathaus - auch das Wasserschloss in Neuenstein sowie Schloss Eyrichshof bei Ebern gehören zu den beeindruckenden Renaissancebauten an der Burgenstrasse. Einer der eindrucksvollsten Arkadenhöfe der Renaissance gehört zum Zentrum der Kulmbacher Plassenburg.
Die Epoche des Barock - Puder und Pomp
Gegenreformation und aufkommender Absolutismus ebneten zu Beginn des 17. Jahrhunderts den Weg in die Epoche des prunkvollen Barock. Geistliche und weltliche Herrscher belegten in dieser Epoche ihren Führungsanspruch durch Prachtbauten, inspiriert durch den französischen Sonnenkönig Ludwig XIV, dessen Schloss Versailles zum Inbegriff barocker Prachtentfaltung wurde. Wegweisend waren vor allem die Fürstbischöfe, die prächtige Repräsentationsbauten errichten ließen, so der Bamberger Fürstbischof Lothar Franz von Schönborn, dessen Namen in Franken noch heute jedermann bekannt ist. Ihm verdankt Bamberg seine Neue Residenz in der auf sieben Hügeln erbauten Stadt.
Ebenso machte die kunstsinnige Markgräfin Wilhelmine, Schwester Friedrich des Großen -eine der bedeutendsten Frauengestalten in Deutschland des 18. Jahrhunderts- aus der verschlafenen Residenzstadt Bayreuth eine Kulturmetropole. Um etwas von der Pracht des Berliner Hofes in ihre neue Heimat hinüber zu retten schuf sie u.a. ihr Lieblingsprojekt: das prachtvolle Markgräfliche Opernhaus.
Die Wende
In Abkehr von den verspielten, komplizierten Formen der Rokokoarchitektur begann ein weiteres Mal die Hinwendung zur klassischen Antike. In der Baukunst orientierte man sich fortan an griechischen und ägyptischen Stilelementen, an einfachen Grundformen und sparsamen Dekorationen.
Diese einfachen Grundformen realisierten auch die Baumeister des klassizistischen Schlosses Kozel, heute eines der gefragtesten Ausflugsziele Westböhmens. Die im Original erhaltene Einrichtung des im Park gelegenen Jagdschlosses enthalt dagegen neben den klassizistischen Einrichtungsgegenständen auch Objekte aus der Ära des beschwingten Rokoko.
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Wie konnte man so große Burgen bauen?
Indem viele Menschen jahrelang schwerste Arbeit leisteten. Eine Burg aus Stein zu bauen, war wirklich aufwändig. Es gab ja kaum Maschinen auf der Baustelle. Ohne die kostenlose Mitarbeit der leibeigenen Bauern hätten die Adligen und Ritter niemals so riesige Burgen bauen können.
Wie konnte man damals tiefe Brunnen bauen?
Die Menschen bauten den Brunnen in kleinen Abschnitten. Stück für Stück gruben sie sich nach unten und sicherten dabei den Brunnenschacht mit Holzwänden. Wenn sie beim Grundwasser angelangt waren, mauerten sie die Brunnenwand von unten nach oben mit Steinen hoch.
Was taten die Burgbewohner bei einem Angriff?
Alarm!!! Zugbrücke hoch! Alarm schlagen und die Zugbrücke hochziehen, das war das Wichtigste, wenn sich Angreifer einer Burg näherten.
Die Verteidigung einer Burg war nicht einfach. In Gefahrensituationen hielten Männer auf den Türmen Tag und Nacht Wache. Sie schlugen Alarm, wenn sie etwas Verdächtiges entdeckten. Wenn die Zugbrücke noch nicht oben war, wurde sie sofort hochgezogen und das Fallgitter im Tor heruntergelassen. Dann verteilten sich die Verteidiger auf den Türmen und auf dem Wehrgang. Von dort aus schossen die Bogen- und Armbrustschützen Pfeile ab, wenn die Angreifer nahe genug gekommen waren.
Schafften die Feinde es trotzdem bis an die Mauer, warfen die Burgbewohner mit Steinen nach ihnen, auch Müll, stinkende Jauche und Mist wurde zur Abschreckung nach unten geworfen. Aber manchmal gelang es den Angreifern dennoch, eine Mauer zu durchbrechen und die Vorburg zu stürmen. Dann zogen sich die Burgbewohner in die Hauptburg zurück, der letzte Zufluchtsort war der Bergfried.´
Die Unzugänglichkeit des Standortes verwandelte die Burg bei Belagrungen allerdings in eine “Mausefalle”: der Belagerte war zwar sicher eingeschlossen, kam aber auch nicht mehr heraus; umschlossen von Feinden hockte er ein einem “schützenden Käfig”. Der Bergfried als “letzter Zufluchtsort”, wenn die Angreifer schon in den Burghof eingedrungen waren, muss den Flüchtenden wohl eher wie ein “aufrecht stehender steinerner Sarg” vorgekommen sein, denn weit und breit war keine rettende Hilfe in Sicht während die Nahrungsmittel langsam aber sicher ausgingen.
Es geschah nur selten, dass Angreifer eine Burg im Sturm eroberten. Meistens wurde die Burg lange belagert, um die Verteidigungsmoral der Burgbewohner zu schwächen, was angesichts des zunehmenden Nahrungs- und Wassermangels nicht schwer war.
Wie konnte eine fremde Burg erobert werden?
Eine gut befestigte Burg zu erobern war schwer. Deshalb griffen die Feinde meist zur List und Tücke.
Zum Beispiel schickte der feindliche Ritter einer seiner Männer in die Burg mit dem Vorwand, dass dieser dort arbeiten wolle. Wurde er tatsächlich angenommen, arbeitete er nur ein paar Tage und öffnete nachts seinem Ritter und dem Gefolge das Tor. Die überrumpelten Burgbewohner waren geschockt und mussten sich in der Regel ergeben.
Eine besondere - wenn auch tierfeindliche List- ist ebenfalls überliefert:
Die Angreifer badeten Katzen oder Mäuse in Branntwein, banden ihnen eine Zündschnur um, setzten diese in Brand und schleuderten die Tiere alsdann über die Burgmauern. In ihrer Panik rannten die brennenden Tiere wie wild im Burginneren herum und setzten dort alles in Brand.
Wie haben die Burgbewohner gearbeitet?
Auf der Burg gab es immer viel zu tun. Die Menschen hatten schließlich kein fließendes Wasser und auch keine Maschinen, die ihnen bei der täglichen Arbeit halfen. Selbstversorgung war schon damals ein wichtiges Thema, denn man wollte nicht nur im Belagerungsfall die Unabhängigkeit von der unmittelbaren Umgebung.
So gab es auch einige Handwerker auf der Burg. Am wichtigsten war der Schmied - er beschlug Pferde und reparierte die Waffen sowie Rüstungen. Auf größeren Burgen gab es für die ständig anfallenden Bauarbeiten an Steinen einen Steinmetz und für die Arbeiten mit Holz einen Zimmermann. Der Kaplan hielt in der Burgkapelle Gottesdienste ab. Weil er oftmals der Einzige war, der lesen und schreiben konnte, kümmerte er sich um die schriftlichen Verwaltungsaufgaben.
Wie blieben die gelagerten Nahrungsmittel ohne Kühlschrank frisch?
Nahrungsmittel wurden im Keller gelagert. Hinter den dicken Steinmauern einer Burg war es das ganze Jahr über kühl, nicht nur im Winter.
Im Sommer konnten die Bauern täglich Obst und Gemüse ernten und auf die Burg bringen. Schwieriger war es im Winter, weil nur wenige Obst- und Gemüsesorten wie z.B. Äpfel oder Rüben sich lange lagern lassen. Erfindungsreich haben die Küchenmeister und ihre Helfer das Problem gelöst: so wurden Trauben zu Wein und Essig verarbeitet. Weißkohl aß man das ganze Jahr über in Form von gesäuertem Sauerkraut. Fleisch und Fisch wurden eingesalzten und eingeräuchert. Aus Milch wurde gesalzene Butter und Harthäse hergestellt. Pilze, Zwiebeln, Knoblauch und andere Gewürzkräuter wurden zum Trocknen an Schnüren aufgehängt.
Kannten die Burgbewohner Spaghetti mit Tomatensauce?
Kaum zu glauben aber wahr: die Ritter kannten damals noch gar keine Nudeln oder Tomaten, auch nicht in Italien. Sie kannten auch keine Kartoffeln oder Reis.
Brot war das Hauptnahrungsmittel. Meistens gab es auch eine warme Mahlzeit am Tag, nämlich Hafergrütze oder Eintopf vor allem aus Erbsen, Bohnen und Linsen.
Außerdem bauten die Bauern Hafer und Dinkel an und viel Gerste, die man zum Bierbrauen verwendete.
Auf gut versorgten Burgen gab es an Feiertagen Festessen, zu denen Gäste eingeladen wurden. Dann war der Tisch reichlich gedeckt mit geschmortem Fisch und stark gewürztem, gebratenen Fleisch von Rindern, Schweinen, Schafen, Gänsen, Hühnern und Wild; dazu wurde Gemüse, Salat und Obst serviert. Zum Nachtisch gab es verschiedene Torten, Pudding, Marzipan und andere süße Köstlichkeiten.
Hatten die Burgbewohner Klopapier?
Nein, Papier war viel zu wertvoll, um sich damit den Po abzuputzen. Im Mittelalter benutzte man Papier nur zum Malen und Schreiben.
Aber - wie machten die Burgbewohner ihren …. sauber?
Die allermeisten benutzten einfach frisches Laub oder Moos. Das Klo, auch “heymlisch Gemach” genannt, war ein Plumpsklo, das meist in einen Erker eingebaut war, der über der Außenmauer der Burg hinausragte, dann fiel alles in den Burggraben oder in die Landschaft. Alternativ sauste alles durch einen gemauerten Schacht und landete in einer Jauchegrube, die regelmäßig gesäubert werden musste.
Mussten die Kinder der Ritter auch zur Schule gehen?
Die meisten Kinder im Mittelalter konnten weder lesen noch schreiben, sie halfen den Erwachsenen bei der Arbeit mit.
Die Kinder eines Ritters hingegen waren privilegiert. Mit ungefähr sieben Jahre wurden die Söhne fortgeschickt entweder auf eine andere Burg, um dort zum Ritter ausgebildet zu werden oder in ein Kloster, wenn sie Mönche oder Pfarrer werden wollten. In der strengen Klosterschule lernten sie lesen, schreiben und die lateinische Sprache.
Die Töchter wurden von der Burgherrin erzogen.
Was taten die Ritter, wenn kein Krieg war?
Sie trainierten ihre Kampfbereitschaft bei Turnieren. Die Turniere waren nichts anderes als gespielte Kriege. Beim Buhurt kämpften zwei Mannschaften stundenlang in wildem Getümmel. Turniere waren sowohl bei den Rittern wie auch bei der Bevölkerung sehr beliebt; ein Turnier dauerte mehrere Tage. Rund um den Turnierplatz fand ein richtiges Volksfest statt: fahrende Händler boten ihre Waren an, Gaukler und Musikanten begeisterten die Gäste.
Gerade für junge Ritter war das Turnier die Gelegenheit, den eigenen Mut unter Beweis zu stellen, besonders beim Tjost, dem Zweikampf konnte er durch den Sieg Anerkennung finden und auch materiellen Gewinn, denn das teure Pferd und die Rüstung gingen nach dem Sieg über in den Besitz des Siegers.
Was machten die Ritter im Winter?
Sie froren und sie langweilten sich. Im Winter gab es weder Kriege noch Turniere und die Jagd machte in der Eiseskälte auch keinen Spass. Zudem war es in der Burg kalt, dunkel und zugig, nur in der Nähe des Feuers ließ es sich aushalten.
An den langen Abenden versammelten sich alle um das Kaminfeuer und vertrieben sich die Zeit mit Brettspielen wie Schach oder Mühle. Unterhaltsam wurde es, wenn ein Minnesänger vorbeikam. Er sang von der Liebe zwischen mutigen Rittern und edlen Frauen und manchmal auch von gefährlichen Abenteuern. Minnesänger, fahrende Schauspieler, Gaukler und Musiker waren gern gesehene Gäste, weil sie weit herumkamen und Neuigkeiten aus anderen Gegenden mitbrachten. Oft durften sie auf einer Burg überwintern und die Herrschaften unterhalten.
Hier das Gedicht eines Minnesängers auf Mittelhochdeutsch geschrieben:
“Du bist min, ich bin din;
des solt du gewiss sin.
Du bist beslozzen in minem herzen:
verlorn ist das slüzzelin:
du muost immer drinne sin.”
Weshalb ging das Rittertum zu Ende?
Mit der Entwicklung neuer Waffen brauchte der König die Ritter immer weniger für seine Kriege. Er stützte sich mehr auf Krieger, die nicht nur mit Schwert und Lanze, sondern auch mit Armbrust und später mit Gewehren kämpften. Armbrust und Gewehre lehnten die Ritter ab, es war in ihren Augen schändlich, den Gegner aus der Ferne zu töten, ohne selbst ein Risiko einzugehen.
Der König verteilte nun kein Land mehr an die Ritter. Viele Ritter hatten Probleme mit der neuen Zeit. Sie litten darunter, dass sie nicht mehr gebraucht wurden und suchten neue Wege. Dabei vergaßen sie gelegentlich ihre ritterliche Ehre. Manche wurden zu Raubrittern, sie plünderten Dörfer und überfielen Kaufleute, die mit ihren Waren unterwegs waren. Wieder andere verließen ihre Burg und zogen mit der Familie in eine Stadt, um dort ein neues Leben in einem anderen Beruf zu beginnen.
Der Landschaftsgarten Bettenburg
liegt in der Nähe vom Schloss Bettenburg. Er ist im Unterschied zum Schloss für die Öffentlichkeit zugänglich.
Burgenstrasse Thüringen
Die Thüringische Burgenstrasse wurde 2010 durch eine Initiative des Deutschen Burgenmuseums ins Leben gerufen. Mitglied sind bisher 12 Burgen darunter die berühmte Wartburg in Eisenach, die Reichsburg Kyffhausen und die Bastille in Weimar.
Im Museumsshop ist ein kleiner Führer “Burgenstrasse Thüringen” kostenlos erhältlich.
Im Folgenden werden die Highlights der Burgenstrasse punktuell beleuchtet.
Veste Coburg
Die Veste Coburg wurde 1056 erstmals urkundlich erwähnt. 1350 bot die Veste als Schloss der Kurfürsten von Sachsen Martin Luther Unterkunft. Umgestaltungen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts prägen das jetzige Erscheinungsbild im Geist der Burgenromantik. Sehenswert in den vielen historischen Räumen ist auch das Lutherzimmer.
Johanniterburg
Die Johanniterburg ist die letzte erhaltene Burg des Johanniterordens in Deutschland. Der Johanniterorden wurde im Jahr 1099 auf dem ersten Kreuzzug gegründet und ist bis heute schwerpunktmäßig in der Krankenpflege tätig.
Die Wartburg
Mit einzigem Zugang über Halsgraben und Zugbrücke thront die Wartburg auf einem schmalen Berggrat hoch über der heutigen Stadt Eisenach. Im Stauferkönigtum galt sie als Zentrum höfischer Epik, so weilte hier Walther von der Vogelweide und Wolfram von Eschenbach. Der Verfall der Burg wurde im 19. Jahrhundert durch eine umfangreiche romantisch-historisierende Wiederherstellung und Ausstattung aufgehalten.
Martin Luther übersetzte 1521 das Neue Testament auf der Wartburg. 1999 wurde die Wartburg von der UNESCO in die Liste des Welterbens der Menschheit aufgenommen.
Die Creuzburg
“eine Schwester der Wartburg”
geht wie ihre Schwesterburg, die Wartburg, auf das Bauschaffen der Landgrafen von Thüringen zurück. Sie erbauten die Burg als Herrschaftsstützpunkt um das Jahr 1170. Aus dieser Zeit sind die Ringmauer, das Turmhaus mit Elisabethkemenate und Teile des Palas erhalten. Die Creuzburg zählt zu den größten erhaltenen Steinburgen der Romanik in ganz Thüringen.
Die Reichsburg der Kyffhäuser
Die Reichsburg auf dem kleinen Gebirge namens Kyffhäuser wurde 1118 zerstört. Die Wiederherstellung wurde erst nach Jahrzehnten unter Kaiser Friedrich I. Barbarossa abgeschlossen. Weithin sichtbar ist heute die imposante Bergfriedruine, Barbarossaturm genannt. Der Turm wurde in dem für die Stauferzeit typischen Buckelquadermauerwerk ausgeführt und erreichte damals eine Höhe von ca. 30 Metern. An der nördliche Ringmauer liegt der Brunnen, der bis in die dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts verschüttet war. Der Brunnen ist mit einer Tiefe von 176 m der tiefste Burgbrunnen der Welt.
Die Reichsburg Kyffhausen verbindet sich mit der Sage von der Wiederkehr des Kaisers Barbarossas und dem Einheitsstreben des deutschen Volkes.
Die drei Gleichen
Die drei Gleichen - bestehend aus der Burg Gleichen, der Mühlburg und der Wachsenburg - ist wohl die bekannteste Burgengruppe Deutschlands. Auf drei aufragenden Hügeln wurde die Burgengruppe zwischen dem 8. und 11. Jahrhundert gegründet.
Der Sage nach entstand der Begriff “Drei Gleichen” nach einem Kugelblitzeinschlag im Jahr 1231. Der Blitzeinschlag hatte zur Folge, dass die Burgen wie drei gleiche Fackeln brannten.
Die Mühlburg ist die älteste Burg der Drei Gleichen und zugleich die älteste Burg Thüringens. Die Wachsenburg ist heute ein Hotel mit Restaurant und Museum. Alle drei Burgen sind für die Öffentlichkeit zugänglich. Sie lassen sich gut erwandern - besonders schön ist dies im Frühjahr, wenn an den Burghängen die Märzenbecher blühen.
Die Bastille - das Schloss zu Weimar
Die Bastille ist Teil des UNESCO-Weltkulturerbes und geht auf eine Wasserburg zurück, die im 10. Jahrhundert erbaut wurde. Zwar wurde die Anlage im 17. und 18. Jahrhundert wiederholt Opfer der Flammen, doch bewahrte man den Bergfried und den Torbau als sichtbare Zeugnisse der barocken Baukunst. Der alte Bergfried veranschaulicht mit seinem mittelalterlichen Baukörper den Übergang von Burgen zu Schlossanlagen.